"Ein Teller voll Gras?" in Asbach: Was bedeutet die Rinderhaltung für die Region?
Von Tamara Rehn
Die Leader Regionen Raiffeisen, Rhein-Wied und Westerwald-Sieg sind geprägt durch ihre Grünlandflächen und sind somit optimal für die Landwirtschaft mit Nutztieren. Am Donnerstagabend (14. März) lag der Fokus vor allem auf der Rinderhaltung. Im Gespräch unter dem Titel "Ein Teller voll Gras?" mit einem Medienvertreter und einem Tierarzt wurden Probleme, auf die die Landwirte stoßen, beleuchtet.
Asbach. Am Donnerstagabend um 20 Uhr fand eine weitere Veranstaltung der Initiative "Landwirtschaft, die Werte schafft. Regional hingeschaut" in Asbach statt. Die Sprecherin der Initiative, Doris Fey, wies auf die Bedeutung der Landwirtschaft hin. Sie sei eine Wirtschaftskraft, Landschaftspfleger und ein Pflegedienstmittelproduzent. Allein in den drei Regionen zusammengenommen werden 26.000 Rinder gehalten. Um sowohl einen generellen Überblick zu dem Thema Landwirtschaft zu liefern als auch Einblicke in den Alltag des Hofes zu geben, wurden Patrick Liste, Chefredakteur des Westfälischen Wochenblatts, Münster und Tierarzt und Branchenkenner Nico Beckers-Schwarz als Gastredner eingeladen. Im Anschluss fand ein Austausch zwischen den beiden Rednern sowie Mario Orfgen, Landwirt und Sprecher der Initiative und dem Leiter der Milchverwaltung Hochwald, Helmut Stuck, mit den anwesenden Landwirten und Verbrauchern statt.
Einfluss von Medien und Handel auf die Landwirtschaft und Gesellschaft
Das landwirtschaftliche Bild, welches in der Gesellschaft verbreitet ist, liegt unter anderem an dem Einfluss der Medien und der Ahnungslosigkeit der Verbraucher. Die Akzeptanz gegenüber den Landwirten seitens der Gesellschaft und Politik sinkt. Liste, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb hat, zieht auch die Verbraucher in der Verantwortung, die zwar behaupten, dass sie bereit wären, mehr Geld zu bezahlen, wenn dann bei den Landwirten auch mehr ankommt, letztendlich, aber doch nur auf den Preis im Laden schauen und demnach kaufen würden. Auch der Lebensmittelhandel spiele eine entscheidende Rolle und nutze seine Marktmacht, in dem er den Landwirten weitere Auflagen gibt und im Gegenzug nichts zahlen möchte, so Liste. Landwirte werden mit dem Problem konfrontiert, einen Kompromiss zu finden, die Lebensmittelproduktion weiterhin fortführen zu können, gleichzeitig aber auch eine Tierhaltung gewährleisten können, die von der Gesellschaft akzeptiert wird.
Das Bewusstsein um die Landwirte und was sie leisten, ist nicht mehr in dem Maße bei den Verbrauchern vorhanden, wie es noch in der vorangegangenen Generation der Fall war. Stuck sieht einen Verfall des Wissens und Interesse bezüglich der Landwirtschaft und behauptet auch, dass es genau die gleiche Zeitspanne brauche, dieses wieder herzustellen. Ein Hindernis, welches überwunden werden kann, wenn die Landwirte wieder präsenter im Alltag der Gesellschaft sind. Das funktioniert allerdings nur, wenn beide Parteien zusammen agieren und wortwörtlich aufeinander zugehen.
Rinder als Grasveredler
Neben ihren wirtschaftlichen Vorteil, nämlich dass durch den landwirtschaftlichen Betrieb mit Nutztieren Wanderwege erhalten bleiben, die ohne diese verwuchern würden, und somit Touristen angelockt werden, welche sich wiederum positiv auf die Gastronomie und das Hotelgewerbe auswirken, bieten Rinder im Endeffekt mehr als nur Milch und Fleischprodukte. Beispielsweise kann bei der landwirtschaftlichen Arbeit mit Getreide nur ein Fünftel der Pflanze letztendlich für die Produktion von Mehl benutzt werde. Die restliche Biomasse ist für den Menschen nicht verträglich oder hat keinen Nährwert. Durch die Nutzung dieser Biomasse bei der Nutztierhalt als zum Beispiel Gülle, kann diese effektiv genutzt und am Ende kann auch die letzten vier Fünftel für den Menschen nutzbar gemacht werden. Um das zu erreichen, muss es aber auch den Tieren gut gehen und nicht erst agiert werden, wenn das Tier krank ist.
Prävention beginnt schon bei der Tierhaltung und Tierernährung. Beckers-Schwarz beschäftigt sich auch damit und macht darauf aufmerksam, dass ein Tier, welches die besten Lebensumstände hat, auch die beste Leistung bringen kann. Dafür muss sich aber mit den Präferenzen der Tiere auseinandergesetzt werden. Das heißt auch zu verstehen, dass Kühe im Sommer draußen auf der Weide zwar schön anzusehen sind, es für die Tiere, die kühlere Temperaturen bevorzugen, aber nicht die idealen Bedingungen sind. Auch hier ist eine Kommunikation zwischen Landwirten und Verbrauchen gefragt. Auflagen, die vermeintlich dem Tier helfen sollen, aber im Endeffekt kontraproduktiv sind, schaden nicht nur dem Tier, sondern auch der Gesellschaft und Wirtschaft.
Eine funktionierende Kommunikation von sowohl Landwirten, Verbrauchern, Politik und Handel ist entscheidend, um den landwirtschaftlichen Betrieb in Deutschland weiter aufrechtzuerhalten. Landwirte und ihre Arbeit wieder mehr in die Gesellschaft einzubringen, sollte auf der Prioritätenliste also weit oben stehen. "Ohne Nutztiere und Landwirte geht es nicht", betonte Liste mit Blick auf die Zukunft. (Tamara Rehn)
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