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Nachricht vom 23.01.2023    

"Der Besuch der alten Dame" im Alten Bahnhof Puderbach war ein Riesenerfolg

Kann man Gerechtigkeit kaufen und kann Böses durch die Rache ungeschehen gemacht werden? Dies ist das zentrale Thema von Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame", einer tragischen Komödie, die am Samstagabend vom Hohenloher Figurentheater im Alten Bahnhof in Puderbach zum Kultur-Auftakt des Jahres 2023 präsentiert wurde.

Johanna und Harald Sperlich zeigten das Geheimnis hinter ihren Puppen. (Fotos: Ulrike Puderbach)

Puderbach. Eine Frau, eine Menge Geld und eine heruntergewirtschaftete Stadt: Es ist ein unmoralisches Angebot, das Claire Zachanassian den Bürgern ihrer ehemaligen Heimatstadt macht - eine Milliarde für die Stadt im Austausch gegen den Mord an einem ihrer Bürger. Johanna und Harald Sperlich spielten das Stück mit ihren Puppen auf eine erfrischende und unterhaltsame Art, die auch den Zuschauer mitnimmt, der nicht unbedingt ein regelmäßiger Theatergänger ist. Sie eröffnen jedem den Weg zu Dürrenmatts Klassiker und am Ende bekamen sie donnernden Applaus von einem bis auf den letzten Platz und darüber hinaus besetzten Alten Bahnhof in Puderbach.

Nach 45 Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihre ehemalige Heimatstadt Güllen zurück. Güllen ist inzwischen zur Bedeutungslosigkeit verkommen und die Bewohner vegetieren in Aussichtslosigkeit vor sich hin. Claire hingegen ist Milliardärin geworden und die ganze Hoffnung der Stadt liegt nun auf ihrem Besuch, von dem die Stadtoberen sich wirtschaftliche Prosperität erhoffen. Und tatsächlich stellt Claire der Stadt eine Spende von einer Milliarde in Aussicht, allerdings unter einer Bedingung: Das Geld gibt es nur, wenn jemand der Einwohner ihren ehemaligen Geliebten, den Krämer Alfred Ill tötet. Alfred hatte sie hochschwanger sitzen lassen und seine Vaterschaft mithilfe einer Falschaussage abgestritten, um wie geplant in den Krämerladen einheiraten zu können. Klara Wäscher, wie Claire Zachanassian damals noch hieß, blieb nur der Weg in die Prostitution. Sie heiratete reich, vergaß allerdings nie ihren Groll auf die, die sie im Stich gelassen hatten und verwendete ihr gesamtes Leben darauf, einen Racheplan zu entwickeln, den sie schlussendlich auch mit diesem Besuch in Güllen zu einem furiosen Finale bringt.



"Die Welt hat mich zur Hure gemacht, jetzt mache ich sie zum Bordell." So erklärt Claire dem Bürgermeister, dass sie sich nicht von ihrem Racheplan abbringen lässt. Sie hat in der Vorbereitung ihres Plans nach und nach alle Firmen und Grundstücke des Ortes aufgekauft und den Ort bewusst in den Ruin getrieben. Jetzt spielt sie ihren Trumpf aus und gewinnt am Ende, weil die Güllener Bürger unfähig sind, die Wirklichkeit anders als materiell zu sehen.

Alfred, der sich zunächst fürchtet, als seine Mitbürger sich immer weiter verschulden und er erkennen muss, dass die Bürger sich nur noch durch seinen Tod aus ihrer Verschuldung befreien können, erkennt nach und nach seine Schuld. Versucht er zuerst noch wegzulaufen, findet er im Laufe der Zeit zur Einsicht und erwartet seinen Tod. In dieser Wandlung wächst er zu einer anderen Persönlichkeit heran.

Dürrenmatts Geschichte ist nicht an eine Epoche oder einen Gesellschaftsstand gebunden. Sie ist zeitlos und hält der Gesellschaft unbarmherzig einen Spiegel vor. Statusdenken überlagert Moral und Ethik und damit ist seine Kernaussage aktueller denn je. (Ulrike Puderbach)


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