Werbung

Nachricht vom 24.06.2024    

Bergbautradition hautnah erleben: Wanderung zu den Grubenfeldern Girmscheid und Georg

Von Klaus Köhnen

Die Tourist-Info der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, der Förderverein Bergbau und Hüttenwesen in der VG sowie die Bürgerinitiative Willroth hatten zu einer Wanderung eingeladen. Der Heimatkundler Albert Schäfer aus Willroth führte die Teilnehmer zu den Orten der Bergbautradition.

Die Wandergruppe traf sich am Informationsschild (Bilder: kkö)

Oberhonnefeld-Gierend/Willroth. Im Verlaufe dieser Wanderung konnten die Teilnehmer vieles über die alten Bergbau-Traditionen erfahren. An den einzelnen Stationen erläuterte Schäfer die Wiedische Grube Girmscheid. Er zeigte den Besuchern unter anderem Kohlenmeiler-Plätze, Stollen und sogenannte "Pingen", also trichterförmige Grabungen an der Oberfläche mit anschließendem Einsturz der Decke. Auch ein von Bürgern aus Gierend wieder aufgebautes "Pulverhäuschen" war Ziel der Wanderung.

So wurde auch der "Grenzverlauf" der heutigen Landkreise Altenkirchen und Neuwied erkundet, der bereits vor dem Bau der Autobahn (1936) an dieser Stelle verlief. Damals, so Schäfer, handelte es sich allerdings eher um die Grenzen von Kleinstaaten.

Im Bereich der Grube Girmscheid hatten die Fürsten des Hauses Wied das sagen. Auf der anderen Seite waren es zunächst die Kurfürsten zu Trier. Bereits in Anfangsjahren des Erzabbaus wurde immer mal wieder behauptet, dass die eine oder die andere Seite, in der Tiefe die Stollen auf das jeweils andere Gebiet vorgetrieben hätte, beschrieb Albert Schäfer.

Erst die Arbeit der Köhler ermöglichte das Trennen von Erz und Gestein
Schäfer erläuterte auch anhand von Zeichnungen die Arbeit der Köhler. Alles begann mit dem Holzeinschlag, dem das Ablängen und Spalten folgte. Die Meiler wurden, nachdem das Feuer entfacht war, abgedeckt, um die Flammen zu erhalten und die Holzkohle zu produzieren. Die Holzkohle war der Stoff, der das Trennen von Gestein und Erzen erst möglich machte. Neben der Gefahr für die Köhler bei der Arbeit mit dem Feuer bestand auch ein großes Risiko der "Entwaldung" ganzer Landstriche, denn die Köhler verbrauchten Unmengen an Holz.



Weiter ging es zu den "Pingen", einer einfachen Form der Ausbeutung von Erzlagerstätten. Diese haben den Namen von dem Geräusch, dass das Werkzeug auf dem Stein, in dem Erz vorhanden war, erzeugten. Dieser lautmalerische Begriff fand bereits früh Einzug in die Sprache der Bergleute, so Schäfer.

Sprengungen waren damals mit großen Gefahren verbunden
An dem wieder errichteten "Pulverhäuschen" beschrieb der Historiker, den Transport des, damals verwendeten, Schwarzpulvers. Dieser "Sprengstoff" kam aus der Pulvermühle Hamm (Sieg) und wurde mit Pferdefuhrwerken transportiert. Um das Risiko von Funken zu vermeiden, war es Vorschrift, dass diese Fracht nur in Holzfässern transportiert werden durfte. Die Fuhrleute machten in Flammersfeld Rast. Hierbei mussten die Fuhrwerke, die mit einer weißen Fahne gekennzeichnet waren, vor dem Ort warten. Nach der Rast, die, so Schäfer, oft mit dem Verzehr so manchen Bieres verbunden war, wurden die Fuhrwerke mit einer Trompete herbeigerufen.

An verschiedenen Stellen konnte Schäfer den interessierten Teilnehmern unterschiedliche Gesteinsbrocken zeigen, die auch heute noch zahlreich zu finden seien. Im Anschluss an die Wanderung bot die Bürgerinitiative Willroth die Möglichkeit, den Förderturm der Grube Georg zu besichtigen. Die Teilnehmenden waren einhellig überzeugt, dass solche Wanderungen zu einer festen Einrichtung werden sollten. So konnte nämlich eine spannende Wanderung mit wertvollem historischen Wissen bereichert werden.(kkö)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke   Wandern  
Lokales: Rengsdorf & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Rengsdorf auf Facebook werden!

Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder):
       
   


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Mehr als nur Action und Streben nach dem Kick

Kreis Neuwied. Als aktuelles Gemeinschaftsprojekt wird ab 2025 eine neue Ausbildung zur Erlebnispädagogin/zum Erlebnispädagogen ...

Kürbiskunstaktion begeisterte Besucher

Neuwied. Im Rahmen einer parallelen Gewinnspielaktion schmückten Kürbisse besonderer Sorten die Schaufenster der innerstädtischen ...

Enkelglück: Großeltern werden und sein

Puderbach. Mit der Geburt des ersten Enkelkindes vollzieht sich ein Generationenwechsel - die Eltern werden zu Großeltern, ...

Netzwerktreffen des "Naturpark Netzwerk Naturschutz" in Waldbreitbach

Waldbreitbach. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Vortrag von Günter Hahn, erfahrener Biologe und ehemaliger Biotopbetreuer ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Erste Strünzer-Strand-Saison wird am 28. Juni in Linz eingeläutet

Linz. Die Aufenthaltsfläche wird durch viel Sand, zahlreiche Liegestühle und Sonnenschirme sowie Palmen ergänzt. Außerdem ...

Erlebnisreiche Extrem-Tour: Mountainbiker erobern das Aubachtal

Anhausen. Das Abenteuer begann an der Kirche in Anhausen. Nach einer Umrundung des Ortskerns führte die Route zunächst zur ...

Vieles im Kreis Neuwied bewirkt: Ina Heidelbach geht in den Ruhestand

Kreis Neuwied. "In der Ägide von Ina Heidelbach ist vieles initiiert und bewegt worden. Alles, was gemeinsam angepackt wurde, ...

21-Jähriger mit 1,8 Promille und ohne Führerschein auf Bundesstraße bei Neuwied gestoppt

Neuwied-Feldkirchen. Nach Angaben der Polizeidirektion Neuwied/Rhein wurde der Kleintransporter auf der Bundesstraße 42 Richtung ...

Mario Giordano liest im Rahmen der Westerwälder Literaturtage in Altenkirchen

Altenkirchen. Nun kommt Giordano anlässlich der Westerwälder Literaturtage mit dem Folgeband "Die Frauen der Familie Carbonaro" ...

Grüne in Rheinland-Pfalz kritisieren Beschluss über Auszahlbetrag für Geflüchtete

Mainz. "Wir Grüne halten solche Beschränkungen nicht für sinnvoll. Die Lebens- und Wohnsituationen von Menschen, die hier ...

Werbung