Heimatkundler waren dem Ursprung der Wäller Namen auf der Spur
Professor aus Leipzig: Namen können als Friedhof der Wörter zu Zeugen der Geschichte werden
Hachenburg. Beim 16. Heimatkundlertreffen des Westerwaldkreises und des Westerwald-Vereins auf Schloss Hachenburg gab Namensforscher Professor Jürgen Udolph (Rosdorf) den 120 Teilnehmern einen Überblick über die Bedeutung und Herkunft von Gewässer-, Orts- und Flurnamen im Westerwald und machte ihre Rolle als Zeugen der Geschichte deutlich.
„Wir wissen heute oft nicht mehr, was in den Namen steckt“, so Udolph. „Eben weil wir die Sprache, die Aufschluss über die Bedeutung des Namens geben könnte, heute gar nicht mehr kennen. Denn wir verändern die Sprache, ohne es zu merken“, erklärt der Namensforscher.
Und während einzelne Wörter der gesprochenen Sprache im Verlauf der Jahrhunderte auch aussterben können, bleiben die Namen erhalten, können als „Friedhof der Wörter“ zu Zeugen der Geschichte werden – gerade für Heimatforscher eine spannende Angelegenheit.
Deshalb gab der anerkannte und mittlerweile weithin bekannte Namensforscher den Heimatkundlern einige wertvolle Tipps, wie Namensforschung auch auf eigene Faust zu einer machbaren Aufgabe wird. Dazu präsentierte Udolph, Onomastiker (Namenkundler) und emeritierter Professor an der Universität Leipzig, auch die wichtigsten Standardwerke, die für die Erforschung der geografischen Namen im Westerwald unerlässlich sind.
Während seines Vortrags ging Udolph, der seit März dem Zentrum für Namensforschung in Leipzig vorsteht, immer wieder auf Anregungen und Fragen aus dem Publikum ein. Zum Beispiel beim Ortsnamen Merkelbach, der nach älteren Quellen auf einen Personennamen zurückgeführt wird. Nach neueren Erklärungen meint „Merkel“ aber einfach mundartlich den Eichelhäher. Auch Atzelgift hat seinen Namen von einer „giftenden“ (schreienden) Atzel (Elster).
Der Name Streithausen könnte tatsächlich von einem alten Rechtsstreit herrühren, meinte Udolph, zeigte sich aber selbst von dieser Erklärung noch nicht so wirklich überzeugt.
Überhaupt räumte der Forscher mit einigen althergebrachten Meinungen auf. So stellte er fest, dass entgegen der landläufigen Meinung gar nicht so viele geografische Namen einen germanischen oder gar keltischen Ursprung haben.
Allerdings gibt es auch im Westerwald sogar Namen, die auf eine vorgermanische (Beispiel: Eisenbach) oder gar indogermanische Quelle (wie Lahn und Nister) hinweisen. Dabei bleibe die Deutung, wie bei letzterem, immer noch schwierig. Bei allem hochwissenschaftlichem Anspruch schaffte es der Referent immer wieder durch den einen oder anderen witzigen Bezug, dass der Spaß bei den Zuhörern nicht zu kurz kam.
Nach dem Vortag zur Geschichte der Namen wurden beim 16. Wäller Heimatkundlertreffen wieder einzelne Projekte heimischer Regionalforscher einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Die reichten von veröffentlichten Büchern über aktuelle Forschungsprojekte bis hin zu besonderen Angeboten.
Die Begrüßung und Moderation der Tagung hatte Achim Schwickert in seiner neuen Doppelfunktion als Westerwälder Landrat und Vorsitzender des Westerwald-Vereins übernommen. Kreis und Verein sind Veranstalter des jährlichen Treffens, für das neue Themen gesucht werden.
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