Pressemitteilung vom 22.08.2023
Profis am Herd werden zu schlecht bezahlt - Die Folge: Personalmangel
Der Geschäftsführer der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Mittelrhein schlägt Küchen-Alarm für die Gastro-Szene. Der Personalmangel in Gastronomie- und Hotelbetrieben sei vor allem auf mangelnde Perspektiven nach der Ausbildung und insbesondere auf viel zu niedrige Gehälter zurückzuführen. Die Leidtragenden seien nicht nur die Betriebe selbst, sondern gerade auch die Bevölkerung, die immer öfter vor verschlossenen Türen steht.
Neuwied. Die Küche bleibt kalt – und das immer öfter: Ob Restaurant, Gaststätte oder Biergarten – in der Gastronomie im Kreis Neuwied gehören reduzierte Öffnungszeiten zum Alltag. "Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen hinausfährt oder etwas trinken möchte, sollte sich vorher im Internet oder per Anruf erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt", rät Volker Daiss von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
Auszubildende fehlen
Viele Gaststätten und Restaurants hätten bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. "Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends deutlich früher. Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme", ergänzt Daiss. Der Grund liege auf der Hand: zu wenig Personal. Hotels,
Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés, Caterings, fast überall werde händeringend Unterstützung gesucht. Laut Arbeitsagentur warten derzeit 24 unbesetzte Jobs im Kreis Neuwied auf Köchinnen und Köche. Aber auch um den Nachwuchs mache sich das Gastgewerbe Sorgen: Für die Azubi-Suche in diesem Jahr läuft der Countdown. Und es sieht nicht gut aus. Denn eigentlich sollten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein.
Gewerkschaft macht Löhne für die Situation verantwortlich
In der Gastro-Branche müsse sich laut Daiss einiges ändern: "Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal", rät er. Konkret peilt er dabei für die Zukunft einen Gastro-Start-Lohn von 3.000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem Vollzeit-Job weiterarbeiten.
Daiss ist überzeugt: "Das muss die Branche hinbekommen. Denn wer seine Ausbildung in der Küche, im Service oder im Hotel abgeschlossen hat, braucht eine klare Perspektive. Egal, wo eine Köchin, ein Kellner oder eine Hotelfachfrau hingeht – egal, an welcher Hotelbar, an welcher Rezeption, bei welchem Caterer oder in welchem Biergarten es einen neuen Job gibt: Der faire Einstiegslohn liegt bei mindestens 3.000 Euro."
Von fairen Löhnen seien viele Beschäftigte der Branche heute immer noch weit entfernt: Nicht selten würden Köche und Kellnerinnen im Kreis Neuwied nah an der Mindestlohnkante von 12 Euro pro Stunde entlohnt. Ein Großteil der Gastro-Betriebe würde noch immer keinen Tariflohn zahlen. "Das ist natürlich ein Unding, wenn man gute Leute sucht", regt Volker Daiss die Branche zum Nachdenken an. (PM)
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