Pressemitteilung vom 14.06.2023
Kreis Neuwied braucht einen besseren Umwelt- und Naturschutz
BUND beleuchtet die Problemfelder im Landkreis und bereitet die Gründung einer eigenen Kreisgruppe vor – "BUNDter Thementisch" am 21. Juni in Niederhonnefeld.
Neuwied. "Viele Menschen sind derzeit unzufrieden mit der Politik. Hiergegen hilft nur eine Besinnung auf die Stärke der demokratischen Zivilgesellschaft. Es gibt nichts Gutes, außer man tut es, im Zweifel durch eigenes Anpacken," so BUND-Regionalbeauftragter Egbert Bialk aus Koblenz. "Das gilt auch für den Kreis Neuwied, wo der BUND verstärkt vor Ort umweltpolitisch aktiv ist und gerade eine eigene Kreisgruppe aufbaut.
Energie- und Bebauungspolitik stehen dabei im Mittelpunkt, aber auch Fragen der Gesundheit und Ernährung oder Artenschutzprojekte. Hier sägt ja die Kreispolitik leider oft an den Ästen, worauf wir alle sitzen", so Bialk: "Neben intensiver Unterstützung von Initiativen gegen umweltschädliche Projekte soll die Zusammenarbeit im Klima- und Naturschutz nun noch wirksamer werden. Örtliche Umweltaktive werden wir beraten und vernetzen."
Nächste öffentliche BUND-Veranstaltung für Mitglieder und Interessierte ist am Mittwoch, 21. Juni 2023, ab 19 Uhr, im Bgm.-Noll-Haus, Straßenhaus/Ortsteil Niederhonnefeld. Hierzu werden auch Mitglieder des BUND-Landesvorstands anwesend sein. Beginnend bei Verkehr, Klima- und strittigen Bebauungsplänen können alle Fragen des Natur- und Umweltschutzes aus der Region eingebracht werden.
Der BUND stellt zunächst fest: "Der Kreis Neuwied ist einer der schönsten Kreise im rheinland-pfälzischen Norden: In einer vielfältig abwechselnden Landschaft mit Wäldern, kleinteiliger Landnutzung und einem Netz von Bachtälern und der Wied bis hinunter ins urbane, wirtschaftlich prosperierende Neuwieder Becken und Rheintal, dem Trinkwasserreservoir der gesamten Region. Über gut ausgebaute Verkehrswege ist man an benachbarte Großstädte angebunden, die Menschen leben gerne hier und wollen ihre naturnahe Heimat genießen und geschützt sehen. Offensichtlich gilt das bei manchen Politikern als rückständig.
Trotz einer guten Infrastruktur und Vollbeschäftigung und trotz der sich verschärfenden Klimakrise, trotz Artenverarmung, man denke nur an die Insekten- und Vogelverluste, und trotz ausufernder Flächenversiegelung zählt bei der herrschenden Politik immer nur "mehr, größer, schneller"! Ein Straßenprojekt jagt das nächste, hunderte Hektar an Gewerbeflächen sollen noch hinzukommen, und über 40 Baugebiete werden beschleunigt durch die Räte gedrückt. Verbindliche Klimaschutzkonzepte werden dabei missachtet."
Dies werde insbesondere am Beispiel Straßenhaus deutlich: "Die Ortsteile werden zuasphaltiert und eingemauert, als gäbe es kein Morgen. In zahlreiche Schutzgüter bei Natur-, Landschafts- und Gewässerschutz wird so massiv eingegriffen, dass ein wirksamer Ausgleich nicht möglich ist. Im Ergebnis erhält man immer mehr Verkehr, schwerere Unfälle, schlechtere Luft und Klimagase. Ein Umdenken und Gegensteuern durch Teilhabe der betroffenen Bürger ist dennoch unerwünscht. Kosten und Nutzen dieser Fehlinvestitionen stehen in keinem Verhältnis, ziehen öffentliche Steuergelder aus notwendigen Aufgaben der Daseinsvorsorge und gefährden unsere Lebensgrundlagen, unser Zusammenleben und unsere Demokratie." Der BUND zieht ein ziemlich ernüchterndes Fazit und fordert: "Neuwied ist zwar noch ein lebenswerter Kreis, gerade gefährdet und verbaut der aber seine natürlichen Grundlagen. Denn: Die Grenzen des ökonomischen Wachstums sind längst überschritten, in vielen Bereichen, ob Verkehr, Landschaft, Zersiedelung, Energie, Gewässerschutz, Wald, Ernährung und Landwirtschaft oder Artenschutz. Es ist längst an der Zeit, innezuhalten und umzulenken."
