Westerwald Bank lud zum Vortrag "Zwischen Bullerbü und Tierfabrik"
Von Wolfgang Tischler
Zur Agrar-Veranstaltung des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau hatte die Westerwald Bank nach Hachenburg eingeladen. Der Autor Dr. Andreas Möller referierte zum Thema und seinem Buch "Zwischen Bullerbü und Tierfabrik. Warum wir einen anderen Blick auf die Landwirtschaft brauchen".
Hachenburg. Vorstand der Westerwald Bank Dr. Ralf Kölbach machte bei der Begrüßung der vielen Gäste aus der Landwirtschaft schon klar: "Wenn es sinnvolle Subventionen gibt, dann sind sie bei der Landwirtschaft richtig. Lebensmittel sollten vor Ort produziert werden und nicht lange Wege zurücklegen."
Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Westerwaldkreis, Matthias Müller, sagte in seinem Grußwort, dass die Landwirtschaft in den letzten Wochen ein deutschlandweites Thema geworden sei. Er ist seit 50 Jahren in der Landwirtschaft tätig und meinte: "Wir sehen uns im Westerwald weder als Bullerbü, noch als Tierfabrik. Die Landwirtschaft hat an Vielfalt gewonnen und wir entwickeln uns stetig weiter." Am Ende seiner Begrüßung stellte er die Frage "Wer arbeitet heute noch 60 bis 70 Stunden?" in den Raum.
Der Referent Dr. Andreas Möller, Jahrgang 1974, ist Kommunikationschef eines mittelständischen Weltmarktführers im Maschinenbau. Seine erste Berührung mit der Landwirtschaft stammt aus dem Jahre 1982, als er einer Hausschlachtung beiwohnte. Er verglich die Landwirtschaft mit der Industrie. Überall herrsche derzeit die gleiche Stimmung. Die Kernfrage sei: "Möchte Deutschland in Zukunft noch ein leistungsfähiger Standort sein oder wollen wir aus dem Ausland importieren?"
Food als Lifestyle sei heute ein großes Thema. Im Gegensatz dazu sei das Wissen über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft derzeit so gering wie noch nie. Möller fand das die Headline der FAZ kürzlich "Der Bürger will Tierwohl, der Konsument Billigfleisch" die Situation der Bauern 100 Prozent richtig wiedergibt. Deshalb sei die Stimmung in der Tierproduktion nicht gut. Möller beschrieb den Grabenkampf zwischen der Öffentlichkeit und den Bauern genau. Die Landwirtschaft habe heute die Rolle der Atomindustrie. Ein Umdenken in der Kommunikation sei nötig, war sein Appell. Sein kurzweiliger Vortrag endete mit der Aufforderung: "Wir müssen Produktionsland bleiben!"
In der anschließenden Diskussionsrunde, die den einen oder anderen Punkt noch vertiefte, meinte ein Landwirt: "Ich wollte erst nicht kommen, als ich die Einladung las, bin aber jetzt sehr froh ihre Sichtweise und Tipps gehört zu haben." Einige Fragen drehten sich um die Öffentlichkeitsarbeit der Bauern. Möller empfahl Imagepflege zu betreiben und sich positiv in der breiten Medienlandschaft darzustellen. Die einzelnen, unterschiedlichen Berufsverbände der Bauern müssen gemeinsam agieren.
Der Vorsitzende des Bauernverbandes im Kreis Neuwied, Ulrich Schreiber, fasste am Ende des Abends die Veranstaltung wie folgt zusammen: "Der Vortrag hat mir gut gefallen. Wir sind die tragende Säule der Gesellschaft, genauso wie das Handwerk und der Mittelstand. Wir können unsere Produktion nicht ins Ausland verlagern."
Arno Ballnar, der Firmenkundenbetreuer Agrar verabschiedete sich am Schluss der Veranstaltung von den anwesenden Landwirten. Er geht demnächst in den Ruhestand. Er stellte seine Nachfolgerin, Sahra Schneider vor, die ihn schon seit rund einem Jahr zur Seite steht. woti
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