Hausmann spielte die Premiere seines neuen Programms in Neustadt/Wied
Von Helmi Tischler-Venter
Jürgen B. Hausmann ist das Pseudonym des in Aachen lebenden Lehrers und Kabarettisten Jürgen Karl Beckers. Lustige und skurrile Erkenntnisse aus seinem Lehrerberuf und aus dem Dasein als Schürzen tragender Hausmann gab er am Montagabend (2. Oktober) in der ausverkauften Wiedtalhalle zum Besten. Sein neues Programm "Jute Butter to go" begeisterte das Publikum.
Neustadt/Wied. Hausmann, der im feinen Zwirn mit silberner Krawatte auf der Bühne stand, erklärte, dass "jute Butter" in seiner Familie ein Grundnahrungsmittel war, das auf das Brot geschnitten, nicht gestrichen wurde. Daher "Jute Butter to go".
Wegen großen Personalmangels arbeitet der Lateinlehrer seit einem Jahr wieder in der Schule, nachdem er elf Jahre draußen war. Früher gab es keine Stellen für junge Lehrer, doch zurzeit wird jeder, der irgendwie der Schule nahekommt, als "Quereinsteiger" sofort angestellt. Er stellt fest, dass sich die Schüler verändert haben. Sie begrüßen die Lehrkraft mit: "Highbrow, wir bleiben sitzen." Tiefenentspannt und top gestylt sprechen die Schüler nicht mehr miteinander, sondern hängen in gebückter Haltung über ihren Handys. Im gereimten Gedicht "Reden tun sie nicht" brachte der Künstler seine Beobachtungen gekonnt auf den Punkt.
"Geil" ist ein inzwischen viel verwendetes Wort, das Oma früher auf die Palme gebracht hätte. Wenn er als Junge eine Klassenarbeit vor sich hatte, zündete Oma ein Kerzchen an. Heutzutage sind Klassenarbeiten katastrophal, weil die Schüler nichts können. So kommt es, dass beim Diktat jemand sagt: "Langsam, Alter, wie schreibt man "Komma"?"
Lehrertypen karikierte der Pädagoge gekonnt. Zum Beispiel tragen die jungen Religionslehrerinnen statt eines langen Habits wie die katholischen "Nönnchen" früher, kurze Röcke und Stiefel bis über die Knie. Das sind die "Prostitanten".
Auch die Eltern haben sich geändert und lassen sich in zwei Gruppen kategorisieren: anti-autoritäre mit Laissez-faire-Stil und Helikopter-Eltern, die mit dem SUV am liebsten bis in das Klassenzimmer fahren und den Lehrer beauftragen: "Gucken Sie, dass der genug trinkt." In Anbetracht der Eltern, können die Kinder nix dafür und sind relativ gut geraten.
Butter to go, weil die Leute keine Zeit mehr haben, zusammenzusitzen und gemeinsam zu essen. Früher gab es nur Eis "to go". Eine positive Errungenschaft ist der Thermomix, mit dem Hausmann in der Corona-Zeit jeden Tag Eierlikör herstellte, aus zwei Flaschen Schnaps und einem Ei. Die digitale Weinprobe mit "Kanappen" und Aperol Spritz als Aperitif, gefolgt von Zwiebelkuchen und Federweißer, erwies sich als extrem magenunfreundlich.
Belüftungsgeräte kamen in der Schule einen Tag vor dem von Lauterbach verkündeten Ende der Pandemie an. Einen Ventilator drehend, sang Hausmann mit sonorer Stimme: "Du bist meine Frischluftquelle, du Klassenraumlüfterin." Immer wieder brachte der Künstler Lieder zum Mitsingen zu Gehör, zum Beispiel: "Hurra, die Schule brennt!" oder nach einer Textaufgabe von einem Bauern, der Kartoffeln, Zwiebeln und Mayonnaise anbaut: "Dreimal null is null". Keine Angst vor KI: Künstliche Intelligenz ist besser als natürliche Blödheit.
Nach der Pause trug Hausmann eine Schürze und lieferte nach dem Wischmopp-Lied Haushalts-Tipps. Zum Beispiel, dass über dem Spargel eine Vitamindecke aus Sauce hollandaise gut ist oder dass mit Zitronensaft gefüllte Kondome alte Wasserhähne wieder flottmachen.
Das Geburtstagsgeschenk für seine Frau war eine Reise mit dem Traumschiff - von Königswinter bis Unkel mit Landgang in Bad Honnef. Frühstückstreffen und Kohlsuppendiät lehnt der Kabarettist aus eigener Erfahrung strikt ab, dafür lobt er Schokolade, die man in zehn Stücke bricht und stückchenweise genießt. Dann weiß der Magen hinterher nicht mehr, dass das eine ganze Tafel war. Mit seinen Erlebnissen mit verführerischen Adventstellern, Silvesteressen mit Kollegen und Kopfschmerztabletten, die auch für die Füße sind, beglückte der Sprachkünstler das Publikum.
Familienausflüge, besonders die unvermeidlichen auf den Drachenfels mit Onkel Josef als Fotograf, veranschaulichte er Zwerchfell erschütternd. Enttäuschend war für das Ehepaar Hausmann, dass am Balkon des Buckingham-Palasts keine Geranien sind. Sein persönlicher Höhepunkt war dagegen eine Reise nach Rom mit einer Messe im Petersdom, wo die Chöre die "Korallen" sangen. Mit Choralgesang kommunizierte er mit seiner Frau im Dom über gerade erfolgten Diebstahl.
Seinem Abschiedslied "Ich sage Danke für den Applaus" folgten eine Zugabe und ein Riesenjubel mit Standing Ovations. htv
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