Umgestaltung des Neuwieder Marktplatzes: Warum mussten 29 Linden gefällt werden?
Kahlschlag auf dem Neuwieder Marktplatz: 29 Linden sind kürzlich der Motorsäge zum Opfer gefallen, sehr zum Unmut vieler Neuwieder Bürger. Dahinter stecken die Pläne der Stadt zur Umgestaltung des Platzes, die noch in diesem Jahr vorangetrieben werden sollen. Die Kuriere haben nachgefragt.
Neuwied. Wenn auch nicht überall die nunmehr stattgefundenen Baumfällaktionen auf dem Marktplatz sowie an der Wilhelmstraße Anklang und erst recht keine Begeisterung fanden, so standen diese doch kürzlich im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Obwohl die Raumplanungen für den Marktplatz und auch für die Wilhelmstraße schon seit Längerem feststehen und auch bekannt gemacht worden sind, so war es doch nicht nur für die jeweiligen Anlieger beziehungsweise für die sich dort aufhaltenden Bürger schwer zu verstehen, dass wieder einmal eine umfassende Baumfällungsaktion vollzogen wurde, obwohl Bäume in jedem Fall zur Verbesserung des Klimas beitragen. Im Auftrag der Verwaltung hat nun der städtische Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Erhard Jung, konkrete Informationen über den Stand der aktuellen Situation bekannt gegeben.
"Durch die Untersuchungen im Rahmen des Städtebauförderprogramms 'Aktive Stadtzentren' im Jahr 2010 wurden erhebliche Probleme hinsichtlich des Marktplatzes bestätigt. Die Platzumgestaltung wurde daher als Bestandteil in das Programm aufgenommen. Mit den vorbereitenden Untersuchungen und Verfahren waren die entsprechenden Pläne konkretisiert und schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt worden, sodass mit der Umsetzung des Projektes nunmehr noch während der Laufzeit des Städtebauförderungsprogramms begonnen werden konnte."
Konkrete Pläne für den Marktplatz
"Ebenso liegen die konkreten Planungen in diversen architektonischen Darstellungen auch visuell vor, sodass sich alle Interessenten ein konkretes Bild von der Situation machen können", erläuterte Jung, indem er die jüngsten Maßnahmen hinsichtlich der Fällung der zumeist sehr alten Bäume entsprechend begründete.
In der Geschichte Neuwieds war der Marktplatz ein Zentrum öffentlichen Lebens in der Stadt. Die verkehrstechnische Bedeutung der Marktstraße als Zubringer zur Fährstelle am Rhein und die damit verbundene Bedeutung als Handelsweg unterstrich die Funktion des Marktplatzes als zentralem Handelsplatz und Treffpunkt der Bevölkerung sowie als Ort für öffentliche Proklamationen und weiteren Veranstaltungen. Im Laufe der Jahre jedoch hat der Neuwieder Marktplatz seine Funktion als Zentrum des öffentlichen Lebens in der Stadt eingebüßt und ist bis auf wenige Tage mit Veranstaltungen nur noch ein reiner Parkplatz. In neueren Veröffentlichungen heißt es: "Diese Monofunktion ist der Bedeutung des Platzes heute nicht mehr angemessen und schöpft das städtebauliche Potential nach Meinung von Rat und Verwaltung nicht aus." Wenn auch sehr wohl die eine oder andere öffentliche Veranstaltung, auch spezielle Märkte dort stattfinden, so stand doch die Absicht einer Umgestaltung schon länger im Raum, "wobei die vorhandenen Lindenbäume offenkundig solchen Planungen entgegenstanden, zumal die Baumqualität den entsprechenden Standards nicht mehr entspricht", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme seitens der Verwaltung, die davon ausgeht, dass dies auch künftig so sein wird.
Projekt noch in diesem Jahr beginnen
Mit den weiteren vorbereitenden Verfahren zur Umgestaltung des Marktplatzes soll noch in diesem Jahr begonnen werden, sodass eine Umsetzung des Projektes noch während der Laufzeit des Städtebauförderungsprogramms "Aktives Stadtzentrum Neuwied" realisiert werden kann. "Um das Programm gemäß den vom Rat beschlossenen Maßnahmen weiterzuführen, mussten die jetzt vorgenommenen Maßnahmen der Baumfällung schnellstens umgesetzt werden", so heißt es aus der Stadtverwaltung. Dabei sollen die noch verbliebenen Lindenbäume gemeinsam mit den neu zu pflanzenden Bäumen eine durchaus harmonische Verbindung ergeben und dem Platz seine besondere Atmosphäre vermitteln, die ihm durchaus seine ursprüngliche Würde wiedergeben kann, heißt es in den diversen Statements hinsichtlich des Fortgangs der entsprechenden Planungen.
Bei all dem bleibt den Menschen, die sich gern mit Bäumen umgeben, gesagt, dass natürlich Neuanpflanzungen auf dem neu gestaltetem Areal vorgenommen werden, die, zusammen mit anderen innovativen Planungen, ein städtebauliches Highlight ergeben werden, das bestimmt von den Bürgern angenommen wird. Wer bis dahin nicht warten möchte, dem sei der Besuch der Kirche und ihres umgebenden Geländes empfohlen, das eine Vielzahl von Bäumen umfasst und zweifellos zur inneren Einkehr und zum Wohlbefinden einlädt, wobei das Gotteshaus und die jeweiligen Bäume unbedingt zur Stille und inneren Einkehr beitragen. (Jürgen Grab)
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