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Nachricht vom 02.09.2011    

Die Dorfmoderation in den Dürrholz-Gemeinden beginnt

Heute Abend fand ein erstes Treffen statt – Die Bürger wollen mit Windkraft Geld verdienen

Daufenbach. Ins Gemeinschaftshaus kamen heute Abend 40 Bürger aus der Zusammenschlussgemeinde Dürrholz. Sie besteht aus den Dörfern Daufenbach, Muscheid und Werlenbach.

Heute Abend wurde der Prozess der Dorfmoderation für die Dürrholz-Gemeinden Daufenbach, Muscheid und Werlenbach in Gang gesetzt. Herr Pott vom Planungsbüro Dittrich (li.) ist fachlicher Koordinator des Projekts. Karl Hauck, Anette Wagner und die Mitarbeiterin Röder-Rasbach von der Kreisverwaltung (von links) sind gespannt auf die Ergebnisse. Fotos: Holger Kern

Ortsbürgermeisterin Anette Wagner begrüßte und stellte die Anwesenden vor. Hauptredner war ein Mitarbeiter des Ingenieurbüros Dittrich, Herr Pott. Von der Verbandsgemeinde Puderbach war Karl Hauck da, der die Bauabteilung leitet. Die Kreisverwaltung war vertreten von der für Förderanträge zuständigen Mitarbeiterin Röder-Rasbach.

In den drei Dörfern waren Fragebögen verteilt worden, von denen nur zehn Prozent ausgefüllt zurückgegeben wurden.

Ruth Holzapfel hat das Logo entworfen, mit dem Dürrholz jetzt in der Öffentlichkeit in Erscheinung tritt. Es zeigt drei Tannen und ein Wappen sowie den Namenszug Dürrholz. Die Dorfmoderation wird vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Sie dient dem Zweck, dörfliche Strukturen zu erhalten und auszubauen, um das Leben im Dorf für Jung und Alt attraktiv zu machen.

Das Planungsbüro Dittrich hat seinen Sitz in Neustadt/Wied und ist neben der Dorfmoderation auch im Hochbau aktiv. Herr Pott sagte, seine Firma betreue sehr viele Gemeinden bei der Dorfmoderation. In jedem Jahr werden im Kreis Neuwied drei Gemeinden gefördert. Alle drei werden in diesem Jahr vom Büro Dittrich betreut.

Voriges Jahr hat Dittrich in Oberdreis moderiert. Herr Pott erläuterte, wie die Arbeit dort gelaufen ist. Es gab dort neun Arbeitsgruppen mit jeweils vier bis fünfzehn Teilnehmern. Die Arbeit auch in den kleinen Gruppen sei teilweise sehr effektiv gewesen. Themen waren zum Beispiel der Friedhof und das Bürgerhaus. Manchmal stoppte die Arbeit, weil erst Entscheidungen des Gemeinderates abgewartet werden mussten.

Zusammen mit Kindern aus dem Dorf wurde der Spielplatz geplant und gestaltet. Die Eltern haben beim Aufbau geholfen. Ein weiterer Punkt war die Anlage eines Themenweges. Bis zur Fertigstellung hat es ein Jahr gedauert. Die Idee, ein Dorfmuseum einzurichten, war gescheitert, weil kein Geld dafür zur Verfügung stand.

Auf Dürrholz bezogen erwähnte Pott als positive Faktoren die besonders ruhige Lage von Muscheid und Werlenbach. Konkret losgehen mit der Dorfmoderation sollte es heute mit der Auftaktveranstaltung. Ende September ist eine Ortsbegehung geplant. Vorhandene Strukturen sollen genutzt werden. Das sind die schon existierenden Arbeitsgruppen und die Vereine in den drei Orten.

