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Nachricht vom 29.04.2023    

Bundeskongress für Kleinwüchsige: Treffen auf Augenhöhe in Bad Marienberg

Von Jennifer Patt

Rund 85 Mitglieder des Bundesselbsthilfe-Verbands kleinwüchsiger Menschen treffen sich an diesem Wochenende (27. April bis 1. Mai) in Bad Marienberg, bei ihrem jährlichen Bundeskongress, um über die Herausforderungen von Menschen mit Kleinwuchs in der Gesellschaft zu diskutieren.

Bundeskongress für kleinwüchsige Menschen in Bad Marienberg. (Fotos: Markus Würden)

Bad Marienberg. Viele Dinge im täglichen Leben bereiten Kleinwüchsigen Probleme, seien es Klassiker wie Parkuhren oder Bankautomaten. Auch komplexere und tiefergehende Problematiken wie Selbstakzeptanz spielen im Alltag der Betroffenen eine tragende Rolle. Seit nun 55 Jahren unterstützt der Bundesselbsthilfe-Verband Kleinwüchsiger Menschen e.V. (VKM) als bundesweiter Verein Betroffene. Rund 270 Mitglieder zählt der Verein. Der als gemeinnützig anerkannte Verein setzt sich für die sozialpolitischen und medizinischen Interessen kleinwüchsiger Menschen ein. Der jährliche Kongress wird an unterschiedlichen Orten ausgetragen. In diesem Jahr ist das Wildparkhotel in Bad Marienberg der Veranstaltungsort.

Treffen auf Augenhöhe
Wie enorm wichtig der Austausch zwischen den Betroffenen ist, verdeutlicht das Tagungsprogramm mit all seinen festgesetzten Schwerpunkten. In diesem Jahr liegt ein besonderer Fokus auf den "neuen Regelungen im Sozialrecht für Menschen mit Behinderung." Zwei Fachanwältinnen für Sozialrecht (Anja Bollmann und Karin Colli-Sauerbrey) stehen den Teilnehmern zur Verfügung und referieren in einem ausführlichen Seminar zu den entsprechenden Thematiken. Damit das Ganze nicht zu trocken wird, haben sich die Veranstalter ein individuelles Programm für das Wochenende einfallen lassen, wo auch der kulturelle und gesellschaftliche Teil nicht zu kurz kommt. Ein besonderes Highlight ist neben einer Modenschau für das Label "Auf Augenhöhe" auch der "Tanz auf Augenhöhe". Veranstalterin Sandra Berndt schwärmt noch von ihrem ersten Tanz von vor 30 Jahren: "Damals konnte ich das erste Mal meinem Tanzpartner in die Augen schauen, das war ein besonders prägender Moment für mich und ich erinnere mich noch heute gerne daran zurück."

Hilfe zur Selbsthilfe
Im Gespräch mit den Veranstaltern wird schnell klar, wie viel Herzblut und Leidenschaft hinter der Arbeit steckt. Voller Stolz präsentieren die Vorsitzenden die eigene Vereinszeitung "TROTZDEM": Die Vereinszeitschrift spiegelt die Selbsthilfetätigkeit wider und beinhaltet Aktuelles rund um das Thema Kleinwuchs. "Ich habe so viel Selbstbewusstsein durch die Arbeit im Verein bekommen", so Christel Meutel von der Landesverbandsleitung Nordrhein-Westfalen. Bundesvorsitzende Lydia Maus betont, wie wichtig der Austausch von Betroffenen untereinander ist: "So ein Treffen braucht natürlich auch Mut, viele Kleinwüchsige haben Hemmungen." Umso wichtiger ist die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Die Vorsitzenden wünschen sich von der Gesellschaft, nicht nur auf ihre Defizite reduziert zu werden. Am meisten wünschen sie sich Akzeptanz und Normalität. Die Offenheit zur Barrierefreiheit ist allerdings noch ausbaufähig.



Sportlicher Einsatz mit geringer Körpergröße
Die 59-jährige Karen Müller aus Flensburg, ebenfalls im Bundesvorstand, kann auf eine großartige Sportkarriere zurückblicken: 2004 nahm sie an den Paralympics in Athen teil. Sie wurde fünfte im Kugelstoßen und vierte mit dem Diskus. Voller Stolz erzählt sie von ihren Erfahrungen aus dieser Zeit. Auch heute sind Kleinwüchsige im Sport noch sehr aktiv: Die Weltsportspiele der Kleinwüchsigen werden in diesem Jahr vom 28. Juli bis 5. August in Köln ausgetragen. Auch hier zeigen sich einzelne Mitglieder des VKM aktiv. Besonders in den Disziplinen Tischtennis, Schwimmen, Boccia und Bogenschießen werden die Sportler zum Einsatz kommen. Bei der Veranstaltung geht es weniger um Leistungen, viel mehr ist es ein gemeinsames Erlebnis.

Was ist über Kleinwuchs aus medizinischer Sicht bekannt?
Der Verein beschreibt Kleinwuchs auf seiner Internetseite wie folgt: "Die weitverbreitete Annahme, Kleinwüchsige seien Zwerge oder stellten als 'Liliputaner' eine eigene Menschenrasse dar, ist Unsinn. Zwerge sind Märchenwesen und Liliputaner sind eine Erfindung von Jonathan Swift in seinem Buch 'Gullivers Reisen'. Kleinwuchs ist eine Wachstumsstörung, deren Ursachen nur teilweise bekannt sind. Darum sind auch Behandlungen weitgehend aussichtslos. Manche Kleinwuchsformen sind erblich, die Erkenntnis darüber ist aber noch ungenau. Um die Frage der Erblichkeit zu klären, muss im Einzelfall eine genaue Diagnose eingeholt werden. Kleinwuchs wird in vielen Fällen 'verdeckt' weitervererbt, das heißt, den normalgroßen Eltern ist nicht anzusehen, dass sie die Anlage besitzen, ein kleinwüchsiges Kind (neben normal großen Geschwistern) zu bekommen." (JP)


Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke  
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