Nachhaltigkeit im Homeoffice – wie funktioniert das?
RATGEBER | Spätestens die Coronapandemie hat das Arbeitsmodell Homeoffice mittlerweile als feste Option in den meisten Unternehmen verankert. Doch während an diversen Unternehmensstandorten Personal Zusatzaufgaben übernommen hat, beispielsweise in Form von Energiemanagern oder Nachhaltigkeitsbeauftragten in Unternehmen, steht zu Hause kaum jemand parat, um den mahnenden Zeigefinger der Nachhaltigkeit im Homeoffice zu erheben. Grund genug, einmal nachzuhaken, wie nachhaltig die Arbeit in den eigenen vier Wänden überhaupt ist und welche Möglichkeiten es gibt, auch zuhause nachhaltig zu arbeiten.
Studie zeigt: Homeoffice wirkt sich positiv auf das Klima aus
Wie das sein kann, erschließt sich schnell mit dem Verweis auf diese Argumentation: Zwar wird zu Hause mehr Energie für meist weniger Akteure aufgewendet als in einem Bürokomplex, dafür ist das Sparpotenzial bei CO₂ immens, denn der Fahrtweg fällt weg. Wer also heute – nach Ende der pandemischen Lage – noch immer im Homeoffice tätig ist, trägt dazu bei, dass sich der CO₂-Ausstoß deutlich verringert, der allein schon durch die Fahrt zur Arbeit anfällt. Einsparpotenzial besteht einer Studie des Öko-Instituts zufolge nach wie vor bei Wegen von und zur Arbeit. Betriebliche Wege und auch Dienstreisen sind mittlerweile wieder möglich und schlagen natürlich auch auf dem CO₂-Konto zu Buche. Während der Pandemie wurden 38 Milliarden Kilometer, die sonst im Auto zurückgelegt worden wären, nicht zurückgelegt. Hochgerechnet heißt das: Als noch die meisten Pendler im Homeoffice tätig waren, ergab sich daraus ein Sparpotential von acht Millionen Tonnen CO₂.
Die Kehrseite der Medaille sind hingegen die Energiekosten, heißt es in der Studie. Wer im Homeoffice arbeitet, verbraucht Energie, obgleich diese in aller Regel allein genutzt wird. Zum Vergleich: In einem Unternehmen nutzen viele Mitarbeitende die Energie in Form von Heizung und Strom. Auch der Internet-Provider bietet schnelles Internet für alle Mitarbeitenden, wohingegen zu Hause die Kosten für Heizung, Strom und Flatrate nur auf eine Person umgelegt werden können. Sogar bei der Verpflegung geht es insbesondere in den Unternehmen recht effizient zu, die eine Kantine unterhalten und eine große Schar an Essern vergleichsweise effizient bekochen können.
Doch welche Rückschlüsse, Tipps und Maßnahmen lassen sich daraus für die Zeit im Homeoffice ableiten? Welche Stellschrauben zum Sparen gibt es zu Hause?
So wird die Arbeit auch im Homeoffice nachhaltig
Wer zu Hause nachhaltig arbeiten möchte, kann diese simplen Tipps und Tricks anwenden, um in Eigenregie Energie zu sparen, was letztlich gut für die Umwelt und das eigene Portemonnaie ist.
- Wer zahlreiche Stunden in Videokonferenzen zubringt, könnte mit einer offline geschalteten Kamera einiges an CO₂ sparen. Wer eine Stunde lang an einer Telefonkonferenz teilnimmt, produziert so 1.000 Gramm CO₂. Ohne Kamera sind es gerade einmal vier Gramm. Wer also keine Verpflichtung vom Chef auferlegt bekommt, die Kamera anzustellen, könnte an dieser Stelle nachhaltig agieren.
