Viele trotzten dem Regen auf dem gut besuchten Kunst- und Handwerkermarkt in Dernbach
Großer Besucheransturm bis zur Mittagszeit – 2.000 bis 3.000 Besucher – Vielleicht schon 2012 wieder ein Markt
Dernbach. Schade, dass das Wetter auch dem Dernbacher Kunst- und Handwerkermarkt einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Ab dem Mittag litt die Großveranstaltung unter Dauerregen. Trotzdem, zieht Ortsbürgermeister Heinz-Rudi Becker Bilanz, waren noch 2.000 bis 3.000 Besucher da.
Am frühen Nachmittag bauten schon die ersten Kunsthandwerker ihre Stände ab. Einige trotzten dem Regen, unter ihnen die abgehärteten Oldtimer-Aussteller. Einer war mit seiner 30 Jahre alten 750-er Honda aus der Wiesbadener Gegend gekommen: „Ich muss heute noch 100 Kilometer nach Hause fahren. Da werde ich sowieso nass“, sagte der gut gelaunte 60-Jährige. Nebenan zeigte der Enkel eines langjährigen Ausstellers die selbst gebauten Dampfmaschinen seines Opas. Technikinteressierte auch älteren Baujahrs begeisterten sich sehr für die qualmenden, zischenden und stampfenden kleinen Maschinchen.
Ortsbürgermeister Becker äußerte schon mal den Gedanken: „Vielleicht warten wir nicht zwei Jahre bis zum nächsten Kunst- und Handwerkermarkt, sondern machen schon in 2012 wieder einen. Es ist einfach zu schade, die vielen leidenschaftlichen Aussteller so lange warten zu lassen.“
So einer ist zum Beispiel Simon-Gerhard Zantop aus Anhausen. Der gebürtige Puderbacher und leitende Mitarbeiter des Unternehmens Afflerbach hat schon Ausstellungen in Anhausen und in Puderbach gemacht, außerdem in Steimel auf dem Kartoffelmarkt und jetzt zum ersten Mal in Dernbach. Dabei sind seine Sammlungen von seltenen und historischen Werkzeugen aus den letzten zweihundert Jahren wahrscheinlich bundesweit einzigartig.
Zu seinem Hobby, das er leidenschaftlich betreibt, sagt Simon-Gerhard Zantop: „Ich stamme aus einer kleinen Landwirtschaft in Puderbach und mein Interesse für Technik und landwirtschaftliche Geräte ist geweckt, seitdem ich als kleiner Junge beim Opa auf der Mähmaschine gesessen habe. Ich besitze jetzt circa 5.000 Exponate zum Ausstellen, habe über 2.000 Werkzeugkataloge und Fachbücher über altes Handwerk, hauptsächlich in den Bereichen Holz und Stahlbearbeitung. Der Stellmacher ist mein Lieblingsberuf. Allein darüber habe ich Bücher, die einen erheblichen Wert darstellen. Die ältesten Bücher gehen bis ins Jahr 1760 zurück. Das älteste Werkzeug hier in Dernbach ist ein Hobel aus dem Jahr 1767.“
Ein Buch aus dem Jahr 1776 über das Stellmacherhandwerk, dass Simon-Gerhard Zantop frei zugänglich auf einen seiner Ausstellungstische im Dernbacher Gemeindehaus gelegt hat, hat einen Wert von 3.000 Euro. In einem Werk mit dem Titel „Der Schauplatz der Künste und Handwerke“ sind Tipps und Tricks für Handwerker beschrieben. Unter anderem der, erklärt Zantopo mit einem Schmunzeln, dass man ein Wagenrad mit einer Flüssigkeit aus Alaunschiefer und Urin feuerfest streichen kann. „Ob es wirklich funktioniert, habe ich aber nie ausprobiert!“
Auf die Gefahr für seine frei liegenden wertvollen und seltenen Ausstellungsstücke angesprochen meint der Sammler nur: „Wir passen schon auf, dass nichts passiert. Dafür habe ich auch extra meine Frau mitgebracht. Und die Leute sind schon sehr rücksichtsvoll und vorsichtig mit den alten Dingen, sogar die Kinder.“ Was auffällt an den Werkzeugen von Simon-Gerhard Zantop ist ihre Beschaffenheit: Sauber, aber nicht abgeschliffen oder neu gestrichen. Im Prinzip sehen alle Werkzeuge so aus, als habe sie ihr Besitzer nach getaner Arbeit gerade eben aus der Hand gelegt.
Der Kunst- und Handwerkermarkt in Dernbach ist eine Gemeinschaftsleistung der acht örtlichen Vereine, unterstützt vom Kindergarten und der Feuerwehr. Circa 80 Helfer und Betreuer, schätzt Ortsbürgermeister Becker, hat das Fest. Der Erlös wird auf alle mitwirkenden Vereine verteilt. Holger Kern
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