Gardetanz, Büttenreden und Gesang begeisterten Kleinmaischeid
Von Helmi Tischler-Venter
Wenn die große Bühne kaum Platz für alle Gardentänzerinnen bietet, pfundige Kerle in Tütüs umherschweben, zwei Bürgermeister in der Bütt stehen, über die Großmaischeider gelästert wird und der Sitzungspräsident gekonnt zur Gitarre singt, dann ist Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Kleinmaischeid.
Kleinmaischeid. Sitzungspräsident Martin Schmidt rief den Stoßseufzer aller Karnevalisten jubelnd in den Saal: „Wir dürfen endlich wieder Karneval feiern!“ Er konnte dabei in ein volles Bürgerhaus blicken. Der Besuch lohnte, denn Schmidt präsentierte „ganz viele Aktive und ein prall gefülltes Programm“, das bis weit nach Mitternacht andauerte. Danach lud die Partyband „Sunrise“ mit Live-Musik noch zum Weiterfeiern ein.
Das Rückgrat der KG sind die Tanzgarden, die allesamt Zugaben abliefern mussten. Bereits Vierjährige hüpften und galoppierten in regenbogenfarbenen Tüllröckchen für den Showtanz der niedlichen „Tanzmäuse“ zu dem passenden Lied „Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten!“
Die „neuen Senioren“ boten einen flotten Gardetanz in traditionellen rot-weißen Uniformen mit Dreispitz. Heftiger Applaus belohnte die gekonnte Darbietung dieser Formation auch bei ihrem seemännischen Showtanz „Volle Fahrt voraus“ mit präzisen Moves zu Shanty-Musik.
Wie in vielen Jahren zuvor spielte Sigrid Wendt als „Erna“ den Eisbrecher. Sie berichtete sorgenvoll von ihrem Kasimir, der für nichts mehr Lust habe, vom neuen Arzt, einer Ehe wie im Märchen und vom einträglichen Junggesellenabschied von Ortsbürgermeister Philipp Rasbach auf der Hamburger Reeperbahn. Ein Seitenhieb auf die „befeindeten“ Großmaischeider fehlte am Schluss nicht. Die Zuschauer hatten ihren Spaß.
Seinen allerersten karnevalistischen Auftritt bewältigte Verbandsbürgermeister Manuel Seiler zusammen mit seinem Kleinmaischeider Ortskollegen Philipp Rasbach in der Bütt. Schon bei der Begrüßung wurde Seiler lautstark von seinem Partner unterbrochen, weil er alles falsch mache, bedingt durch seinen „schweren karnevalistischen Migrationshintergrund“. Ausgestattet mit bunter Krawatte und Narrenjacke, fühlte sich der VG-Chef „direkt ein bisschen wohler“. Die beiden Kommunalpolitiker lästerten über Amtsmitarbeiter und -kollegen, wobei auch Philipp Rasbachs Vater Horst und Seilers Amtsvorgänger nicht verschont wurde. Besonders viel humoristisches Fett bekam der Großmaischeider Ortschef Guido Kern ab, weil er auf der Damentoilette fatalerweise die falschen Knöpfe bedient habe.
„Dat Model“ Birgit Fuß, das in der Modewelt auch „die Taille“ genannt wird, erzählte von einem Besuch ihrer Cousine in Paris. Dort wurde sie von Karl Lagerfeld als XXXL-Model entdeckt wurde und lief mit berühmten Kolleginnen wie Claudia Schiffer und Heidi Klum über den Laufsteg. Sie präsentierte in Kleinmaischeid ihr schickes Modell „Frühling im Herbst“, das von Gesicht und Figur ablenke, einen schlanken Fuß machenden Ohrringe und ihr Tattoo „Schwarzwälder Kirschtorte“. Ihr Fazit: „Dick ist schick und Schönheit braucht Platz!“, wurde mit viel Lachen und Beifall goutiert.
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Während der Pause bauten die beliebten und teilweise beleibten „Klosterbrüder“ ihr Bühnenbild auf, mit dem sie selbstironisch zum „Whale Watching“ einluden. Nachdem ein Hai die Schwimmer vertrieben hatte, erschienen die Herren zur Freude des Publikums als elfengleiche Balletteusen in leuchtenden Tütüs zum Formationstanz mit Pyramide und Pas de deux. Klosterbruder Bernd Frorath stellte den Neuzugang Markus Weilermann vor und bedankte sich bei Trainerin Lena Schmidt, die es besonders schwer gehabt habe mit der Truppe und nicht immer gewusst habe, ob sie sich gerade in der Schwangerschaftsgymnastik oder im Training mit den Klosterbrüdern befinde.
Stramme Waden konnten nicht nur die Klosterbrüder vorweisen. Einen optischen Glanzpunkt bildete der Auftritt des Dreigestirns der befreundeten Gäste aus Stromberg: Prinz Andre´ I. von Federliebe, Glanz und Glitter, mit Jungfrau Brunhilde alias Stefan Liffers und dem Bauern Dominic Maesgen samt Gefolge. Prinz, Bauer und drei Tänzerinnen brillierten im späteren Programm mit einem bewundernswert akrobatischen Tanzauftritt, bei dessen Hebefiguren Lampen und Dekoration der Halle in Gefahr gerieten.
Rolf Kuppler aus Mühlhofen kommentierte als befreundeter Büttenredner die Anleitung seiner Ehefrau zum richtigen Duschen aus seinem prollig-männlichen Blickwinkel. Richtig witzige Kommentare lieferte er spontan, als das Mikrofon des Elferrats ausfiel.
Sitzungspräsident Martin Schmidt stieg mit Gitarre in die Bütt, um allen anwesenden Altersgruppen etwas Passendes zu bieten: „Wir haben einen Bus und unser Busfahrer heißt Reiner“ für die Schulabgänger, nach der Melodie „We had Joy, we had fun“ eine tiefsinnige Analyse für das Mittelalter: „Wenn ich’s mir vorstell‘, dieses Jahr, als ihr so 13, 14, 15 wart“ und für die Alten „Schick a Rührei“ und „in der Weihnachtsschlägerei“.
Nach dem großartigen Auftritt des Allround-Karnevalisten gestalteten die 14 Showgirls mit einem rasanten Showtanz, der Hebefiguren und Pyramiden enthielt, den Höhepunkt des Abends. Nach ihrer Zugabe sang der Elferrat mit allen Aktiven den Finalsong: „Hej Kölle, du min Stadt am Rhing.“ (htv)
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