Pressemitteilung vom 26.11.2023
Unkel: Zu Hilfe, die Separatisten kommen
Nach der Ausrufung der Rheinischen Republik im Oktober 1923 in Koblenz kam die "Rheinische Armee" im November auch nach Unkel. Man wollte die Orte des Kreises Neuwied dem neu zu schaffenden Staatsgebilde einverleiben. Die einheimische Bevölkerung sah in den Separatisten allerdings in erster Linie eine Bedrohung. Was vor 100 Jahren zwischen Linz und Bad Honnef passierte, ist Gegenstand des neuesten Geschichtsboten, den der Geschichtsverein Unkel nun veröffentlicht.
Unkel. Autor Thomas Napp berichtet im aktuellen Geschichtsboten über die dramatischen Ereignisse, die sich vor genau 100 Jahren in dieser Region zugetragen haben. Über die Geschehnisse gibt es wegen der damaligen Zensur durch die französische Besatzungsmacht nur wenige Quellen. Diese hat Thomas Napp aufgetan und zu einem spannenden Bericht verarbeitet. Bildmaterial und Faksimiles von Dokumenten aus der Zeit der "Rheinischen Republik" vervollständigen den Text.
Der Geschichtsbote ist in vier Kapitel gegliedert. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung der Separatistenbewegung und der Vorgeschichte der Rheinischen Republik nach dem 1. Weltkrieg. Dazu gehören auch die politischen Verhältnisse der Weimarer Republik und die Besetzung des Rheinlandes und des Ruhrgebietes durch die französische Armee im Jahr 1923.
Im zweiten Kapitel beschäftigt sich Thomas Napp mit den unterschiedlichen Strömungen der
Separatisten, die vom bürgerlich-konservativen Milieu bis in die Arbeiterbewegung reichten. Ressentiments gegenüber Preußen spielten beim Traum von einem unabhängigen Rheinland ebenso eine Rolle wie antikapitalistische und sozialistische Vorstellungen. Führende Vertreter der Separatisten waren auch in den Parteien der Weimarer Republik aktiv – im Zentrum, der DNVP, der SPD oder der USPD. Es gab Bündnisse und Spaltungen und am Ende wurden die Separatisten von den französischen Besatzern instrumentalisiert.
Im dritten Kapitel geht es um die Ereignisse in Unkel, wo 30 Soldaten der Rheinischen
Republik am 12. November das Rathaus besetzten. Sie hissten die grün-weiß-rote Trikolore und verwüsteten die Amtsräume des Bürgermeisters, den die Franzosen zuvor seines Amtes enthoben hatten. Büroeinrichtungen und Akten waren danach verschwunden. Sie requirierten Fahrzeuge, Wein und Lebensmittel, stahlen Vieh und Preziosen. Die Bevölkerung leistete zunächst keinen aktiven Widerstand, boykottierte die Besatzer aber, wo sie konnte. Als die Soldaten wenige Tage später nach Bad Honnef weiterziehen wollten, gerieten sie in Rheinbreitbach in einen Hinterhalt.
In der Folge kam es auf den Höhen des Rheintals zu einer militärischen Auseinandersetzung zwischen der "Rheinischen Armee" und Bürgerwehren, die sich inzwischen organisiert hatten, um den Separatisten Einhalt zu gebieten. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verletzte. Das Ende der "Rheinischen Republik" war besiegelt, als die Separatisten die Unterstützung der Franzosen verloren.
Im vierten Kapitel beschäftigt sich Thomas Knapp mit den Folgen, die sich aus dem Schicksal der Rheinischen Republik ergaben. Dabei ist zu bedenken, dass der rheinische Separatismus kein isoliertes Phenomen war. Im Osten Deutschlands waren es die Kommunisten, die die Ordnung der Weimarer Reichsverfassung in Frage stellten, in Bayern versuchten die Nationalsozialisten den Umsturz mit dem Marsch auf die Feldherrenhalle.
Aber wie im Osten und Süden war das Gemeinschaftsgefühl, das im 19. Jahrhundert gewachsen und im Weltkrieg gestärkt worden war, auch im Westen noch stark genug, um die verfassungsmäßige Ordnung zu sichern.
Der Geschichtsbote kostet für Nichtmitglieder des Geschichtsvereins 5 Euro und ist ab 25. November bei Florian Schädlich, Frankfurter Straße 25, in der Buchabteilung des Vorteil-Centers oder direkt beim Geschichtsverein erhältlich. (PM)
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