"Nicole nörgelt" - Vom Gesang der Vögel und der Rasenmäher
Von Nicole
GLOSSE | GLOSSE | Hach, was für ein herrlicher Tag! Endlich ist der Frühling da! Zeit, sich den Winterschlaf aus den Augen zu reiben und sich wieder nach draußen zu trauen. Wenn da nur eine Sache nicht wäre… Dass die Kraniche wieder da sind, haben sie ja schon vor etlichen Wochen mit Gekrächz und Geschrei verkündet. Aber nun ist auch er aus dem Winterquartier zurückgekehrt. Der nervigste, lauteste, größte Mistvogel der Kleingarten-Zivilisation. Der gemeine Rasenmäher.
GLOSSE | Zwitschernde Vögel haben etwas so Liebliches, etwas Unschuldiges und Feines, da geht sogar mein kleines, kühles Herz ein bisschen auf. Ja, so wird sogar der bekennende Morgenmuffel gerne geweckt. Und dann sitze ich hier auf dem heimischen Balkon und genieße das heimelige Tschilpp-Tschilpp und Piep-Piep um mich herum. Zugegeben, von Vogelkunde habe ich keine Ahnung, ich bin froh, wenn ich einen Spatz von einem Geier unterscheiden kann und nicht mal mit vorgehaltener Waffe könnte ich das Gezwitscher und Gekrähe der gefiederten Freunde auseinanderhalten.
Aber was soll's, denn die morgendliche Idylle ist schnell vorbei und die Vögel höre ich eh nicht mehr. Denn das samstägliche Rasenmäherkonzert röhrt aus allen Rohren! Das knatterige Brüllen im Garten rechts neben meinem, das stotternde Geboller gegenüber, das motorsägenartige Gekreische bei den Nachbarn links – DIESES Frühlingskonzert hasse ich! Visionen steigen vor mir auf, von Heerscharen scharfschnäbeliger Rasenmäher-Schwärme, die mit den ersten Sonnentagen aus dem Süden zurückkehren und sich gierig auf jedes Stückchen Grün stürzen, um es abzusäbeln, laut und giftig, bis nur noch kurzgeschorene Grashalmarmeen übrigbleiben, brav in Reih' und Glied wie Soldaten.
Ganz ruhig bleiben!
Durchatmen. Entschuldigung. Ich habe mich mitreißen lassen von der Frühjahrs-Kakophonie hinterm Haus, die mich jetzt wohl jedes Wochenende begeistern wird, bis die Vogelschwärme wieder ins Winterquartier ziehen und die Rasenmäher zurück in den Keller. Naja, zumindest wenn es mal nicht regnet.
Missmutig betrachte ich meine Katze, die auf der Fensterbank in der Sonne döst. Die bringt mir doch regelmäßig erlegte Mäuse nach Hause und mancher unvorsichtige Vogel wurde auch schon als Snack auf meiner Veranda verspeist. Ob ich ihr beibringen könnte, Rasenmäher zu erlegen?
Bis dahin gehe ich erst mal rein, schließe alle Fenster, hole eine schöne Flasche Wein aus dem Keller und zwitschere mir einen. Vielleicht komme ich ja dann selber in Stimmung, der Nachbarschaft ein Ständchen zu singen.
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!
Ihre Nicole
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