Marius Müller-Westernhagen: Superstar, von dem man nichts weiß
Von Helmi Tischler-Venter
Jeder kennt den Namen und einige Songs des berühmten Sängers und Schauspielers Marius Müller-Westernhagen. Doch seine Person und Familie hat der Prominente stets aus den Medien herausgehalten. Dem Autor Friedrich Dönhoff ist es gelungen, sich dem Mann in einem literarischen Porträt anzunähern.
Neuwied. Im Rahmen der Westerwälder Literaturtage, die sich in diesem Jahr "Westwärts" bewegen, las Friedrich Dönhoff am Donnerstag, 24. August im Festsaal des Roentgen-Museums Neuwied aus seinem neuen Buch "Marius Müller-Westernhagen". Überwiegend erzählte der Autor, wie sich die Zusammenarbeit mit dem Künstler gestaltete, weil das "Making-of" die Zuhörer am meisten interessierte.
Der Impuls ging von Dönhoffs Verleger aus, der beide Männer kannte und eine Zusammenarbeit für machbar hielt. Tatsächlich entwickelte Dönhoff schnell eine gute Verbindung zu Müller-Westernhagen, den er als bodenständigen, bescheidenen Menschen mit höflichen Umgangsformen kennenlernte. Er traf den Star zwanzigmal zu Gesprächen in dessen Berlin-Charlottenburger Wohnung oder bei Spaziergängen. Dabei erwies es sich, dass der Interviewte, der im Dezember 1948 in Düsseldorf als Sohn des Schauspielers Hans Müller-Westernhagen geboren wurde, im Umgang mit Mikrofonen erfahren war und keinerlei Probleme mit Aufzeichnungen hatte. Der Autor hat die Kindheitserinnerungen genauso wie das Leben des 75-jährigen Mannes alle gleichwertig im Präsens geschrieben.
Müller-Westernhagen erinnert sich an eine Episode im Jahr 1957. Seine Mutter ist nervös, weil die berühmte Schauspielerin Hilde Krahl zu Besuch kommt. Der Gast erzählt die Geschichte vom Jungen mit dem roten Ball und verspricht dem kleinen Marius das Buch als Geschenk. Daraufhin lauert der Junge der Schauspielerin vor dem Hotel auf. Tatsächlich schenkt ihm Krahl das Buch mit persönlicher Widmung.
Ein anderes Jugenderlebnis, bei dem Marius von einer Menschenmenge lebensbedrohlich fest gegen das Gitter des Tors am Fußballstadion gedrückt wird, führt bei Müller-Westernhagen dazu, dass er bei Menschenmassen zukünftig vorsichtig bleibt.
Marius nimmt sich einen Spruch seines Vaters zu Herzen: "Kunst kann nur entstehen, wenn der Künstler aus sich selbst schöpft." Müller-Westernhagen stellt fest, dass das Publikum immer spürt, ob man wahrhaftig ist oder nicht. Er weiß, dass er es sich leisten kann, nur die Kunst zu machen, die er will. Dafür musste er sich als Mitglied einer Coverband von Rockmusik gegen seinen Plattenproduzenten Siggi Loch durchsetzen.
1963 leidet Marius als Schüler des Humboldt-Gymnasiums unter den brutalen, antiquierten Methoden seines Französischlehrers. Daher meldet ihn der Vater kurzerhand von der Schule ab und lässt ihn vor der Kamera agieren.
An Marius 15. Geburtstag beeindruckt ein besonderes Geschenk den Jugendlichen: eine Single der neuen Band "Beatles" mit dem Titel "I want to hold your hand".
Im Herbst 1964 erkrankt der Vater erneut an Tuberkulose. Mitte Dezember erhält Marius ein Telegramm seines Vaters aus dem Krankenhaus, das fünf Worte enthält: "Demut und Bescheidenheit. Dein Vater". Am 18. Dezember verstirbt Hans Müller-Westernhagen und die sehr disziplinierte Mutter, Tochter eines Offiziers, verdient mit allen erdenklichen Arbeiten den Unterhalt für ihre Familie.
Marius Müller-Westernhagen nimmt musikalischen Abschied vom Vater mit dem Lied "Johnny Walker". Seine Songs sind wie Kurzgeschichten von Randfiguren der Gesellschaft. Mit der LP "Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz" hat der Musiker seinen eigenen Stil gefunden. Der Rockstar wird berühmt, unternimmt erfolgreiche Tourneen und arbeitet weiterhin an seiner Filmkarriere.
Komponieren fällt dem Musiker leicht. Als "magischen Moment" empfindet er die Aufnahmen zu dem Song "Wieder hier", der bis heute ein Westernhagen-Klassiker ist.
Die Erinnerung an den Vater wirkt nach. Als größter Rockstar der 90er Jahre hörte er mit 50 von einem auf den anderen Tag auf, weil er keine Geldmaschine sein will. Der Künstler ist jetzt sehr zufrieden. Er meint: "Ich muss mich in dem, was ich tue, erkennen und fühlen. Das ist das Einzige, was zählt." (htv)
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