Nach Krebserkrankung: Ida (3) aus Wissen trifft ihren Lebensretter
Von Regina Morkramer
Die Geschichte hätte nicht besser ausgehen können und dieses Foto ist der Beweis: Die kleine Ida strahlt über das ganze Gesicht, man sieht ihr an, wie gut es ihr geht. Dabei begreift das dreijährige Mädchen vermutlich noch gar nicht, auf wessen Schoß es gerade sitzt. Denn Ida hat ihren Stammzellenspender getroffen - den Menschen, der ihr das Leben gerettet hat.
Wissen. Nicht ganz drei Jahre ist es her, dass tausende Menschen Anteil genommen haben an Idas Schicksal. Das damals nicht einmal ein Jahr alte Mädchen war an Leukämie erkrankt. Monatelang musste die Familie mit der Ungewissheit leben, wie es für Ida weitergeht, denn klar war: Nur eine Stammzellenspende konnte sie retten. Der passende Spender musste aber erst einmal gefunden werden - und zwar, bevor es zu spät ist. Idas Freunde und Familie taten alles dafür, auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen und möglichst viele Menschen zur Registrierung bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zu motivieren. Nach vielen Monaten im Krankenhaus, nach Behandlungen und Chemotherapien, die das kleine Mädchen mit allen Nebenwirkungen über sich ergehen lassen musste, kam dann die erlösende Nachricht: Es gab einen passenden Spender für Ida!
Im März 2022 erhielt Ida nach einer weiteren kräftezehrenden Chemotherapie mit Nebenwirkungen und Risiken schließlich die lebensrettende Stammzellenspende. Und auch wenn danach weiterhin zunächst Ungewissheit herrschte, ob ihr kleiner Körper positiv auf die Spende reagiert, war nach einigen Monaten schließlich klar: Alles war gut gegangen und Ida auf dem Weg in ein gesundes Leben!
"Ida geht es heute gut", erzählt ihr Papa Julian Mewis dem AK-Kurier. "Sie darf ein ganz normales Kind sein." So findet die ganze Familie wieder zurück in die Normalität und Ida ist mittlerweile sogar große Schwester geworden! Als vollständig geheilt gilt man nach einer Krebserkrankung allerdings erst nach fünf Jahren. Ida musste nach der Stammzellenspende zunächst alle drei Monate zur Kontrolle, mittlerweile alle sechs Monate. "Ihre Werte sind alle in Ordnung!", erklärt Papa Julian und fügt jedoch hinzu, dass diese Untersuchungen Ida vermutlich ihr Leben lang begleiten werden, wenn auch langfristig nur noch einmal im Jahr. Glücklicherweise könne sich Ida aufgrund ihres jungen Alters nicht an die Strapazen ihrer Erkrankung und die Zeit im Krankenhaus erinnern. Nur eine Abneigung gegenüber Ärzten sei hängen geblieben.
Ida trifft Stammzellenspender
Dass es das Schicksal gut mit Ida und ihrer Familie meint, zeigte sich vor Kurzem in einem ganz besonderen Erlebnis. Ida traf zum ersten Mal ihren Lebensretter, den Menschen, der seine Stammzellen für sie gespendet hatte. Nach einer Stammzellenspende herrscht zunächst zwei Jahre lang eine Anonymitätsfrist, in der zwar Kontakt zwischen Stammzellenspender und -empfänger (beziehungsweise seiner Familie) möglich ist. Dies geschieht aber eben nur anonym und über die DKMS. Auch Idas Familie hatte in der Zeit nach der Spende bereits Kontakt zum Spender. Als dann aber nach Ablauf der Frist die E-Mail mit Name und Telefonnummer des Spenders gekommen sei, "war das wahnsinnig emotional", erklärt Julian Mewis. Er sei nervös gewesen und habe erst mal einen Tag gebraucht, bis er den Anruf auch wirklich durchziehen konnte. Als es dann so weit war, wusste der Spender am anderen Ende der Leitung auch gleich, wer ihn da anrief. "Wir haben erst mal 40 Minuten telefoniert, dann war klar, dass wir uns treffen", erzählt Papa Julian. "Als wir uns trafen, haben wir uns gleich super verstanden. Er ist selbst Vater von einem dreijährigen Mädchen und eines weiteren kleinen Geschwisterkindes. Da hat gleich einfach alles gepasst! Wir können uns schon vorstellen, dass wir uns noch öfter treffen."
Wie emotional dieses Erlebnis für alle Beteiligten gewesen sein muss, macht auch ein Update in den sozialen Medien deutlich. "In dieser Woche konnten Ida und ihre Eltern ihren ganz persönlichen Spenderengel endlich kennenlernen! Er ist der Grund, warum die kleine Ida durch den Garten flitzen kann, in die Kita geht und ihren Bruder kuscheln darf! Er ist der Grund, warum Ida groß wird. Selbst eine Familie gründen kann. Er hat ihr vor mehr als zwei Jahren ihr zweites Leben geschenkt! Lieber Niclas, es gibt keine Worte oder Taten, die beschreiben können, wie dankbar Dir die ganze Familie ist", heißt es auf dem Account "Ida braucht dich".
Ein "letztes Update" sollen diese schönen Nachrichten sein, kann man hier zudem lesen, denn Ida gehe es gut, sie "spielt, tobt und macht Quatsch wie jedes andere Kind in ihrem Alter. Sie ist ein echter Wirbelwind." Und auch Papa Julian bestätigt im Gespräch mit dem AK-Kurier noch einmal, wie lebensfroh Ida ist. "Sie tanzt gerne, hört gerne Musik, am liebsten Schlager", lacht er.
Zum Abschluss erklärt Julian Mewis außerdem, dass er froh sei, dass diese schreckliche Zeit wenigstens auch etwas Gutes gehabt habe: "Durch Ida sind 6.000 Menschen dem Aufruf nachgekommen, sich bei der DKMS registrieren zu lassen! Dadurch konnten bereits fünf Spender für andere kranke Menschen gefunden werden!" (rm)
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