Gleiche Chancen für alle Kinder: Der Kinderschutzbund in der Region
Von Jennifer Patt
"Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln", sagte bereits Astrid Lindgren. Die bekannte schwedische Schriftstellerin widmete viele ihrer Werke den Kindern. Wie wichtig eine Lobby für Kinder ist, verdeutlicht die bundesweite Arbeit des Kinderschutzbunds e.V. Doch welche Aufgaben stellen sich für die hiesigen Verbände in der Region?
Region. Der Kinderschutzbund (KSB) ist ein bundesweit vertretener, gemeinnütziger Verein und eine Lobby für Kinder. Er wurde 1953 gegründet und ist ein Dachverband von Landesverbänden, die derzeit etwa 430 Ortsvereine repräsentieren. Er setzt sich laut Satzung für den Kinderschutz, die Kinderrechte und die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern und ihren Familien ein. Der Verband ist nach eigenen Angaben parteipolitisch und konfessionell ungebunden und will auftretende Missstände aufspüren, Politiker und Verwaltung zum Handeln drängen und durch eigene Initiativen eine kindgerechte Gesellschaft herbeiführen. Mit unterschiedlichen Kampagnen wird die Öffentlichkeit auf Problematiken hingewiesen und für Thematiken im Kinderschutz sensibilisiert. Neben Beratungsangeboten bietet der Kinderschutzbund auch individuelle Hilfe an. Als besondere Schwerpunkte des Kinderschutzbundes liegt neben der Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland, in der Gewaltprävention, sowie Schutz vor Vernachlässigung von Kindern. Besonders bekannt ist die sogenannte "Nummer gegen Kummer", die den Kindern die Möglichkeit einer kostenlosen und anonymen Telefonberatung bietet.
Zur Geschichte des Kinderschutzbundes
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand in Deutschland keine verbandliche Kinderschutzarbeit. 1953 gründete der Hamburger Arzt Fritz Lejeune den Kinderschutzbund, der jedoch sozialpädagogisch und sozialpolitisch vorerst nur geringe Bedeutung erlangte. Lejeune kam in seiner Praxis täglich mit Spuren der Gewalt in Kontakt. In der Nachkriegszeit war die Prügelstrafe ein gängiges Mittel der Erziehung. Schon wenige Jahre nach der Gründung arbeitet der Kinderschutzbund in der ganzen Bundesrepublik. Besonders in den ersten Jahren plädierte der Kinderschutzbund für die Abschaffung der Prügelstrafe in der Schule und im häuslichen Umfeld. Über 20 Jahre lang kämpft die Organisation dafür, dass Kinder per Gesetz vor Gewalt geschützt sind. Seit 2000 steht im Bürgerlichen Gesetzbuch: "Jedes Kind hat das Recht auf gewaltfreie Erziehung."
Die Arbeit des Kinderschutzbundes in der Region
Viele Angebote bestehen insbesondere in der Region. Der Ortsverband des Kinderschutzbunds Betzdorf-Kirchen e.V. bietet mit seinem "Kinder-Kleider-Laden" in der Betzdorfer Viktoriastraße gut erhaltene Kinderbekleidung, Spielsachen, Kinderwagen und vieles mehr zu kleinen Preisen. Jeweils Dienstag und Freitag ist der Kinderladen von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet. Zusätzlich geöffnet ist das kleine Geschäft jeweils am ersten Donnerstag im Monat, 14 Uhr bis 17 Uhr. Alle Mitarbeiter des Ladens sind ehrenamtlich tätig und der Verkaufserlös kommt ausschließlich der Arbeit im Ortsverband zugute. Leider wird der Arbeit immer wieder Grenzen gesetzt, weil notwendige ehrenamtliche Mitarbeiter fehlen. Der Kinderschutzbund ist ein ehrenamtlich geführter Verein und dringend auf Menschen angewiesen, die sich sozial engagieren möchten.
Der Kreisverband Altenkirchen des Kinderschutzbundes ist schwerpunktmäßig in der Prävention im frühkindlichen Bereich tätig. Vorsitzende Beate Saddeler-Hassel berichtet über ihre Arbeit: "Kreisweit führen wir Willkommensbesuche bei Familien mit Neugeborenen durch und überreichen eine Tasche mit wertvollen Informationen rund um die ersten Lebensjahre und nützlichen kleinen Geschenken. Bei unserem Angebot 'wellcome' unterstützen und entlasten Ehrenamtliche Familien in den ersten Monaten nach der Geburt ihres Kindes. Des Weiteren bieten wir Babymassage, Babyzeit- und Eltern-Kind-Gruppen nach E. Pikler an, um die Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern und Eltern die Möglichkeit zu bieten, Kontakte zu knüpfen und sich untereinander zu vernetzen. Unser Lernpatenprojekt ist an verschiedenen Grundschulen in der VG Altenkirchen aktiv."
Auch der Kinderschutzbund des Kreises Neuwied setzt auf ehrenamtliche Mitarbeiter. Katharina Stertz vom KSB Neuwied betont im Gespräch, dass ihre Arbeit ohne Ehrenamtler nicht möglich ist. Neben einem fachlichen Kernteam von fünf Mitarbeitern besteht der Neuwieder Kreis aus etwa 100 Ehrenamtlichen. "Das Engagement im Kreis Neuwied ist sehr hoch, neben der zeitlichen Unterstützung zählt auch die finanzielle Unterstützung in der Form von Geld- und Sachspenden. Wir wünschen uns weiterhin eine rege Unterstützung aus der Bevölkerung und bedanken uns bei allen Beteiligten." Der Fokus im Kreis Neuwied liegt besonders in der Neuwieder Innenstadt, dem sogenannten "Brennpunkt" der Stadt. Der "offene Treff" im sogenannten Regenbogenhaus bietet Kindern eine Anlaufstelle zur Freizeitgestaltung, aber auch für individuelle Hilfsangebote. Kinderarmut spielt laut Stertz eine immer größere Rolle. Gerade in diesen Zeiten spüre man die Auswirkungen sehr deutlich.
Der Kinderschutzbund Westerwald zentriert sich unter anderem auf die Schulsozialarbeit. Auf ihrer Internetseite schreiben sie hierzu: "Nicht nur mit 'Mobilen Sorgenbüros' sind wir fest an Schulen engagiert, sondern auch in der Schulsozialarbeit. Wir halten diese Lösung für sehr zweckmäßig: Im Unterschied zu manchen kommunalen Insellösungen bieten wir den Mitarbeitern den Halt eines Teams, den ständigen Austausch, Fortbildung und die Supervision in der Gruppe." Der KSB Westerwald bietet auch regelmäßig Kurse an. Zuletzt im Februar zum Thema "Grenzen setzen ist nicht schwer" (Wir berichteten). Der zehnteilige Elternkurs wird ab dem 20. September in Kooperation mit dem Kindergarten "Sonnenschein" in Höhr-Grenzhausen wieder angeboten. (JP)
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