Pressemitteilung vom 20.05.2023
Klimakrise lässt auch den Kreis Neuwied nicht aus
Darum Klimaschutz überall anpacken: BUND-Exkursion zur Biogasanlage mit dem Verein für Erneuerbare Energien Anhausen-Meinborn und Wanderung mit dem Revierförster Frank Krause durch den von der Klimaveränderung geschädigten Wald zeigte Probleme auf.
Anhausen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND ist weiterhin im Kreis Neuwied aktiv. Beim Kampf gegen klimaschädliche Bauprojekte, insbesondere Ortsumgehungen und Neubaugebiete, die an vielen Orten heftige Proteste hervorrufen, berät der Verband betroffene Gruppierungen und Menschen und versucht so, die Umwelt- und Klimaproblematik ein Stückchen abmildern zu helfen. Auch Informationen direkt vor Ort können positive Projekte stärken und damit die Bemühungen für die Energiewende und den Erhalt unserer heimatlichen Ökologie voranbringen.
Diesem Zweck diente die kürzliche Exkursion einer BUND-Gruppe aus der Region Koblenz/ Neuwied. Die Klimaschützer nahmen dabei positive Eindrücke, aber auch Sorgen mit nachhause, seien es die langjährigen Energiewende-Bemühungen des Vereins für Erneuerbare Energien VFE Anhausen-Meinborn, die unübersehbaren Probleme beim Erhalt eines überlebensfähigen Waldes oder die fortschreitende Landschaftszerstörung im Kreis durch geplante Bauprojekte.
Kreis und Kommunen müssen beim Klimaschutz umlenken
BUND-Landesvorstandsmitglied Egbert Bialk und weitere Mitglieder des Umweltverbandes fordern nun alle politischen Entscheider auf, den Natur- und Klimaschutz auch im Kreis Neuwied verstärkt zu beachten und anzupacken: "Die Klimakrise schreitet immer schneller voran. Sie lässt auch den Kreis Neuwied nicht außen vor. Das Bundesverfassungsgericht hat uns allen aufgegeben, die Zukunft künftiger Generationen nicht länger so drastisch zu verbauen. Das gilt grundsätzlich auch für unsere Kommunen und Wirtschaft. Die Hitzesommer häufen sich, der Wald droht trotz des relativ nassen Frühjahrs zu verdursten und in weiten Teilen abzusterben.
Wetterextreme können auch bei uns größere Überschwemmungskatastrophen und Gebäudeschäden auslösen. Dies alles hat schwere gesundheitliche oder wirtschaftliche Folgen - global, aber auch in unserem Heimatraum. Was oft übersehen wird, ist der fortschreitende Verlust der Artenvielfalt und der Vitalität des Bodens. Die Politik, auch im Kreis Neuwied, muss endlich umdenken und umlenken. Jedes Zehntelgrad ist wichtig! Leider ist das aber bisher vielfach nicht zu erkennen, zum Beispiel bei den Bebauungsplanungen. Die Einhaltung des beschlossenen Kreis-Klimaschutz-Konzeptes wird bei den Bau- und Straßenplänen sträflich übergangen. Für einen fragwürdigen Zeitgewinn von wenigen Minuten werden unausgleichbare Schäden durch neue, breitere Straßen hingenommen. Bei der Energie- und Wärmewende belässt man es bei allgemeinen Appellen auf Beachtung fernerer Ziele. Dringende Reformen für mehr Klimaschutz, was ja dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen dienen würde, werden verschleppt oder durch manche Medien und Politiker kaputt geredet."
