Ein halbes Jahrtausend Schule in Dierdorf
Veranstaltung des Dierdorfer Kulturkreises war sehr gut besucht – Gutenberg-Schüler veranschaulichten Historie mit kleinen Aufführungen
Dierdorf. Der Dierdorfer Kulturkreis hatte am Freitag (10.2.) zu der Veranstaltung „Ein halbes Jahrtausend Schule in Dierdorf“ eingeladen. Karl August Heib konnte bei seiner Begrüßung zufrieden sein, war der Saal in der „Alten Schule am Damm“ doch bis auf den allerletzten Platz besetzt.
Den Auftakt machten Kinder der Gutenberg-Schule, die in vorzeitlicher Kleidung, die Mädchen mit Zöpfen, singend durch die Reihen der Zuschauer hereinspaziert kamen. Auf der Bühne war ein Klassenzimmer im alten Stil aufgebaut. In die Rolle des Lehrers war der ehemalige Kollege an der Gutenberg-Schule, Egon Schwarz, geschlüpft.
Mit seiner Brille - die sehr weit vorne auf der Nase saß - und schwarzem Frack mit Fliege war er ganz stilecht gekleidet. Die Kinder, die in die Bankreihen gingen, mussten erst mal stehen bleiben und den Lehrer begrüßen. Die erste Frage an die Kinder lautete: „Wann hat unser Kaiser Geburtstag?“ Damit war ungefähr klar, in welcher Zeit die Handlung spielte. Der letzte deutsche Kaiser – Wilhelm II. – musste 1918 die Macht abgeben.
Weiter ging es mit der Kontrolle der Sauberkeit der Hände und des Taschentuches. Die Schülerin Karoline musste die von den Kindern mitgebrachten Holzstücke einsammeln und zum Ofen bringen, der offensichtlich auch aus dieser Zeit stammte. Aus Sicherheitsgründen wurde er nicht richtig geheizt.
Nach dieser Szene sprang der Gutenberg-Schüler Max auf die Bühne und meinte lautstark: „Das ist ja voll krass, wenn der das heute mit uns machen würde, da bekäme der aber Ärger mit meiner Mutter!“
Karl August Heib gab einen Abriss über 500 Jahre Schule in Dierdorf. Der Kulturkreis hat viel in alten Unterlagen im Archiv gestöbert und manches Interessante zu Tage gefördert. War am Anfang der Unterricht nur für Auserwählte am gräflichen Hofe vorgesehen, wurde im Laufe der vielen Jahrzehnte die Schulpflicht für alle vom Michaelistag bis Ostern eingeführt. 1782 wurde dann auch die so genannte „Sommerschule“ eingeführt, das hieß Schulpflicht das ganze Jahr.
Bei der breiten Bevölkerung hielt sich die Begeisterung über die Pflicht, dem Nachwuchs etwas beizubringen in engen Grenzen. Wurde doch jede Hand gebraucht, um den Unterhalt der Familie zu sichern. Die Informationen wurden im laufe des Abends immer wieder durch Aufführungen der Gutenberg-Schüler unterbrochen und ergänzt.
So wurde auch in einer der insgesamt sechs Szenen gezeigt, wie schnell ein Eintrag in das „Strafbuch“ erfolgte. Frechheit, Faulheit oder Obstfrevel waren die häufigsten Gründe. Als Beweis gab es über den Beamer Originalauszüge aus dem Dierdorfer Strafbuch zu sehen. Lesen konnte es kaum einer, war es doch in Sütterlinschrift geschrieben.
Aus den einzelnen Stadtteilen berichteten ältere Mitbürger, wie sie die Schule dort erlebt hatten. Untermalt wurde dies mit alten Bildern, die über die aufgebaute Leinwand zu sehen waren. Ulrich Christian berichtete über die Entstehung und Entwicklung der weiterführenden Schulen. Der ortsansässige Architekt Dr. Hans Heydorn wusste einiges über die Schulbauten zu berichten.
Ein schöner geschichtlicher Abriss der Schuleentwicklung in Dierdorf, den die Gutenberg-Schüler mit ihren Spielszenen aufzulockern wussten. Wolfgang Tischler
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