Pressemitteilung vom 19.10.2023
Kennen Sie Rolph? - Sollten Sie, denn wir alle haben dafür drei Millionen Euro bezahlt.
Das vom ehemaligen Landesverkehrsminister Volker Wissing ins Leben gerufene Marketingprojekt "Rolph" hat Einzug ins diesjährige Schwarzbuch der Steuerzahler gehalten. Denn als Dachmarke des rheinland-pfälzischen ÖPNV ist "Rolph" gescheitert und hat die Steuerzahler dabei 3 Millionen Euro gekostet.
Region. Die Dachmarke des rheinland-pfälzischen ÖPNV, "Rolph", ist gescheitert und hat den Weg in das Schwarzbuch der Steuerzahler gefunden. "Rolph" gilt bei vielen Politikern als Millionengrab des Wirtschaftsministeriums und hat die Steuerzahler dabei rund drei Millionen Euro gekostet.
"Rolph" ist ein Marketingprojekt des Landesverkehrsministeriums, abgesegnet vom ehemaligen Landesverkehrsminister und heutigem Bundesverkehrsminister, Volker Wissing. Es soll eine Dachmarke sein für alle Verkehrsverbünde in Rheinland-Pfalz, auf oberster Ebene das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium und die beiden rheinland-pfälzischen Zweckverbände Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) und Süd (ZÖPNV Süd), außerdem die fünf Verkehrsverbünde Rhein-Mosel, Rhein-Nahe, Rhein-Neckar, Karlsruhe und Trier. Eigentlich sollte "Rolph" Licht in den Tarifdschungel bringen, Reisenden den Fahrplan erleichtern und die Mobilität über den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verbessern. Eine eigene Internetpräsenz, mit der Option für leichte Sprache, sowie ein Magazin mit Tipps zum Reisen, darunter ein Ratgeber für eine Lunch-Box auf Kurzreisen, sollte "Rolph" zu einem beliebten Anlaufziel machen. Während Internetnutzer "Googeln", wünschte sich das Verkehrsministerium, dass Bahnreisende "Rolphen".
Das Problem: Es hat nicht geklappt. Kaum einer kennt "Rolph". Boshaft könnte man sagen, "Rolph" wäre bekannter geworden, wenn man "ihn" als verantwortlichen Prügelknaben für die zahlreichen Zugausfälle in der Region hingestellt hätte. Immerhin kostete "Rolph" bis jetzt die Rheinland-Pfälzer rund drei Millionen Euro.
Der Fraktionsvorsitzende und finanzpolitische Sprecher der Freien Wähler im Landtag, Joachim Streit, kritisiert die Situation sarkastisch: "Werbung scheint nicht zu den Kernkompetenzen der rheinland-pfälzischen FDP zu gehören. Unlängst wollte unsere Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt mit dem Slogan 'Schoppen statt Shoppen' unfreiwillig unseren Innenstädten den Garaus machen. Jetzt wird eine Idee Volker Wissings die unrühmliche Ehre zuteil, ins Schwarzbuch der Steuerzahler aufgenommen zu werden."
Der mobilitätspolitische Sprecher der Freien Wähler im Landtag, Patrick Kunz, ergänzt: "Jenseits der Mitglieder des zuständigen Landtagsausschusses kenne ich so gut wie niemanden, der "Rolph" kennt. Die drei Millionen Euro können zwar die Defizite unserer Gemeinden im Nahverkehr nicht stopfen, aber sie wären dort allemal besser aufgehoben gewesen".
Laut Angaben des Mobilitätsministeriums gegenüber dem SWR sollen künftig keine zusätzlichen Gelder für "Rolph" bereitgestellt werden. Derweil läuft der Betrieb der Internetseite von "Rolph" unbekümmert weiter. (PM)
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