Der Westerwaldsteig: Etappe 1 von Herborn nach Breitscheid
Von Katharina Kugelmeier
Wunderschöne Fachwerkhäuser, Steinkammern, endlose Weiten und ganz viel Natur – die erste Etappe des Westerwaldsteigs hat alles, was ein toller Wanderweg braucht. Dabei hat er mit 16 Kilometern eine durchschnittliche Etappen-Länge, wer diese Etappe gemeistert hat, kann optimistisch dem Weiterwandern entgegenblicken.
Westerwald. Einmal quer durch den Westerwald wandern, diese Möglichkeit bietet der Westerwaldsteig auf ganzen 235 Kilometern. In 16 Etappen führt er an den schönsten Orten im Westerwald entlang und erfordert mit insgesamt über 4.600 Höhenmetern ordentlich Kondition. Wer alle Etappen erwandert hat, der bekommt als Lohn die neue digitale Top Trail Wandernadel. Die erste Etappe von Herborn nach Beitscheid führt vom schönen Städtchen Herborn im Hessischen Westerwald an den Rand des Hohen Westerwalds. Mit etwas über 500 Höhenmetern auf 16 Kilometern hat der Start des Westerwaldsteigs es auch direkt in sich. Wer die erste Etappe erfolgreich schafft, braucht die weiteren nicht fürchten.
Start des Westerwaldsteigs ist auf dem Marktplatz des beschaulichen Städtchens Herborn. Eingerahmt von klassischen Fachwerkhäusern und mit einem barocken Löwenbrunnen lädt der Marktplatz zu einem kurzen Innehalten ein, bevor es mit dem ersten Abschnitt losgeht. Historisch gesehen macht dieser Startort ebenfalls Sinn, denn in einer Schrift zum Waldstück westlich des Königshofs von Herborn aus dem Jahr 1048 ist die erste Erwähnung des Westerwalds zu finden. Ganz so alt sind die Fachwerkhäuser der Stadt nicht, aber um die 400 Jahre hat das eine oder andere Häuschen schon auf dem Buckel. Bevor man Herborn in Richtung Natur und Tagesziel verlässt, sollte man allerdings noch einen Blick auf das Rathaus mit seinem kunstvollen Wappenfries richten.
Über die Dollenbergstraße und vorbei an vielen kleinen Lädchen und Cafés verlässt man Herborn und hat auch schon bald die festen Straßen hinter sich gelassen, um auf einem Waldweg das richtige Natur-Feeling zu bekommen. Ein Stück um den Dollenberg herum führt der Weg anschließend durch einen Schatten spendenden Mischwald hinunter ins Ambachtal und anschließend gleich wieder hinauf zum früheren gräflichen Jagddomizil Neuhaus. Durch das Donsbachtal kommt man schließlich an ein Highlight des Wegs, für das man sich unbedingt etwas Zeit nehmen sollte: den Uckersdorfer Vogelpark. Rund 100 Vogelarten können bei einem kurzen Abstecher in den Vogelpark bestaunt werden und der Streichelzoo sowie der große Kinderspielplatz sind vor allem für Kinder ein absolutes Muss. Der Vogelpark ist übrigens kein klassischer Zoo, sondern ein zum Arterhalt werden dort viele hochgefährdete Arten gezüchtet. Hier findet man auch den Aussichtsturm Dillblick, welchen man unbedingt erklimmen sollte, um den herrlichen Rundum-Blick zu genießen.
Weiter durch den Ort Uckersdorf wandert man schließlich stetig bergauf in Richtung Gonkelrain. Einmal über den Kramberg geht es dann auch schon wieder runter ins Tal zum Erdbach. Sein Plätschern begleitet einen allerdings nur kurz, denn der Erdbach verschwindet nach weniger Zeit im Kleingrubenloch und fließt rund einen Kilometer unterirdisch, bevor er schließlich in der Nähe vom Schützenhaus wieder an die Erdoberfläche zurückkommt. Weit ist es nun nicht mehr, bis man mit der "Großen und Kleinen Steinkammer" ein geschichtliches Highlight erreicht. Ob die Höhlen zu Zeiten vor mehreren tausend Jahren Wohnraum oder Grabstätte waren, darin scheiden sich die Geister. Gefunden wurden jedenfalls menschliche Gebeine. Ein Blick hinein lohnt sich jedoch allemal, denn die Kammern sind ein Stück frei zugänglich und laden zum Erkunden ein. Die Namen der Höhlen sind jedoch irreführend, die Kleine ist eigentlich die größere der beiden Höhlen.
Hat man die Felsen erklommen, geht es am oberen Ende des Steinbruchs entlang weiter zur Tropfsteinhöhle "Herbslabyrinth", welche Europas erste LED-beleuchtete Höhle ist. Von April bis Oktober ist diese an den Wochenenden geöffnet und da man auch das Etappenziel so gut wie erreicht hat, sollte man sich die Gelegenheit einer Besichtigung nicht entgehen lassen, wenn sie sich bietet. Auch tolle Veranstaltungen und Konzerte finden regelmäßig in der Schauhöhle in Breitscheid statt. Nach einem kurzen Stück durchs "Faule Feld" hat man schließlich das Etappenziel und die Dorfmitte von Breitscheid erreicht. Wer noch nicht genug hat, kann das Häfner- und Töpfermuseum im Ort besuchen, und etwas mehr über die Verarbeitung des Tons aus den umliegenden Tongruben erfahren.
Wer sein Tagesziel Breitscheid erreicht hat, findet in der Umgebung Übernachtungsmöglichkeiten. Da diese nicht in allzu hoher Zahl zur Verfügung stehen, sollte man sich vorher schon ein Plätzchen für die Nacht reservieren, falls man am nächsten Tag mit der zweiten Etappe weiterwandern möchte. Wer die Etappen nicht am Stück laufen möchte, kann von Breitscheid mit dem Bus (Linie 510) zurück nach Herborn. Wie bei allen Wanderungen, die nicht mehr als kleiner Spaziergang durchgehen, sollte unbedingt ein Rucksack mit Verpflegung, ausreichend Getränken und einem kleinen Erste-Hilfe-Set dabei sein. Festes Schuhwerk ist natürlich ebenfalls Pflicht. Für die kleine Portion extra Motivation: Mit der entsprechenden App für iPhone oder Android kann man seine Strecke nachvollziehen und sich die digitale Top Trail Wandernadel des Westerwaldsteigs erwandern. Dazu muss man unterwegs nur mit der App bestimmte Wegpunkte scannen.
Tour-Informationen:
Art: Fernwanderweg
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 16,1 km
Dauer: 5,5 Stunden
Steigung: circa 510 Höhenmeter rauf, 220 Höhenmeter runter
Familiengeeignet: bedingt
Beschildert: Ja
Beschaffenheit: überwiegend Feld- und Waldwege
Besonderheit: Westerwaldsteig
Startpunkt: Marktplatz in Herborn (Marktplatz, 35745 Herborn)
Zielpunkt: Rathausstraße in Breitscheid (Rathausstraße/Westerwaldstraße, 35767 Breitscheid)
Hinweis: Öffnungszeiten, Preise oder Fahrpläne bitte tagesaktuell prüfen!
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