- Besonders nachhaltig und auch praktisch ist es, wenn die Arbeit größtenteils digital absolviert werden kann. Das verhindert das Hin- und Herschleppen von Ordnern von der Arbeitsstelle ins Homeoffice und zurück und reduziert natürlich auch Papier- und Druckkosten. Wer nach wie vor wichtige Dokumente ausdrucken muss, kann mittlerweile dennoch nachhaltig agieren, beispielsweise wenn die Tinte aus recycelten Tonerkartuschen kommt oder wenn bei der Produktion von Tonern und Trommeln weitestgehend auf Plastik verzichtet wird. Tonerpartner hat beispielsweise eine greenline-Produktlinie aufgelegt. Die Produktverpackung bestehe zu 50 Prozent aus Gras, heißt es seitens des Unternehmens. Versandt werden alle Produkte mit DHL GoGreen.
- Der Versand von Postsendungen mit DHL GoGreen hilft auch im Homeoffice dabei, Energie zu sparen. Hinter diesem nachhaltig klingenden Label verbirgt sich der klimaneutrale Versand sowie der Ausgleich der Emissionen, die beim Versand entstehen, durch die Investition in Klimaschutzprojekte. Neben dem Empfang CO₂-neutraler Pakete ist auch die Paketmitnahme möglich, die den Weg zur Post und den damit verbundenen CO₂-Ausstoß reduzieren kann.
- Elektrogeräte sollten weder im Privaten noch im Homeoffice auf StandBy stehen, denn so werden sie zum heimlichen Stromfresser, ohne dass sie gebraucht werden. Grundsätzlich ist bei der Anschaffung von Elektrogeräten ebenso wie bei der Wahl der Beleuchtung auf energiesparende Modelle zu achten. Das entsprechende Energielabel sorgt für Transparenz und hilft dabei, Energie zu sparen.
- Übrigens kann auch im Homeoffice – ohne Verpflegung aus der Kantine – nachhaltig agiert werden. Wer beispielsweise vorkocht und das Mittagessen nur noch erwärmen muss, bekommt meist gesünderes Essen auf den Tisch als dies der Pizzaservice um die Ecke mit reichlich CO₂-Ausstoß auf dem Weg überhaupt liefern kann. Wer darüber hinaus die Lebensmittel regional und saisonal einkauft, beispielsweise in den Hofläden der Region, handelt doppelt nachhaltig. Dass sich die Qualität in den Hofläden der Region sehen lassen kann, hat erst in diesem Jahr der Hofladen Albertshof bewiesen, der die Auszeichnung als Deutschlands bester Bio-Hofladen erhielt.
Co-Working-Spaces als Alternative?
Wenn Mitarbeitende in einem Co-Working-Space arbeiten, weil zu Hause nicht ausreichend Ruhe herrscht oder Platz vorhanden ist, um konzentriert zu arbeiten, trägt das nur bedingt zur Nachhaltigkeit bei. Sinnvoll und gut geeignet, um etwa CO₂ einzusparen, sind firmeneigene, dezentrale Co-Working-Spaces, die allerdings nicht mit Modellen wie dem Pop-up Co-Working-Space in Bad Honnef vergleichbar sind, der sich eher an Freelancer richten.
Bei einem dezentralen Co-Working-Space müssen nicht alle Mitarbeitenden in die Zentrale kommen, um dort ihrer Arbeit nachzugehen. Gründet eine Firma ein eigener Co-Working-Space als Satellitenbüro, muss gut durchdacht werden, wo sich diese Außenstelle befinden sollte. Nur wenn die Außenstelle gut und schnell erreichbar ist, bietet sie CO₂-Sparpotential. So macht es beispielsweise durchaus Sinn, eine Forschungseinrichtung eines Unternehmens, in dem Studenten und Absolventen tätig sind, universitätsnah zu errichten. Meist schwingen sich vor allem junge Leute aufs Rad, um klimaneutral zur Arbeit zu kommen. Valide Zahlen zu Satellitenbüros gibt es aktuell noch nicht. (prm)
Autor: Maike Schaaf