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Nachricht vom 18.11.2011    

Der demografische Wandel wird ländliche Regionen treffen

Bundespolitiker Franz Müntefering kam zum Referat in die Altenkirchen Stadthalle, und der streitbare SPD-Politiker ließ keinen Zweifel aufkommen, dass der demografische Wandel keine Konflikte der Generationen heraufbeschwöre, sondern eher der Konflikt zwischen Arm und Reich die Gesellschaft treffe. Allerdings werde der demografische Wandel die ländlichen Regionen hart treffen.

Franz Müntefering in der Altenkirchener Stadthalle referierte zu den anstehenden gesellschaftlichen Problemen. Fotos: Wolfgang Tischler

Altenkirchen. Er rollt unaufhaltsam auf uns zu, der demografischen Wandel. Eine der großen Aufgaben wird es sein, diesen Wandel sozial zu gestalten. Die Bundestagsfraktion der SPD hat in Berlin einen Arbeitskreis „Miteinander der Generationen im demografischen Wandel“ gegründet. Sehr eng arbeiten dort die Vertreterin der Kreise Neuwied und Altenkirchen im Bundestag, Sabine Bätzing-Lichtenthäler und der Bundespolitiker Franz Müntefering zusammen. Auf Einladung der Abgeordneten Bätzing-Lichtenthäler war der Kollege Müntefering in die Altenkirchener Stadthalle gekommen, um dem voll besetzten Saal die Ideen, Sorgen, Risiken und Lösungsansätze des Problems näher zu bringen. Der demografische Wandel geht uns alle an, machte Sabine Bätzing-Lichtenthäler direkt bei der Begrüßung deutlich und untermauerte dies mit Zahlen. Im Kreis Altenkirchen wird es bis zum Jahre 2050 geschätzte 22.000 Einwohner weniger geben.

Der Referent des Abends, Franz Müntefering, sieht keinen Generationenkonflikt bei dem Thema, sondern die Konflikte auf ganz anderen Feldern, wie zum Beispiel Arm und Reich. In den großen Ballungsgebieten, so der Referent, wird es weiterhin Einwohnerzuwächse geben. Entsprechend wird auf dem Land ein dramatischer Bevölkerungsabbau stattfinden. Hier sieht er die Politiker und Bevölkerung vor Ort gefordert.
„Wie kann ich meine Attraktivität seigern?“, wird die große Frage sein, die einer Lösung bedarf. Es hilft auch nicht zu jammern, dass unsere Geburtenrate auf 1,4 Kinder gesunken ist. Diese Veränderung zeichnete sich bereits seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ab. Die Frage ist vielmehr: „Was können wir tun, um auf die notwendige Geburtenrate von 2,1 Kinder zu kommen?“ Die junge Generation bekommen heute ganz bewusst ihre Kinder. Dies ist von vielen Faktoren abhängig, wie Dauer des Arbeitsvertrages, Arbeitsplätze, Infrastruktur und vieles mehr. „Gibt es mehr Planungssicherheit, gibt es mehr Kinder!“, war der einfache Nenner von Franz Müntefering.



Ein weiteres Problem ist die Zahl der Erwerbstätigen. Das derzeitige Sinken der Arbeitslosenquote hängt damit zusammen. „Die Sicherung unseres Wohlstandes wird ganz entscheidend davon abhängen, wie es uns gelingt die Produktivität unseres Landes zu erhalten beziehungsweise zu steigern.“, gab der Abgeordnete Müntefering zu bedenken. Dazu hatte er klare Forderungen: „Familie, Kinder und Beruf müssen unter einen Hut gebracht werden. Wir müssen eigene Potentiale nutzen.“ Bei den Potentialen meinte er die Bildung und Ausbildung, denn es gibt pro Jahr 60.000 Schüler, die ohne Abschluss eine Schule verlassen. Die Abbruchquote bei Ausbildung und Studium sind sehr hoch. „Das muss sich ändern!“, rief Müntefering den Besuchern zu.

Ein weiterer Themenkomplex war die Pflege, „denn eine so große Generation von Alten hat es bisher noch nie gegeben“. Franz Müntefering forderte Konzepte, für alteresgerechtes Wohnen und gemeinsames und würdevolles Altwerden. Die Anzahl der pflegebedürftigen Personen wird sich laut Müntefering bis ins Jahr 2050 auf 4 Millionen verdoppeln.
In der anschließenden Diskussionsrunde gab es noch eine ganze Reihe Anregungen für die beiden Politiker, die sie nach Berlin mitnehmen. Zwei klare Aussagen von Franz Müntefering auf Fragen aus dem Publikum waren interessant: „Es ist schlecht, dass wir Legislaturpolitik machen.“ und „Bis Mitte 2012 will die Bundesregierung ein Konzept zum demografischen Wandel vorlegen.“
Wolfgang Tischler



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