Landeselternausschuss zu "Undercover in Kitas unterwegs": Schockierend, aber nicht überraschend
Das "Team Wallraff" auf RTL war am 28. September mit aufwühlenden Bildern aus Kitas in Deutschland zu sehen. Der Landeselternausschuss (LEA) begrüßt die Debatte, die dadurch ausgelöst wurde, und fordert die Verantwortungsgemeinschaft zum Handeln auf.
Region. Kinder werden vernachlässigt, ausgelacht, sogar gequält. Und das von den Menschen, die Fachkräfte für Erziehung, Bildung und Betreuung sein sollten. So zeichnet die RTL-Sendung um das "Team Wallraff" die Situation in deutschen Kindertagesstätten. Der LEA befasst sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Gewalt in Kitas. Ihn trifft der RTL-Bericht genauso wie jeder andere Fall von Kindesmisshandlung zuvor. Überraschen kann er allerdings nicht mehr. "Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen", betont Karin Graeff, Vorsitzende des LEA. "Aber es ist erfreulicherweise auch nicht so, als würden wir bei null anfangen".
Tatsächlich hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem Gebiet des Kinderschutzes getan: verpflichtende Kinderschutzkonzepte für jede Kita, die Einführung des Kita-Beirates, zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zum Thema sowie viele sehr engagierte Kita-Akteure, die sich mit Herzblut für die Kinder einsetzen, sind laut LEA nur einige Beispiele für die Bewegung, die durch das Kita-System geht.
"Das Thema ist in der Fachwelt kein Tabu mehr und das ist ein großer Fortschritt", erläutert Gordon Amuser, stellvertretender Vorsitzender des LEA. "Berichte wie der von Herrn Wallraff erreichen hoffentlich, dass das auch bald für die breite Öffentlichkeit gilt". Die Ursachen für Gewalt in Kitas sind nämlich nicht alleine in den übergeordneten Strukturen zu finden. Denn Strukturen, die Gewalt an Kindern verhindern sollen, gibt es viele im Kita-System. Sie bewirken aber für sich alleine genommen nichts. Sie müssen von Menschen mit Leben gefüllt und umgesetzt werden. "Worin wir ein großes Defizit sehen, ist die mangelnde Zusammenarbeit der Verantwortungsgemeinschaft in noch zu vielen Kitas", stellt Graeff fest und greift den Appell der Kita-Fachkräfteverbände auf. "Nicht nur jede Fachkraft ist gefordert, sondern alle Erwachsenen, die Teil des Kita-Systems sind".
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Eltern, pädagogische Fachkräfte, Leitungen und Träger der Tageseinrichtung sowie die Jugendämter auf örtlicher und Landesebene können vor Ort eine ganze Menge tun, um Situationen, wie sie in der Reportage zu sehen sind, zu verhindern. Sie sind es, die den Einblick haben. Zumindest sollten sie ihn haben, was leider viel zu oft nicht der Fall ist. Noch immer gleichen eine ganze Menge Kitas einer Black Box und es scheint nur Wenige zu stören, die dann auch noch mutig genug sein müssen, um gegen die Missstände
anzukämpfen. Der LEA beobachtet sogar den Trend Eltern während der Bring- und Holsituation aus den Kitas auszuschließen. Statt dies als Alarm-Signal zu begreifen, scheinen die Handelnden vor Ort solche bequemen "Drive-in-Kitas" sogar noch zu begrüßen.
Auch der Kita-Beirat wird in viel zu vielen Kitas nicht oder unzureichend genutzt. Normalerweise sollten hier mindestens einmal im Jahr alle Verantwortungstragenden zusammenkommen, um über Themen zu beraten, die zum Beispiel Gewalt in Kitas verhindern könnten. Kinderschutzkonzept, Arbeitsbedingungen in der Kita sowie Qualität und deren Weiterentwicklung sind nur einige wenige Themen, die massiv auf die Sicherheit der Kinder einzahlen würden.
Den Fingerzeit auf Quereinsteiger kann der LEA nicht teilen. "In vielen uns bekannten Fällen sind es gerade die Quereinsteiger gewesen, die mutig genug waren, Gewalt gegen Kinder zu melden", führt Amuser aus. "Wir wünschen uns auch mehr Geld und mehr Personal für die Kitas. Aber vor allen Dingen fordern wir, dass JETZT die bestehenden Möglichkeiten im System konsequent genutzt werden und etwas passiert, damit unsere Kinder gesund aufwachsen können." (PM)