Lesung: Erinnerung an Pauline Leicher, Opfer der NS-Euthanasie
Am Mittwoch, dem 13. September 2023, 19.30 Uhr, liest der Schriftsteller Heiner Feldhoff im Bürgerhaus Lautzert aus seinem Buch "Pauline Leicher oder Die Vernichtung des Lebens". Pauline Leicher, 1904 im Westerwalddorf Lautzert geboren, war eine geistig Behinderte. 1941 vollstreckten die Nazis an ihr den sogenannten "Gnadentod" in der Gaskammer von Hadamar.
Oberdreis-Lautzert. In ihrem Heimatort im Westerwald ist sie nahezu vergessen. Erste greifbare Spuren finden sich im "Spiegelcontainer", einem Mahnmal für die Euthanasie-Opfer in Andernach. Dort wird ihr Name nur angedeutet: Pauline L. Trotz fehlender Quellen und Dokumente - so existiert keine einzige Photographie von ihr oder ihrer Familie - hat Heiner Feldhoff wesentliche Ereignisse aus ihrem 37-jährigen Leben zusammentragen können.
Das NS-Euthanasieprogramm basiert auf dem "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses", das gleich 1933 in Kraft tritt - mit der Konsequenz, dass Menschen mit Behinderung zwangssterilisiert werden, auch Pauline Leicher. Geschildert wird ihr persönlicher Leidensweg wie auch das gesellschaftliche Umfeld, nicht zuletzt das Versagen der Kirchen angesichts der Untaten in den sogenannten Heil- und Pflegeanstalten.
1940 wird Pauline Leicher in die Anstalt Andernach eingewiesen, von dort am 6. Mai 1941 im Rahmen der Tötungsaktion-Aktion "T 4" nach Hadamar "verlegt" und am gleichen Tag ermordet. In Hadamar gab es über 10.000 Gasmord-Opfer.
Heiner Feldhoffs Recherche verdeutlicht, wie sehr Verdrängung und Tabuisierung das Gedenken an die Opfer des Massenmords aus "rassenhygienischem" Wahn bis heute erschweren. Die Veröffentlichung wurde von der LAG Raiffeisen unterstützt. Den musikalischen Rahmen der Buchvorstellung gestaltet Jens Schawaller (Montabaur) mit Improvisationen auf der Geige.
Heiner Feldhoff: Pauline Leicher oder Die Vernichtung des Lebens. Rhein-Mosel-Verlag 2023, 158 S., 14,90 Euro (PM)
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