Eckart von Hirschhausen in Montabaur - Humor trifft auf Wissenschaft
Von Wolfgang Rabsch
Dem gemeinnützigen Verein F.A.K.T. in Montabaur war es gelungen, Eckart von Hirschhausen zu einem einmaligen Auftritt in der Kreisstadt zu bewegen. Der Verein unterstützt mit Vorträgen und Veranstaltungen zu Wissenschaft, Medizin, Psychologie und Philosophie Menschen, mit den Veränderungen unserer Welt umzugehen, um kraftvoll, wirksam und glücklich, das Leben in der Gemeinschaft gestalten zu können.
Montabaur. Heike Schönborn und Afra Schmidt von F.A.K.T. konnten ihr Glück kaum fassen, als sie bei der Begrüßung, in die mit etwa 1.000 Besuchern restlos ausverkauften Stadthalle schauten. Sie dankten ihren ehrenamtlichen Helfern, sowie vielen Sponsoren, ohne deren tatkräftige Unterstützung die Veranstaltung nicht hätte stattfinden können und bereiteten die Zuschauer auf einen spannenden, aber auch unterhaltsamen Abend vor.
Warm-up mit dem Publikum
Von freundlichem Beifall empfangen, betrat Eckart von Hirschhausen die Bühne. Gleich zu Beginn testete von Hirschhausen die Humorbelastbarkeit der Zuschauer, angesichts des über den Westerwald hinwegziehenden Unwetters mit heftigen Windböen in Verbindung mit Starkregen. Von Hirschhausen: "Ich bin erstaunt, komme bei diesem Scheißwetter nach Montabaur - und die Halle ist voll. Zudem ist es sehr mutig, nach einem langen Wochenende, montags eine Veranstaltung durchzuführen. Ich komme aber auch montags, weil dienstags direkt gegenüber der Stadthalle immer Kultur im Keller stattfindet". Mit diesen Aussagen, die viele Lacher und Beifall zur Folge hatten, war gleich zu Beginn das Stimmungsbarometer ausgeschlagen. Ansonsten beschrieb von Hirschhausen Montabaur als eine Stadt, die zwischen Mittelalter und Shopping-Center wandelt.
In seiner unnachahmlichen Art gelang es von Hirschhausen, den schmalen Grat zwischen Humor und Wissenschaft zu meistern. Dort oben auf der Bühne stand niemand, der mit erhobenem Zeigefinger auf die Menschen einredete, um seine eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisse als das einzig Wahre zu verkaufen.
Große Teile der Menschheit würden unter Solastalgie leiden. Wikipedia beschreibt Solastalgie wie folgt: "Solastalgie bezeichnet ein belastendes Gefühl des Verlustes, das entsteht, wenn jemand die Veränderung, oder Zerstörung der eigenen Heimat und des eigenen Lebensraums direkt miterlebt".
Einige Erkenntnisse, die von Hirschhausen verständlich begründete
Die Menschheit muss bereit sein, Lebensgewohnheiten zu ändern und auch zu Opfern bereit sein, da Naturgesetze eindeutig nicht verhandelbar sind. Wir kommen in eine Zeit, die auch nicht mehr versicherbar ist. Wenn wir so schlau sind, warum machen wir denn alles so schlecht? Was die Privaten in ihren Kellern machen, geht uns nichts an, was aus dem Schornstein kommt, schon. Luftverschmutzung ist weltweit die Todesursache Nummer 1, bei geschätzten neun Millionen Todesopfern pro Jahr. Kaffee, Sex und Schokolade ist seit Langem zu einem Lebensmotto vieler Menschen geworden. Auf einer begrenzten Erde kann es kein unbegrenztes Wachstum geben. Die Boomer Generation hat viel kaputt gemacht, aber vergessen, aufzuräumen. Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, solange andere sie hauptberuflich zerstören. Gesunde Menschen gibt es nur auf einer gesunden Erde. Die nächsten zehn Jahre entscheiden über die nächsten 1.000 Jahre.
Eckart von Hirschhausen dozierte nicht, ihm gelang es, die wissenschaftlichen Sachverhalte, bei aller Ernsthaftigkeit, dem Publikum mit einem Augenzwinkern und einer großen Prise Humor versehen, verständlich zu veranschaulichen.
