Johannes Flöck erklärt auf lustige Weise Stressabbau für Hektikverweigerer
Von Helmi Tischler-Venter
"Wir wollen heute mit Optimismus und Offenheit, Forschergeist und Fantasie sowie Mut zum Machen eine Lebensqualität erzeugen, die sinnstiftend ist", mit dieser nobelpreisverdächtigen Prämisse, kreiert von künstlicher Intelligenz, eröffnete Comedian Johannes Flöck am 26. März sein lustiges "kürzestes Stress-Abbau-Seminar aller Zeiten" im Waldbreitbacher Hotel zur Post.
Waldbreitbach. Nachdem der Künstler 2009 beim Kabarett "à la surprise" das Publikum überzeugt hatte, füllte er 2009 und 2011 mit seinen Soloprogrammen den Rittersaal. Der fast Fünfundfünfzigjährige sieht inzwischen, unterstützt durch nachlassende Sehstärke, die Welt mit anderen Augen, denn im Leben ist es sehr oft eine Frage der Perspektive, und Optimismus ist gesund.
Hektikverweigerern empfiehlt Flöck den zwangsläufig entschleunigenden Besuch einer Postfiliale als Insel der Langsamkeit. "Du kannst dir auch langsam Mühe geben", ist eine seiner Einsichten und dass die besten Jahre erst noch kommen, wenn die guten vorbei sind.
Zu Hause schaffte die Freundin eine Wohlfühl-Oase nach Feng-Shui mit neuer Wandfarbe namens "Symphonie der Anmut", einem dezenten rosé-violett im komplett renovierten Schlafzimmer sowie einem manufakturierten teuren Bett samt dickem Topper und Kissensystem mit Memo-Funktion. Durch diese Einrichtung kann der Profi-Lieger im Bett gemütlich die Miete abwohnen.
Um unnötigen Stress zu vermeiden, bewegt sich der "in Köln lebende ältere Kowelenzer" gern in der schönen Natur mit frischer Luft, Vogelgezwitscher, wo er während des Gehens entspannen kann. Allerdings geht das nur mit atmungsaktiver Funktionskleidung. Durch Heinos Hütten-Song motiviert, unternahm Flöck mit seiner Freundin eine Bergwanderung zum 50. Geburtstag, während der seine atmungsaktive Regenjacke am Sockengestank erstickte und schnarchende Frauen beängstigende Geräusche von sich gaben.
Beim Besteigen des mit 1.345 Metern harmlos wirkenden höchsten Bergs in Schottland, Ben Nevis erlebte das Kölner Paar diverse mentale Phasen, vom Spaß beim Einstieg über Frust, Todesangst, Kurzatmigkeit, Glücksmoment bei der Rückkehr, Tiefschlaf und extremen Muskelkater.
Die permanente digitale Überwachung stresst, aber sie generiert auch neue Berufe wie "Influencer". Flöcks Zukunftstraum ist Influencer für Ältere zu werden, am besten in einer Alten-WG in der Eifel. Dazu gehören eine skurrile Tee-online-Esoterik, unechte Bio-Enten, sonntägliches Auslüften im Wald mit anschließendem gemeinschaftlichem Duschen und abschließender Party mit DJ "Kuki" Flöck. Zu diesem Zweck hat der DJ in spe zwei Songs kreiert, die er zur Abstimmung vortrug. In Waldbreitbach gewann der Rock‘n‘Roll-Titel "Wenn ich König der Alten wär" gegen das Hip Hop-Lied "Altersresignation lohnt sich nicht".
Als Zugabe präsentierte der Comedian seine zum Schreien komischen, aber leidvollen und traumatisierenden Erlebnisse bei einem Besuch im Kosmetikstudio. Anhaltender Applaus war der Lohn für einen sehr unterhaltsamen und entspannenden Abend. Weiter geht es am 23. April mit drei noch unbekannten Künstlern bei Kabarett à la suprise um 17.30 und um 20 Uhr. (htv)
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