Pressemitteilung vom 14.05.2023
Gemeinsam für die Artenvielfalt - Pflanzaktion für den Ameisenbläuling bei Dornbusch
Im Rahmen des Artenschutzprojektes Wiesenknopf-Ameisenbläulinge der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) wurde mithilfe des ANUAL e.V. und des Netzwerks "Blühende Landschaft Großer Wiesenknopf" auf dem Betriebsgelände der Firma Dornbusch GmbH gepflanzt.
Buchholz. Mittwochmorgen im Industriegebiet Buchholz-Mendt auf dem Betriebsgelände der Dornbusch GmbH: grauer Himmel, leichter Nieselregen, nach dem ersten Maiwochenende recht kühl. Trotzdem sind einige motivierte Freiwillige vor Ort, um Großen Wiesenknopf zu pflanzen. Doch warum ausgerechnet diese Staude und keine anderen Wildpflanzen oder gar eine Blühmischung?
Der Große Wiesenknopf ist die Wirtspflanze der beiden gefährdeten Schmetterlingsarten "Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling". Ihr Überleben ist an das Vorkommen gleich mehrerer Wirtsarten gebunden. Der Große Wiesenknopf bietet den erwachsenen Faltern Nektar sowie einen Ruhe-, Paarungs- und Eiablageplatz und auch die Raupen ernähren sich in den ersten Wochen ausschließlich von der Blüte der Pflanze. Später ziehen die Raupen zur Überwinterung in ein Ameisennest um, müssen dafür aber erst einmal von bestimmten Ameisen gefunden und nach einem komplizierten Ritual "adoptiert" werden. Da die Wiesenknopf-Bestände zurückgehen, nicht zur rechten Zeit blühen oder die richtigen Ameisen nicht (mehr) vorkommen, ist das Überleben der beiden Falterarten gefährdet.
Im Landkreis Neuwied, wo nur der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling vorkommt, hat die Gemeinde Buchholz einen besonderen Stellenwert. Hier kommen noch Restbestände der geschützten Art vor. Ausgerechnet im Böschungsbereich der B 8 ist eines der größten Vorkommen des Landkreises beheimatet. Ein eher ungünstiger Standort zwischen dem Luftsog der Autos, Abgasen, notwendigen Pflegearbeiten zur Verkehrssicherung und gemulchten Bereichen für den optisch gepflegten Eindruck. Die Bestände gehen hier seit Jahren zurück und scheinen sich momentan auch nicht zu erholen.
Der Arbeitskreis für Natur- und Umweltschutz Asbacher Land (ANUAL e.V.) setzt sich schon seit Jahren für den Bläulingsschutz im Norden des Landkreises ein. Seit Längerem besteht auch bereits eine Absprache zu einer angepassten Pflege mit dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM), der für die Straßenpflege zuständig ist. "Es ist jedes Jahr aufs Neue viel Abstimmung nötig, damit die Pflege entsprechend stattfinden kann. Aber es lohnt sich, denn vom Bläulingsschutz profitieren auch viele weitere Arten, die im Sommer auf Blüten, oder eine schonende Bewirtschaftung angewiesen sind", erklärt Robert Klein, erster Vorsitzender vom ANUAL e.V.
Seit 2020 ist auch das Artenschutzprojekt Wiesenknopf-Ameisenbläulinge der SNU in der Region aktiv und arbeitet eng mit dem ANUAL e.V. zusammen. "Auf lange Sicht wäre es toll, wenn sich die Population aus der Straßenböschung heraus auf umliegende Flächen ausweiten könnte, um sich zu erholen und widerstandsfähiger zu werden", erzählt Linda Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt. Daher auch die Idee, mit den Betrieben im angrenzenden Gewerbegebiet zusammenzuarbeiten. "Es ist toll, dass Herr Weiss von der Dornbusch GmbH positiv auf unsere Anfrage reagiert hat und eine Fläche zur Verfügung stellt", freut sich Leah Nebel, Projektleiterin.
Die Dornbusch GmbH ist 2020 an den neuen Standort in Buchholz-Mendt gezogen. Rund um die Gebäude gibt es Grünflächen, auf denen von der Firma bereits Obstbäume gepflanzt wurden. "Als das Projekt auf uns zukam, war für uns klar, dass wir das gerne unterstützen möchten. Heute ist doch jeder mitverantwortlich, etwas für die Natur zu tun. Daher freut es uns sehr, dass wir mit unserer Fläche einen Beitrag für die Schmetterlinge und die Artenvielfalt leisten können", erzählt Leon Weiss, einer der Geschäftsführer der Dornbusch GmbH.
42 Wiesenknopf-Pflanzen wurden daher von Freiwilligen des ANUAL e.V. und dem Netzwerk Blühende Landschaft in den Boden gebracht, die sich in den kommenden Jahren hoffentlich zu einem weiteren Trittstein für die Schmetterlinge entwickeln werden. Wer jetzt Lust bekommen hat, die Schmetterlinge und ihre Wirtspflanze in echt zu sehen, kann an einer der geplanten Projektveranstaltungen teilnehmen oder im Herbst beim Pflanzen oder Saatgut sammeln helfen: https://snu.rlp.de/de/projekte/wiesenknopf-ameisenblaeulinge/veranstaltungen/.
Hintergrund:
Das Artenschutzprojekt ist in den Landkreisen Ahrweiler, Altenkirchen, Neuwied und Westerwaldkreis aktiv. In der Gemeinde Buchholz nehmen neben dem ANUAL e.V. ein weiterer Verein, vier Landwirte und auch die Ortsgemeinde Buchholz selbst mit mehreren Flächen am Projekt teil.
Die Pflanzen werden im Auftrag der SNU aus im Projektgebiet gesammeltem Saatgut von der Wildpflanzengärtnerei Strickler aus Alzey nachgezogen. Die Förderung des Artenschutzprojektes erfolgt über EU- und Landesmittel aus dem ELER-Förderprogramm "Entwicklungsprogramm EULLE". Das Projekt verfolgt einen kooperativen Ansatz, wobei der Fokus auf der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft liegt. Mit einem Projektbudget von über einer Million Euro sollen im Norden von Rheinland-Pfalz zahlreiche Habitate für die Schmetterlinge verbessert oder wiederhergestellt werden. Die noch vorhandenen Populationen sollen ausfindig gemacht und langfristig gesichert werden. Begleitet wird das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Bis Sommer 2025 sollen bis zu 200 Hektar Flächen in geeignete Habitate mit einer angepassten Nutzung überführt werden.
Im Nachbarland Nordrhein-Westfalen läuft zeitgleich ein ähnliches Projekt in den Landkreisen Euskirchen und Rhein-Sieg-Kreis. Besonders grenzübergreifende Populationen, wie an der B 8, können von der engen Zusammenarbeit der beiden Projekte profitieren. Das NRW-Projekt wird federführend von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. für die beiden Biologischen Stationen der beteiligten Kreise durchgeführt.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://snu.rlp.de/de/projekte/wiesenknopf-ameisenblaeulinge/. (PM)
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