Echohall im Bunker b-05 Montabaur
Von Helmi Tischler-Venter
Angesichts des Krieges gegen die Ukraine stoppt die Schweiz den Verkauf ihrer Bunkeranlagen. Im Wald bei Montabaur wurden Bunker zu Ausstellungsorten umfunktioniert. Trotzdem bleiben diese Schutzanlagen eine Erinnerung an zurückliegende kriegerische Zeit und zugleich Potenzial der Wiederverwendung. Am 19. Mai wurde die Ausstellung "Echohall" eröffnet.
Montabaur. Sechs zeitgenössische Schweizer Künstler stellen Ergebnisse ihrer Überlegungen zu Bunkern im b-05 aus. Bei der Vernissage am Pfingstsonntag freute sich der Vorstandsvorsitzende Roland von Berg über zahlreiche Besucher, die trotz des regnerischen Wetters gekommen waren. Er forderte ebenso wie Dr. Gustl Früh-Jenner die Gäste auf, mit den anwesenden Künstlern ins Gespräch zu treten.
Es war den Organisatoren gelungen, mit Till Langschied in Kontakt zu kommen, der Kunstfreunde aus Basel und Berlin dazuholte. Langschied, der in der Nähe aufgewachsen ist, erzählte, die Künstlergruppe habe sich eingehend mit dem Ort beschäftigt, mit dem Naturschutzgebiet sowie der Architektur und deren enormem historischen Hintergrund. Das Thema Bunker wurde erkannt als Nutzarchitektur und Parallelraum, in dem allgemeingültige Gesetze nicht gelten. Danach entstanden Arbeiten zum Thema Bunker, die Hälfte sind Neuproduktionen für die aktuelle Ausstellung.
Nach eineinhalb Jahren Vorlaufzeit sind in den sieben Bunkern ganz unterschiedliche Werke zu sehen: Till Langschied zeigt in Bunker 1 zwei Bilder der Serie "Paranoid Landscapes und ein Bild mit dem Titel "Spatium Incognito", die sich mit der Frage beschäftigen: "Was ist eigentlich Landschaft? Fotografien wurden auf Metall gedruckt, mit Farbe verzogen und mit Acrylplatte abgedeckt. Außerdem läuft in Bunker 7 Langschieds Film "Der Bau". Er folgt einer Person, die in einem Luxusbunker lebt und davon ausgeht, dass die Welt untergegangen sei. Es erhebt sich die Frage: "Was hilft es, wenn man sich allein abschottet?"
In Bunker 2 ist der Künstler und Kurator "antoine simeao schalk" mit einem Mix-Tape vertreten. "Dieser Mix ist das Ergebnis einer künstlerischen und theoretischen Recherche zur Clubkultur in den 1980er Jahren und wie in dieser Zeit angefangen wurde, ungenutzte Gebäude wie Fabriken oder Bunker in Techno- und Houseclubs umzugestalten." Der Verkaufserlös der Tapes kommt queeren Jugendlichen in Brasilien zugute.
Olivia Abächerli zeigt in den Bunkern Nummer 3 und 4 umfangreiche Arbeiten: die Plakatserie "Facing shame" und die Video-Arbeit "Facing conflict". Sie beschäftigen sich mit den Bunkern in unseren Köpfen, dicken Mauern als Abschottungsmechanismen. Die Frage lautet: "Was passiert in uns drinnen, wenn draußen die Welt brennt?"
Bunker 5 ist den großflächigen Gemälden Inka ter Haars vorbehalten. Ihre Serie "Sieben Nächte", die sich mit postapokalyptischer Szenerie nach psychischer und physischer Gewalt und Zerstörung befasst, ist im b-05 zu ersten Mal vollständig ausgestellt.
Anita Mucolli und Cyril Tyrone Hübscher sind in Bunker 6 mit Skulpturen vertreten, die in ihrer glänzenden Chromstahlausführung an keimfreie Labormöbel und experimentelle Tierhaltung gemahnen (Mucolli). Hübschers Modellhäuschen weisen auf "fake" Chalets hin, unter denen in der Schweiz viele Bunker versteckt sind.
Die Ausstellung "Echohall im Bunker - history invides the present - Urbedürfnis nach geschütztem Raum" ist immer samstags ab 14 Uhr und sonn- und feiertags ab 10 Uhr bis 30. Juni geöffnet. htv
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