Max Uthoff zündete kabarettistisches Feuerwerk in Rommersdorf
Von Helmi Tischler-Venter
Der aus der "Anstalt" bekannte Kabarettist Max Uthoff zündete bei den Rommersdorf Festspielen am Donnerstagabend, dem 29. Juni ein Feuerwerk seiner Verbalkunst, wobei die Wort-Raketen nicht nur schnell, schön und explosiv, sondern vor allem treffsicher waren und noch lange in den Köpfen der Zuhörer nachhallten. Ein unterhaltsamer Kulturabend mit Nachhaltigkeit vor ausverkauftem Haus.
Neuwied. "Kultur" sezierte Uthoff als fragwürdigen Begriff. Kultur könne Trost sein, aber auch politischer Nonsens. Er bedauerte besonders das Ableben einer Debattenkultur. Seinem bunt gemischten Kabarett-Publikum in der "krassen Location" Abtei Rommersdorf, die "ein bisschen wie das Badezimmer von Herrn Woelki aussieht", drohte der Münchener, es werde keinen schönen Abend genießen können, denn er rechne sich mehr der Zahnarztfraktion zu.
Bei seinen schmerzhaften analytischen Bohrungen in gesellschaftliche Erscheinungen traf der Künstler oft genau den Nerv, wobei er meist zu überraschenden Diagnosen gelangte. Zum Beispiel fragte er: "Was ist mit den Senioren los? Ein 72-jähriger Prinz wollte mit den Reichsbürgern die Bundesrepublik Deutschland umstürzen und eine 75-jährige Frau wollte Minister Lauterbach entführen, ergo kann unser Gesundheitssystem gar nicht so schlecht sein, wie es immer dargestellt wird."
Als "staatlich geförderter Mainstream-Kabarettist" puhlte Uthoff wortgewaltig in den kariösen Auffälligkeiten unserer Gesellschaft, sei es Musik für Leute, die sich so gar nichts aus Musik machen: Rammstein, Stromkosten, Wärmepumpen, Regenwald und Gletscherschmelze, Cannabis, Stockholm-Syndrom, die Fußball-Nationalmannschaft, Grabstein-Inschriften, Pandemie und Krieg. Die kritischen Einschläge wechselten in extrem rasantem Tempo die Richtungen und forderten das Denkvermögen des Publikums, das wurde ständig zwischen Entsetzen und Lachen hin und her gerüttelt wurde durch Aussagen wie: "Die durchschnittliche Lebenserwartung eines ukrainischen Soldaten an der Front beträgt vier Stunden" und "Ich brauche klare Feindbilder. Christian Lindner… An der Ampel ist die Unfallgefahr am höchsten, wenn es gelb blinkt."
Uthoff entdeckte politischen Dadaismus bei Markus Söder, erkannte Pazifismus bei der Deutschen Bahn und belegte, dass Deutschland als Mitglied der EU, die Flüchtlinge wissentlich sterben lässt, als kriminelle Vereinigung zu betrachten ist. "Blutvergießen wird im Kapitalismus erst aufhören, wenn man am Frieden mehr Geld verdient, als am Krieg."
Hundehalter und deren beste Freunde nahm sich der Kabarettist mehrfach vor, speziell irritierte ihn der Mops, der "aussieht wie eine Mischung aus Sofakissen, Fledermaus und Verdauungsstörung". Den Senioren erklärte er, Leben sei das, was passiert, während man auf das Öffnen der zweiten Kasse wartet.
In mehreren Szenen unterhielt sich der Sprachkünstler mit fiktiven Gesprächspartnern in unterschiedlichen Dialekten. Zwischendrin fiel der Satz: "Ich glaube nicht, recht zu haben, ich habe Recht!" Recht hat er.
Weitere sehenswerte Veranstaltungen in Rommersdorf finden Sie auf der Homepage der Stadt Neuwied. (htv)
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