17 Kinder und 49 Erwachsene haben die Fragebögen zurück gegeben. In der mittleren Altersgruppe und von 18-24 gab es so gut wie keine Rückläufe. Die Kinder lobten an der Gemeinde besonders die Ruhe und die Dorffeste. Was ihnen fehlt: eine Fahrrad-Cross-Strecke, ein Klettergerüst auf dem Spielplatz, ein Tante-Emma-Laden und ein Jugendtreff. Gewünscht werden aber auch ein See zum Bootfahren und ein Kaugummi-Automat. Zwei Kinder wünschen sich jährliche oder monatliche Treffen mit den Kindern und Jugendlichen aus allen drei Dörfern. Ein Kind schlägt ein öffentliches Public-Viewing bei großen Fußballturnieren vor.



Gefragt, wie sie sich Dürrholz im Jahr 2030 vorstellen, antworteten die Kinder: größer, mehr Industrie, weniger Wald.

Den Erwachsenen gefällt an Dürrholz besonders die Dorfgemeinschaft, die Ruhe, der Waldlehrpfad/die Natur und das Vereinsleben. Als fehlend wurden genannt: ein Lebensmittelladen, Verkehrsberuhigungen an den Ortseingängen der Hauptstraße, schnelles Internet. Die Ortsbürgermeisterin sagte an dieser Stelle: Es wird in kürzester Zeit beim Bauern Norbert Kambeck in Daufenbach einen Hofladen geben. Diese Ankündigung begrüßten einzelne Zuhörer mit Applaus.

Zum Internet sagte Anette Wagner: Es gibt momentan kein Geld vom Land, deshalb ist keine Ausschreibung für ein schnelles Internet möglich. Ein Bürger fragte nach dem Mobilfunknetz, das er mit der Qualität „Steinzeit“ beschrieb. Hier gebe es momentan Aktivitäten bei der Verbandsgemeinde Puderbach, sage die Ortsbürgermeisterin.

Die Erwachsenen haben sich auf den Fragebögen gewünscht: gemeinsame Dorffeste, Fördervereine, ein Konzept zum Erhalt des Sportplatzes. In der Zukunft stellen sich die befragten Erwachsenen Dürrholz als einen Ort mit hohem Wohnwert und florierender Industrie vor. Allerdings befürchten sie, dass es weniger oder keine Vereine mehr gibt.

Die Ortsbegehungen finden zu folgenden Terminen statt:
Werlenbach am 30.9., 18 Uhr (Treffpunkt Dorfplatz),
Muscheid 1.10., 9.30 Uhr (Treffpunkt Spielplatz),
Daufenbach 1.10., 13.30 Uhr (Treffpunkt Spielplatz).
Bei jeder Begehung sollen möglichst Bürger aus allen drei Dörfern mitgehen.

Anschließend gab es einige Wortmeldungen der Zuhörer. Ein Bürger schlug vor, schnellstens fünf Windkraftanlagen in der Gemeinde aufstellen zu lassen, um damit Geld zu verdienen. Auch biete sich Dürrholz an für den Bau eines Pumpspeicherwerks. Mehrere Anwesende signalisierten Zustimmung. Die Ortsbürgermeisterin sagte dazu, dass Windkraftanlagen in Absprache mit der Verbandsgemeinde geplant werden müssen. Es gebe dazu auch neuere Überlegungen bei der Kreisverwaltung in Neuwied.

Ein Anwesender bot an, einen Kontakt zur Technischen Hochschule Aachen herzustellen, wo neuartige Windkraftanlagen entwickelt wurden, die sich horizontal drehen und nicht auf so hohe Türme gebaut werden müssen. Dem schloss sich ein Vorschlag an, ähnlich der Solargenossenschaft in Rengsdorf eine Windenergie-Genossenschaft in Dürrholz zu gründen.

Eine Frau, die überlegt sich in Dürrholz niederzulassen, machte den Vorschlag ein Landprojekt zur Verkohlung von Biomasse zu initiieren. Das Ziel dabei ist es, Land selbst zu bestellen und dort Nahrungsmittel anzubauen. Wie man sieht: Spontane Ideen für die Dorfentwicklung in den Dürrholz-Gemeinden gibt es schon reichlich. Holger Kern


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