Pressemitteilung vom 26.09.2024
Initiative von SIBI-Schülern: Über 1.500 Bürger fordern Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers
Noch ist Adolf Hitler Ehrenbürger der Stadt Bad Honnef. Um das zu ändern, haben sich Schüler des Siebengebirgsgymnasiums (SIBI) zusammen getan und über 1.500 Unterschriften für einen Einwohnerantrag zur Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Adolf Hitlers gesammelt.
Bad Honnef. Mit drei vollen Aktenordnern und einer Antragsmappe im Gepäck haben die Schüler des SIBIs am vergangenen Montag (23. September) Bürgermeister Otto Neuhoff über 1.500 Unterschriften eines Einwohnerantrags zur Aberkennung der Ehrenbürgerschaft Hitlers übergeben. "Das ist eine beachtliche Initiative und auch vor dem Hintergrund der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse ein wichtiges Signal für die Demokratie und gegen das Vergessen", dankte Neuhoff den Schülern bei einem Empfang im Ratssaal. Er ist von dem Engagement der Schüler, die den aufwendigsten Weg der Gemeindeordnung gewählt haben und die erforderlichen Unterschriften für einen Bürgerantrag zusammenbekommen haben. Voraussichtlich in der Ratssitzung am 10. Oktober soll der Einwohnerantrag auf Aberkennung der Ehrenbürgerschaft in den Rat eingebracht und beraten werden.
Auf Spurensuche im städtischen Archive
Damit holt der Rat eine inhaltliche Auseinandersetzung und Aufarbeitung nach, die im Jahr 1983 auf Initiative der Freien Wählergemeinschaft "Die Grünen" in Bad Honnef angeregt worden und dann formal beendet worden war – ein unzufriedenstellender Umstand, wie Lehrer Thomas Rott, der im vergangenen Schuljahr mit einer zehnten Klasse im Geschichtsunterricht auf Spurensuche gegangen war: "Zur Entscheidung kam es nicht, denn es gab 1983 einen Antrag an die Geschäftsordnung, also einen Antrag auf Schluss der Debatte. Damit waren wir sehr unzufrieden."
Gemeinsam mit dem städtischen Archivar Dr. Jens Kremb war der Geschichtskurs auf Spurensuche gegangen, fand die Ratsunterlagen aus dem Jahr 1983 und auch ein persönliches Dankesschreiben Hitlers aus dem Jahr 1933, als neben rund 4.000 anderen Städten auch die Stadt Bad Honnef den späteren Diktator des Deutschen Reichs zu ihrem Ehrenbürger gemacht hatte. Eine Ehrenbürgerschaft, die formal mit dem Suizid Hitlers erloschen war, ohne dass die Stadt und der Rat sich je formal distanziert hatten.
Die Schüler der heutigen elften Klasse wollten es nicht dabei belassen und stießen mit ihrem Lehrer Rott einen Einwohnerantrag nach Artikel 25 der Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen an. Das notwendige Quorum an Unterstützern bedeutete Fließarbeit: in den Geschäften der Innenstadt sammelten die Schüler in den vergangenen Monaten Unterschriften bei der Kundschaft. "Wenn man etwas erreichen will, muss man hartnäckig sein, dranbleiben und Überzeugungsarbeit leisten", würdigte Geschichtslehrer Rott das Engagement der Klasse.
Jetzt ist der Stadtrat gefragt
Neuhoff würdigte das Engagement und erklärte das weitere Vorgehen: "Ich werde mich mit den Fraktionen beraten, dann setze ich den Antrag auf die Tagesordnung des Rates und bin sehr gespannt auf die Debatte." Die Debatte sei ihm auch wichtig, schließlich habe es einige, wenige Stimmen, gegeben, dass die Sache auch schnell erledigen hätte werden können. "Das wäre aber nicht in meinem Sinne, denn es geht nicht um eine 'schnelle Erledigung', sondern um die Würdigung der Initiative und auch darum, die Auseinandersetzung mit dem Thema nachzuholen." (PM)
Mit ihrem Engagement haben auch die Schüler des SIBI ein Stück ihrer Stadtgeschichte mitgeschrieben, erklärte Stadtarchivar Dr. Jens Kremb und appellierte, die Möglichkeiten des Archivs zur Recherche auch für den Unterricht rege zu nutzen. (PM)
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