Besichtigung der Biogasanlage Anhausen
Der BUND freut sich darum besonders über Initiativen, die schon früh und weitsichtig für den Klimaschutz aktiv geworden sind. Dazu gehört zum Beispiel der Verein zur Förderung der Erneuerbaren Energien VFE Anhausen-Meinborn. Der Vorsitzende Clemens Pryss beschrieb die Geschichte des Vereins bei der Besichtigung der genossenschaftlich mitfinanzierten Biogasanlage durch den BUND unter anderem so: "Nach den aufrüttelnden Berichten des Weltklimarates IPCC wurde unser Verein im Jahre 2007 gegründet. Wir sind Initiator für die Biogasanlage, nach vielen Überlegungen und Analysen, was hier vor Ort möglich wäre. Nach Besichtigungen kamen schließlich die Ortsgemeinden und die Süwag Erneuerbare Energien und Wasser mit ins Boot, eine Genossenschaft wurde gegründet. Daneben gab es Infoveranstaltungen zum Energiesparen, Fotovoltaik oder "Sonnenfeste". Sobald das notwendige Kapital beisammen war, begann der Bau und die erste Inbetriebnahme 2012 der Biogasanlage und nach einer größeren Reparatur das Wiederanfahren 2014. Heute läuft die Anlage insgesamt gesehen gut. Der Generator hat eine Leistung von 635 kW. Dabei stehen noch 675 kW Wärme zur Verfügung, genutzt für die Beheizung der Fermenter und die Klärschlammtrocknung. Durch die Stromerzeugung werden bei 8300 jährlichen Volllaststunden 6,6 MW ins Netz eingespeist, mit wenig Abwärme und ohne atomaren Müll zu hinterlassen wie bei den Großkraftwerken. Die Verbindung von Strom- und Wärmeerzeugung zeigt so gegenüber herkömmlichen fossilen Verbrennungstechniken große Vorteile in der Effizienz und schont damit das Klima."
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Der Betriebsleiter der Anlage Holger Cronrath erläuterte der 20-köpfigen Besuchergruppe sehr anschaulich die einzelnen Anlagenteile, von der Silagelagerung über die beiden Fermenter zur Vergärung, der Gärrestelagerung bis hin zum Blockheizkraftwerk, wo das entschwefelte Gas verbrannt wird und einen Generator antreibt, und die Wärmerückgewinnung aus der Abgasanlage für den Eigenbedarf und die Trocknung angelieferten Klärschlamms. Auf den Substrat-Mix für die Vergärung angesprochen, erläuterte er, dass dieser in seiner Zusammensetzung behördlich genehmigt und auf 20 Jahre festgelegt ist. Der oft kritisierte Maisanteil ist so lange nicht zu reduzieren, etwa durch Grünabfälle.
Wald-Wanderung mit dem Revierförster
Zweiter Programmpunkt der BUND-Exkursion war eine Wanderung durch den nahen Wald zwischen Petershof und Kleinmaischeid. Förster Frank Krause gelang es, der Gruppe sehr anschaulich die Probleme des Waldes durch Trockenheit infolge der Klimaerwärmung und Borkenkäferbefall darzustellen, zeigte aber auch den Wert und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Holznutzung sowie die Bemühungen um den Aufbau eines naturverjüngten, standortgerechten Mischwaldes auf. Die Wanderung war so eindrucksvoll, dass der BUND Neuwied sie für weitere Interessenten zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal wiederholen will.
Weitere BUND-Veranstaltungen im Kreis Neuwied
Beim abschließenden gemütlichen Ausklang in einer Thalhauser Gaststätte wurden auch die geplanten BUND-Veranstaltungen besprochen: Am 24. Mai steht ab 18:30 Uhr in der Stadtbibliothek Neuwied das naturnahe Gärtnern im Mittelpunkt. Sigrid Tinz, eine Buchautorin aus Hannover, liest aus ihrem humorvollen Büchlein "Friede den Maulwürfen".
Am 21. Juni, 19 Uhr, stehen in Straßenhaus-Niederhonnefeld der Straßenbau und die Folgen für Klima und Natur auf der Tagesordnung, und einen Tag später beteiligt sich der BUND im Kino Neuwied nach dem Kohle-Ausstiegs-Film "Die rote Linie" an der Diskussion des veranstaltenden Studienseminars Realschule. Dort wird auch Antje Grothuis, langjährige Aktive im Braunkohlerevier, erwartet.
Weitere Informationen gerne beim BUND-Büro Koblenz, Telefon 0261-9724539, oder auf der Homepage des BUND Neuwied. (PM)
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