"Toffelsmoat" (Kartoffelmarkt) in Steimel mit spritzigem Auftakt
Von Wolfgang Rabsch
Der Kartoffelmarkt in Steimel ist ein beliebtes Volksfest, das sich ganz der Kartoffel widmet. Ursprünglich als Westerwälder Viehmarkt bekannt, wird das Fest seit über 450 Jahren in traditioneller Weise gefeiert. In diesem Jahr steht ein besonderes Highlight an: Der Festkommers "700 Jahre Ortsgemeinde Steimel + X". Das "700 Jahre + X" bedeutet, dass die eigentliche 700-Jahr-Feier vor vier Jahren hätte stattfinden sollen, doch Corona hatte einen dicken Strich durch die geplante Jubelfeier gemacht. So nutzte Steimel heuer flugs die Gelegenheit, zwei Feste zusammen zu feiern.
Steimel. Bevor die eigentliche Eröffnung stattfand, versammelten sich vor der Kita in Steimel Vereine und Bürger, um den traditionellen Umzug zum Festgelände zu starten. Angeführt vom Veranstalter, dem Verkehrs- und Verschönerungsverein Steimel (VVV), und dem Musikverein Marienrachdorf bewegte sich der Zug durch den Ort in Richtung Festplatz. Weitere Teilnehmer am Umzug waren unter anderem der Gewerbeverein Puderbach, die Spielvereinigung Lautzert-Oberdreis, die Reservistenkameradschaft Dreisbacher Land, der TC Steimel und der Dorfclub Brubbach. Auch Jens Geimer, Brauereichef der Hachenburger Brauerei, beteiligte sich am Umzug, denn aus den Zapfhähnen am Festgelände und im Zelt sollte das edle Nass aus Hachenburg fließen.
Fleißige Helfer werden mit einer Brauereibesichtigung belohnt
Vor dem Festzelt versammelte sich eine große Schar durstiger Menschen, die allesamt dem Moment entgegenfieberten, bis endlich das Freibier beim Fassbieranstich floss. Ein bisschen offizielle Etikette musste dann doch sein, als Bürgermeister Sven Schür, als Vorsitzender des VVV, die Gäste begrüßte. Es war auch gleichzeitig sein erster Kartoffelmarkt, den er als neuer Bürgermeister von Steimel eröffnen durfte. Landes- und Bundestagsabgeordnete waren anwesend, ebenso die geballte kommunalpolitische Prominenz in Person von Landrat Achim Hallerbach, Philipp Rasbach, dem Ersten Beigeordneten des Landkreises Neuwied, und Volker Mendel, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Puderbach. Als der Bürgermeister verkündete, dass das Festzelt von einigen Mitgliedern des VVV und weiteren Helfern in Eigenregie aufgestellt wurde, was dem Verein viele Kosten ersparte, brandete langanhaltender Beifall auf. Der Jubel steigerte sich noch, als Brauereichef Jens Geimer bekannt gab, dass alle Helfer, die beim Aufbau des Zeltes angepackt haben, zu einem Tag voller Spaß in die Brauerei nach Hachenburg eingeladen werden.
Fassbieranstich wird nie zur Routine
Achim Hallerbach hatte als Schirmherr des Kartoffelmarkts die Ehre, den Fassbieranstich vorzunehmen. Nach den ersten Schlägen hatte er bereits mit der Tücke des Objekts zu kämpfen: Der stabile Zapfhahn aus Messing ließ sich trotz massiver Schläge des Landrats einfach nicht in das Fass treiben. Sollten etwa die Zuschauer kein Freibier erhalten? Doch einem der Helfer kam die rettende Idee: Er hatte plötzlich einen Zapfhahn aus Plastik parat. Achim Hallerbach versenkte diesen Zapfhahn mit zwei Schlägen im Fass, trotzdem spritzte es gewaltig, da zum Druckausgleich das Fass oben am Verschluss geöffnet war. Ein schäumendes Vergnügen wurde den Zuschauern beschert, mit einem Landrat, der für das Malheur seine Hände in Unschuld waschen konnte. Nach dem Spektakel schmeckte das Freibier noch viel besser.
Nach dem Fassbieranstich strömten immer mehr Besucher zum "Toffelsmoat", erstaunlich, trotz der frühen Stunde. Der Kartoffelmarkt hat im Westerwald einen guten Ruf, dem viele Gäste, auch aus den angrenzenden Kreisen, immer wieder gerne folgen, denn Abwechslung ist angesagt. Im Mittelpunkt des zweitägigen Marktes stehen nach wie vor Tiere und die Landwirtschaft. Neben der Tierschau (Schafe, Ziegen, Pferde, Rinder, Hühner und Enten) konnten die Besucher traditionelles Handwerk, Landmaschinen und Gartengeräte entdecken. Der Verkauf von Kartoffeln darf dabei selbstverständlich nicht fehlen; ebenso boten viele Stände Käse, Wurst, Brot, Liköre und Schnäpse an, die hausgemacht hergestellt waren. Lederwaren, Schmuck in allen Variationen, Strickwaren, Holzgeschnitztes und Bekleidung ergänzten das Angebot des Marktes.
Es ist noch zu erwähnen, dass die "Reservistenkameradschaft Dreisbacher Land" im Haus des Gastes wieder eine Ausstellung mit militärischem Ambiente der Öffentlichkeit präsentierte. Ein Rummelplatz mit Autoscooter, einem Breakdance-Fahrgeschäft, einer Schießbude und Losverkäufen rundet das fröhliche Bild ab.
Festkommers zum Ortsjubiläum von Steimel am Sonntag
Der Sonntag (22. September) steht ganz im Zeichen des Festkommerses zur "700 Jahre Ortsgemeinde Steimel + X" Feier. Vor dem Festkommers wird ein Zeltgottesdienst und ein gemeinsames Mittagessen, zubereitet von der Landmetzgerei Born aus Steimel, das Zelt sicherlich voll ausfüllen. Musikalisch gestaltet wird der Sonntag von den St. Georgsbläsern Haiderbach und dem Jagdhornbläser Hegering Dierdorf/Puderbach.
Am Montag (23. September) endet der "Toffelsmoat" mit Kaffee und Kuchen und einem Kinderprogramm, bevor DJ Sunrise die Besucher mit fetziger Musik bis zum bitteren Ende unterhalten wird.
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