Bekämpfung von Menschenhandel: Internationales EU-Projekt "Amelie"
Anlässlich des Europäischen Tages gegen Menschenhandel am 18. Oktober macht „Solwodi“ auf das demnächst endende EU-Projekt „Amelie“ aufmerksam. Gemeinsam mit vier Partnerorganisationen aus Griechenland, Belgien und Italien konnte die Frauenrechtorganisation viel bewirken.
Region/Bonn. So wurden neben der professionellen sozialarbeiterischen Beratung von Betroffenen verschiedene Maßnahmen für eine verbesserte Bekämpfung von Menschenhandel entwickelt. "Menschenhandel ist ein schweres Verbrechen, durch das Menschen ihrer Würde, Freiheit und Grundrechte beraubt werden. „Solwodi“ begleitete im vergangenen Jahr 326 Betroffene und wir sehen in unserer Arbeit wie schwerwiegend die seelischen und körperlichen Folgen für die Frauen sein können", so Dr. Maria Decker, Vorsitzende „Solwodi“ Deutschland e. V.
In Deutschland haben Betroffene von Menschenhandel, die sexuell oder als Arbeitskräfte ausgebeutet werden, nur wenig Kontakt zu anderen Personen. Zudem werden sie von den Tätern nicht selten eingeschüchtert. Menschenhandel zu erkennen ist daher schwer. "Um Betroffene als solche zu identifizieren und sie unterstützen zu können, müssen die wenigen Personen, die Zugang zu ihnen haben, in Bezug auf die Erkennung geschult sein. Zudem bedarf es eines trauma- und geschlechtssensiblen Umgangs, um psychische Verletzungen durch eine Retraumatisierung nicht zu verschlimmern. Das Projekt „Amelie“ adressiert daher Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, die im Rahmen ihrer Arbeit mit höherer Wahrscheinlichkeit mit Betroffenen in Kontakt kommen können", betont Hasmik Manukyan, Projektverantwortliche bei „Solwodi“.
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
In den vergangenen zwei Projektjahren entwickelte „Solwodi“ zusammen mit den europäischen Partnerorganisationen verschiedene Formate, mit denen Gesundheitsdienstleister aller Art ihre Kenntnisse im Bereich Identifizierung von Betroffenen bei Menschenhandel erweitern und zugleich im richtigen Umgang geschult werden können. Ein Augenmerk liegt zudem auf Maßnahmen, durch die die Sicherheit betroffener Personen gewährleistet werden kann. Neben Schulungen, die zielgruppenfreundlich in digitaler Version und damit ortsunabhängig angeboten werden konnten, wird ab November ein Handbuch verfügbar sein, das explizit für ausbildendes Personal im Gesundheitssektor entwickelt wurde. Bereits jetzt zugänglich ist ein E-Learning-Tool, das frei und kostenlos über die Projekt-Website nutzbar ist.
Ein letzter zentraler Punkt des Projekts „Amelie“ ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Mittels unterschiedlicher Informationsmaterialien kann an verschiedenen Orten im Gesundheitswesen und darüber hinaus Menschenhandel thematisiert werden. Tiefergehende Informationen stehen nun auch über einen Podcast auf der Plattform Spotify zur Verfügung. Darin sprechen zwei erfahrene Sozialarbeiterinnen über die Merkmale von Menschenhandel und über die Herausforderungen, denen Betroffene im Alltag und besonders im medizinischen Kontext gegenüberstehen.
Durch das internationale EU-Projekt „Amelie“ konnte „Solwodi“ in den vergangene zwei Jahren zahlreiche Maßnahmen für Betroffene von Menschenhandel und letztlich gegen den Menschenhandel umsetzen. Diese werden in der Arbeit der Frauenrechtsorganisation weitergeführt. Zugleich fordert „Solwodi“ jedoch die Politik auf, die Anstrengungen im Kampf gegen den Handel mit der Ware Mensch zu steigern. Nur durch strukturelle Veränderungen wird es möglich sein, das Leid tausender zu beenden. (PM)
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