Pollenzeit ist Schnupfenzeit – was hilft gegen Heuschnupfen?
RATGEBER | Immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter einem Heuschnupfen — nicht zuletzt als Folge des Klimawandels.¹ Die weltweit steigenden Temperaturen verlängern die Pollensaison und der höhere Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft regt die Pflanzen an, noch mehr Pollen als sonst freizusetzen. Hinzu kommen neue Pflanzen, die sich aufgrund der erhöhten Temperaturen bei uns jetzt auch heimisch fühlen, wie beispielsweise die Ambrosia.² Doch es gibt Hilfe: Mit gewissen aufeinander abgestimmten Maßnahmen lassen sich die lästigen Symptome reduzieren.
Heuschnupfen ist eine Allergie
Bei einem Heuschnupfen ist man nicht allergisch auf Heu, sondern auf die Eiweiße bestimmter Pflanzenpollen in der Luft, also Gräser- und Baumpollen. Wie bei allen anderen Allergien auch reagiert das Immunsystem des Körpers hier übermäßig auf eigentlich harmlose Substanzen. Da die Pollen nur in bestimmten Monaten im Jahr auftreten, sprechen Mediziner auch von einer saisonalen allergischen Rhinitis. Wenn die Pollen eingeatmet werden, setzt der Körper Histamin frei, was zu den typischen Anzeichen des Heuschnupfens wie Niesen, verstopfter oder laufender Nase, Rötungen und juckenden Augen führt. Im schlimmsten Fall kann es sogar zur Atemnot kommen. Schnelle Hilfe bei leichten Fällen bieten spezielle Augentropfen und Schnupfensprays.
Wann beginnt Heuschnupfen und wann endet er?
Beginn und Ende der Heuschnupfensaison variieren je nach Region und den dort beheimateten Pflanzen. Besonders stark treten die Beschwerden bei uns im Frühjahr auf, wenn die Pollen in großen Mengen produziert und durch den Wind über weite Strecken transportiert werden. Typische Frühblüher wie die Haselnuss lösen bei vielen Menschen eine allergische Reaktion aus. Die Pollenbelastung hält dann bis in den Sommer hinein an, wenn Gräser wie Roggen dazukommen. Gegen Herbst nimmt die pollenbedingte Belastung in der Luft ab und die typischen Anzeichen des Heuschnupfens bessern sich. Es ist daher wichtig zu beachten, dass die Pollensaison je nach geografischer Lage, lokalem Klima und den Wetterbedingungen variieren kann. Hören die Symptome das ganze Jahr über nicht auf, dann sollten zusätzlich andere Allergien in Betracht gezogen werden.
Diese Maßnahmen helfen bei Pollenallergie
1. Pollenflugvorhersage: Wer sich regelmäßig über den aktuellen Pollenflug informiert, kann die Pollen meiden, die bei ihm den Heuschnupfen auslösen.
2. Nasendusche verwenden: Am besten mehrmals täglich eine Nasendusche mit Salzwasser durchführen. Diese spült die Pollen heraus und hält die Nase frei.
3. Wohnraum und Bett sauber halten: Straßenkleidung sollte in der Wohnung ausgezogen und Bettwäsche häufiger als normalerweise gewechselt werden. Beim Schlafen das Fenster geschlossen halten und am besten vor dem Schlafengehen zusätzlich Haare waschen.
4. Richtig lüften: Je nach Wohnort sollte dann gelüftet werden, wenn die Belastung gerade am niedrigsten ist. Ein spezieller Luftreiniger kann zusätzlich für saubere Luft in den Wohnräumen sorgen.
5. Sonnenbrille tragen: Das Tragen einer großen Sonnenbrille kann davor schützen, dass die Pollen direkt ins Auge gelangen.
Akut: Was hilft bei Heuschnupfen?
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Heuschnupfensymptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen während der Pollensaison zu verbessern. Doch was hilft gegen Heuschnupfen? Dazu gehören Medikamente wie Antihistaminika, die die Wirkung des Histamins blockieren und so Juckreiz, laufende Nase und das Niesen reduzieren. Spezielle Nasensprays können diesen Effekt unterstützen. Sind die Beschwerden sehr stark, kann eine Immuntherapie in Betracht kommen. Dabei werden dem Körper über längere Zeit kleine Mengen des allergieauslösenden Stoffs verabreicht. Er baut so eine Toleranz auf und die Reaktion des Immunsystems verringert sich. Manche Patienten mit Pollenallergie finden auch Hilfe durch Akupunktur — beziehungsweise auch einer sogenannten Akupunkturdauernadel. Auch Naturheilmittel können bis zu einem gewissen Grad helfen.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Behandlungen für jeden Patienten gleichermaßen wirksam sind. Ein persönlicher Ansatz, der die spezifischen Bedürfnisse des Betroffenen berücksichtigt, kann entscheidend sein bei der Linderung der Symptome. Ein Allergologe ist der richtige Ansprechpartner, er entscheidet gemeinsam mit dem Patienten, welche Methode für ihn die richtige ist.
Die Rolle von Vererbung und Umweltfaktoren
Die Neigung zu Pollenallergie ist oft genetisch bedingt. Diese genetische Veranlagung bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass jedes Kind von allergischen Eltern selbst Allergien entwickelt, sondern lediglich, dass das Risiko dafür erhöht ist. Liegt bei beiden Eltern eine dieselbe Allergie vor, steigt das Risiko fürs Kind auf bis zu 80 Prozent.³ Neben den genetischen Faktoren spielen auch Umweltbedingungen eine entscheidende Rolle. Zum einen geht man bei der sogenannten Hygienehypothese davon aus, dass ein übermäßig sauberes Umfeld das Immunsystem unterfordern kann und es sich dann — in einer Überreaktion — auf harmlose Substanzen „stürzt“. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Kinder, die mit anderen Kindern und zudem auf Bauernhöfen aufwachsen, ein deutlich geringeres Risiko für eine Pollenallergie haben als Einzelkinder aus der Stadt.⁴ Es scheint, als wäre ihr Immunsystem besser trainiert und damit widerstandsfähiger gegenüber allergenen Stoffen. Zum anderen begünstigen Umweltfaktoren wie Tabakrauch und Luftschadstoffe die Entstehung von Allergien. (prm)
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¹ Georg Thieme Verlag KG. „Akupunktur bei Heuschnupfen“. Georg Thieme Verlag KG, 21. Februar 2024, https://natuerlich.thieme.de/spezialthemen/allergie/detail/akupunktur-bei-heuschnupfen-1820.
² Ambrosia - Gefährliches Gewächs für Allergiker“. Umweltbundesamt, 14. Juni 2016, https://www.umweltbundesamt.de/themen/ambrosia-gefaehrliches-gewaechs-fuer-allergiker.
³ „Allergien - häufigste chronische Erkrankung“. Kindergesundheit-info.de, https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/allergien/allergiehaeufigkeit/. Zugegriffen 13. Mai 2024.
⁴ „Helmholtz Munich“. Allergieinformationsdienst, https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-und-allergie/risikofaktoren/hygienehypothese-oder-bauernhofhypothese. Zugegriffen 13. Mai 2024.