Buchtipp: "Der menschliche Faktor oder worauf es im Berufsleben ankommt" von Matthias Sutter
Von Helmi Tischler-Venter
55 verhaltensökonomische Erkenntnisse, basierend auf wissenschaftlichen Ergebnissen, schildert Matthias Sutter, Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn, "weil ein gutes Verständnis menschlicher Verhaltensmuster für den Erfolg im Berufsleben sehr förderlich ist."
München/Dierdorf. Zudem gibt es nach wie vor in vielen Unternehmen ein zu geringes Bewusstsein für die Bedeutung des menschlichen Faktors. Es geht immer um die Frage, wie menschliches Verhalten auf (monetäre und nichtmonetäre) Reize reagiert.
Daher befasst sich Kapitel I mit dem Berufseinstieg und seinen Stolperfallen, Kapitel II mit Berufswechsel und Wiedereinstieg, Kapitel III mit Personalauswahl und Unternehmenserfolg. Kapitel IV beleuchtet Wettbewerbsbereitschaft, Kapitel V Kooperation, Teamwork und Produktivität. In Kapitel VI geht es um Fairness und Vertrauen, in Kapitel VII um Produktivität, in Kapitel VII um Gehalt und in Kapitel IX um Bonuszahlungen. Moral in Unternehmen und auf Märkten ist Gegenstand von Kapitel X und Entscheidungen treffen ist Thema von Kapitel XI. Kapitel XII beinhaltet Leadership und Kapitel XIII CEO oder „Am Gipfel“. Es folgt eine kompakte Zusammenfassung aller Erkenntnisse – zum Nachschlagen und für Schnellleser. Den Abschluss bilden Quellenverzeichnis, Index und Danksagung.
Die dargestellten Erkenntnisse sind zum Teil erstaunlich. Zum Beispiel reduzieren fremd klingende Namen oder als wenig attraktiv empfundene Bewerbungsbilder die Wahrscheinlichkeit, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden, weil wir Ähnliches bevorzugen, dagegen sind mehr Frauen in Personalauswahlgremien oft ein Nachteil für weibliche Bewerber. Namen, die alphabetisch am Ende stehen, sind nicht nachteilig, denn bei Vorstellungsgesprächen ist es günstiger, am Ende dranzukommen. Computeralgorithmen können bei der Bewerberauswahl hilfreich sein und Mitarbeiterempfehlungsprogramme erhöhen die Arbeitszufriedenheit und Verweildauer im Unternehmen.
Da ein unterdurchschnittlicher Frauenanteil in neu gegründete Unternehmen ein Zeichen von Verzerrungen in der Personalauswahl ist, verschwinden diese Start-ups schneller wieder vom Markt. Unternehmen mit geduldigeren Vorständen und Geschäftsführern erweisen sich als erfolgreicher.
Arbeit im Homeoffice beinhaltet bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, aber mangels Netzwerkpflege auch Beförderungsnachteile. Persönliche Begegnungen sind vor allem, wenn Kreativität gefragt ist, ergiebiger.
Quotenregelungen motivieren insbesondere die bestqualifizierten Frauen. Geschlechtsspezifisches Wettbewerbsverhalten ist von Kindheit an ausgeprägt und setzt sich bis in das Berufsleben fort. Die Erwartungshaltungen über das Verhalten von Männern und Frauen sind kulturell bedingt. Gehaltsunterschiede erklären sich oft dadurch, dass Männer forscher auftreten und häufiger nach Gehaltssteigerungen fragen. Frauen im Vorstand und als Vorstandsvorsitzende haben einen Einfluss auf die Gehaltsverteilung und die Produktivität im Unternehmen
Der Hang zur Nachahmung macht das Vorleben erwünschter Verhaltensweisen durch Führungspersonen wichtig. Die Arbeitsleistung passt sich an jene Personen an, die einen beobachten können. Grundsätzlich gilt: Mitsprache steigert die Motivation.
Der praktische und sowohl für Fachleute als für Laien gut verständliche Ratgeber ist als Hardcover-Buch bei Hanser erschienen, ISBN 978-3-446-47864-0. (htv)
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