Den Ansatzpunkt hierfür sieht der BUND in der Teilhabe der Zivilgesellschaft: "Es gibt im Kreis ja überall engagierte Bürger*innen, Gemeinschaften und Vereine, die diesem Hamsterrad eines zweifelhaften Fortschritts zugunsten von Gewinninteressen verantwortungsvolle Zukunftskonzepte entgegensetzen, und sei es nur durch einen klaren Stopp bei schädlichen Projekten. Diese kritischen und aktiven Einzelpersonen gilt es zusammenzuführen, die Natur- und Umweltgrüppchen zu vernetzen und deren Rechte und Wirkung zu stärken. Hier kann ein parteiunabhängiger gemeinnütziger Umweltverband ohne Profitinteresse hilfreich sein und ein wichtiges Korrektiv bei allzu karriere- oder lobbygetriebener Politik." Bialk ist überzeugt: "Ohne die demokratische Teilhabe ökosozialer Zivilverbände ist keine Gesellschaft in der Lage, seine Lebensgrundlagen und seine Zukunft nachhaltig zu bewahren und weiterzuentwickeln."
Der BUND blickt im Kreis Neuwied und in der Region auf zahlreiche positive Aktivitäten zurück, die Hoffnung machen und bittet die vielen Mitglieder, nun verstärkt aktiv zu werden und sich an der Organisation der Gruppe zu beteiligen: "In Straßenhaus springt der BUND der Bürgerinitiative gegen die landschaftsverschlingende Umgehungsstraße zur Seite, ebenso im Nachbarkreis Altenkirchen bei der B 8, denn solche sogenannten Umgehungen sind in Wirklichkeit Bundesfernstraßen und Autobahnzubringer mit erhöhten Gefahren schwerer Unfälle und negativen Klimafolgen.
Bei Dutzenden von Bebauungsplänen, die die Natur versiegeln und Hochwassergefahren heraufbeschwören, hat der BUND bereits Einwendungen eingereicht und Betroffene beraten. Seit seiner Gründung kämpft er gegen die unbeherrschbare Atomtechnologie, half mit, das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich zu stoppen. Er hilft aber auch mit, erneuerbare Energien voranzubringen. Die Zusammenarbeit mit dem Verein zur Förderung Erneuerbarer Energie Anhausen-Meinborn ist solch ein Mut machendes Beispiel. Auch die Themen Wald in der Klimakrise, gesunde Ernährung oder sicherer Radverkehr werden von uns verstärkt angegangen. Artenschutzprojekte, zum Beispiel für die Wildkatze oder den Gartenschläfer, stehen in der Region seit Jahren im Zentrum der BUND-Arbeit."
Dies alles soll bei den „BUNDten Thementischen“ vertieft besprochen und bei den folgenden BUND-Zusammenkünften angegangen werden, auch mit dem Ziel, eine ortsnähere und kreisweite Organisationsform aufzubauen. Das geht besser mit einer eigenständigen Kreisgruppe, natürlich in Zusammenarbeit mit benachbarten BUND-Gruppen und dem Regionalbüro Koblenz und dem Landesverband Rheinland-Pfalz.
Der stellvertretende Landesvorsitzende Michael Carl wird deshalb in Niederhonnefeld dabei sein, die Anliegen dort zusammen mit dem Regionalsprecher aufnehmen und zu diskutieren. Weitere Veranstaltungen des BUND sind geplant: Schon am Donnerstag, 22. Juni, geht es weiter mit einem Kinofilm zum Kohleausstieg ("Die rote Linie", zusammen mit Antje Groothuis und dem Studienseminar Realschulen im Kino Neuwied). Der nächste BUNDte Thementisch ist dann am Mittwoch, 12. Juli (in Neuwied, Näheres folgt noch), weitere Aktionen und Exkursionen folgen dann ab Sommer an verschiedenen Orten circa monatlich im Kreisgebiet.
Weitere Informationen/Kontakt: BUND-Regionalbüro Koblenz (Egbert Bialk), Telefon 0261-9734539 oder Mobil 01578 6257149. (PM)
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