Der Humor kam nicht zu kurz
Jane Goodall, die berühmte britische Verhaltensforscherin, die das Leben und Verhalten von Primaten im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania erforscht hatte, stellte dabei fest, dass Primaten, wenn sie sich begegnen, ein Begrüßungsritual haben: Sie fassen sich an und verneigen sich. Auch andere Tiere folgen bei ihren Begegnungen bestimmten Ritualen, so etwa Hunde. Viele Hunde würden bei ihrer Begegnung an den Genitalien des anderen lecken, das würde von Hirschhausen sehr an den Kölner Karneval erinnern. Lautes Gelächter war die Folge nach dieser Aussage, zumal er durch Gestik und Mimik andeutete, dass einige im Saal dieses Ritual kennen.
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Nach Ende der Veranstaltung würde er gerne seine Bücher signieren, dabei will er nicht nur seine Unterschrift in das Buch setzen, auch Ergänzungen wären möglich. Man könne seine Bücher auch jetzt schon für Weihnachten als Geschenk zurücklegen, dann würde er seine Unterschrift mit dem Zusatz "Frohe Weihnacht, Horst" versehen. Für Männer, oder Frauen, die manchmal anderweitig sich betätigen, schlug er vor, lediglich das neutrale "Für Dich" zu schreiben. Der bald 16-jährigen Leonie empfahl von Hirschhausen, wenn sie zu ihrer ersten Wahl gehen würde, ihre Oma mit zur Urne zu nehmen. Es dauerte etwas, aber dann kam der (Hinter)-Sinn dieses Rates im Saal an.
Eckart von Hirschhausen nahm sich selbst nicht zu ernst und wichtig
Nie vulgär, doppelbödig und mit dem Schalk im Nacken, konnte er, vielleicht auch aus eigener Erfahrung erklären, dass man bei zwischenmenschlichen Beziehungen nicht alles so tierisch ernst nehmen sollte. Männer würden bei ihrem Höhepunkt ohnehin nur aussehen wie ein satter Säugling. Es wäre Brauch bei einer Hochzeit, dass die Braut ihren Hochzeitsstrauß in die Menge wirft und derjenige, der ihn auffängt, als Nächstes heiratet. Bei Beerdigungen hat von Hirschhausen jedoch noch nie beobachten können, dass ein Kranz in die Menge geworfen wurde. Da er sich nur von wenigen Gegenständen lösen würde, könnte man ihn als Messi bezeichnen. Diesen Ausdruck verschmäht er jedoch, da er sich als Sammler ohne festgelegtes Themengebiet sehen würde. Vor kurzem wäre bei ihm eingebrochen worden, deshalb habe er die Polizei gerufen. Auf der Spurensuche betrat ein Polizist sein Arbeitszimmer und meinte bedauernd: "Das Zimmer haben die Einbrecher aber schwer verwüstet".
Musikalischer Abschluss eines wundervollen Abends
"Musik drückt aus, wenn Worte versagen", mit diesen Worten begrüßte Eckart von Hirschhausen Christoph Reuter, den Jazzpianisten, der Musik und Kabarett miteinander verschmelzen lässt. Reuter begeisterte das Publikum mit seiner grandiosen Virtuosität am Piano, ergänzt um viele lockere Sprüche und einem Hang zum Slapstick. Ein Lacher nach dem anderen, mit viel Beifall garniert, belohnten den Ausnahmekünstler. Als Reuter "The Saints go marching in" anstimmte, verwandelte sich die Stadthalle in einen riesigen Chor, der stimmgewaltig den Song begleitete. Von Hirschhausen stellte unter Beweis, dass er sich gesangstechnisch nicht zu verstecken braucht. Mit "All you need is love" von den Beatles und passend zum Abend "What Wonderful World" von Louis Armstrong, endete ein Abend, der viele Besucher nachdenklich stimmte, aber auch eine gehörige Portion Lebensfreude vermitteln konnte. Standing Ovation und lang anhaltender Applaus waren die Geschenke, mit denen Eckart von Hirschhausen und Christoph Reuter belohnt wurden. (Wolfgang Rabsch)
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