Spatenstich für erste Lärmschutzwände der DB im Mittelrheintal
Von Wolfgang Tischler
Die Deutsche Bahn (DB) errichtet in 20 Kommunen vom rheinland-pfälzischen Leutesdorf bis nach Eltville in Hessen insgesamt 27 Kilometer Lärmschutzwände. Am 30. Januar startete symbolisch der Bau in den ersten sechs Orten. In Weißenthurm gab es den symbolischen Spatenstich.
Region. Bei der Planung und Umsetzung des Lärmschutzes ist die DB mit den Anwohnern über den 2012 gegründeten Beirat „Leiseres Mittelrheintal“ im direkten Austausch. Hier sitzen alle an einem Tisch: Bürgerinitiativen, Vertreter aus Politik und der DB. Das Obere Mittelrheintal ist in mehrfacher Hinsicht eine besondere Region: Es ist UNESCO-Weltkulturerbe und zugleich Teil einer der wichtigsten europäischen Schienenverkehrsachsen für den Nord-Süd-Verkehr. Durch die besondere Lage zwischen Fluss und Berghängen ergibt sich eine schallverstärkende Situation, zudem sind viele Ortsdurchfahrten sehr eng.
Am Montag, dem 30. Januar erfolgte der Startschuss für den Bau von 27 Kilometer Schallschutzwänden. Dafür investieren DB, Bund und Länder gemeinsam mehr als 130 Millionen Euro. Die Baumaßnahme wird sich bis 2028 hinziehen, da nur nachts gearbeitet werden kann, wenn keine Züge fahren. Bahnvorstand Huber sagte, dass pro Tag nur etwa vier Stunden gearbeitet werden könne und es deshalb den langen Zeitraum brauche. In Rheinland-Pfalz wird in 2023 in Weißenthurm und Brey gebaut.
Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur der DB: „Der Schienenverkehr für die Menschen im Mittelrheintal muss leiser werden. Nur so können wir hier und im ganzen Land die nötige Akzeptanz für die Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene gewinnen."
Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr: „Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir mehr Verkehr auf die Schiene verlagern, das Netz ausbauen und erweitern. Diese klimapolitische Notwendigkeit bedeutet für viele Menschen entlang der großen Schienentrassen eine große Belastung. Lärm ist unsichtbar, hat aber unmittelbaren Einfluss auf die Lebensqualität der hier lebenden Menschen: Er schreckt auf, er beeinträchtigt die Gesundheit, er raubt einem den Schlaf. Dessen sind wir uns sehr bewusst und investieren darum massiv in den Lärmschutz für die betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner.“
Katrin Eder, Staatsministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz: „Die Lärmbelastung durch den Schienengüterverkehr ist die Achillesverse des klimafreundlichen Verkehrsmittels Bahn. Im Mittelrheintal liegt die Lärmbelastung nach wie vor auf einem Niveau, das als gesundheitsschädlich einzustufen ist. Daher ist jede Maßnahme zu begrüßen, mit der das Belastungsniveau gesenkt wird. Für ein akzeptables Belastungsniveau, das den Betroffenen als langfristige Perspektive dienen kann, braucht es aber weitere Maßnahmen. Hierfür benötigen wir eine rechtliche Grundlage, wie die Einführung verbindlicher Grenzwerte.“
Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen: „Die Verbesserung der Lärmsituation in der einzigartigen Kulturlandschaft des Mittelrheintals durch die neuen Lärmschutzmaßnahmen ist unbedingt erforderlich. Auch wenn es sich bei den Rheinstrecken um Eisenbahninfrastruktur in der Zuständigkeit des Bundes handelt, werden deshalb die Länder mit der Beteiligung an den Baukosten im Sinne der vom Lärm betroffenen Bürgerinnen und Bürger einen Beitrag zum Schutz vor Bahnlärm leisten. Ziel sollte weiter sein, spätestens im Rahmen der geplanten Generalsanierung der rechten Rheinstrecke noch Mitte der zwanziger Jahre Lärmschutzmaßnahmen für weitere Kommunen umzusetzen.“
Willi Pusch, stellvertretender Vorsitzender des Beirates Leiseres Mittelrheintal: „Der heutige Baustart zeigt ganz deutlich: Die Arbeit des Beirats Leiseres Mittelrheintal lohnt sich! Das direkte Gespräch zwischen den Bürgerinitiativen, den verantwortlichen Politikern und der Deutschen Bahn hilft allen Anwohnern auf dem Weg zu mehr Lärmschutz im Mittelrheintal. Lärmschutzwände für 20 Kommunen – jeweils individuell gestaltet – sind ein weiterer wichtiger Meilenstein.“ Pusch forderte auch eine beschleunigte Planung und Entscheidung über den Rheintal-Tunnel als Entlastung.
Kritik von der Bürgerinitiative „Pro Rheintal“
„Wenn Lärmschutzmaßnahmen, die bereits vor zehn Jahren fällig waren, jetzt endlich begonnen werden sollen und nicht vor 2028 fertig sind, dann können wir nicht dabeistehen und Beifall klatschen, sondern müssen dieses Vorgehen scharf kritisieren“, sagt Frank Gross, Vorsitzender der Bürgerinitiative Pro Rheintal. Er hatte dieses endlose Hinauszögern bereits im Beirat „Leiseres Mittelrheintal“ kritisiert und das Gremium deshalb verlassen. (woti)
Lokales: Neuwied & Umgebung
Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!
Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder): |