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Nachricht vom 03.11.2024    

Amerikanische Roteiche - umstrittener "Baum des Jahres" 2025

Von Helmi Tischler-Venter

Für Naturfreunde überraschend, wurde die Roteiche (Quercus rubra) zum "Baum des Jahres" ernannt. Offenbar haben sich in dem Auswahlgremium, dem Verein Baum des Jahres e. V., die Vertreter der gewinnorientierten Forstwirtschaft gegen Natur- und Diversitäts-Schützer durchgesetzt.

Fotos: Frank Krause

Region. Der 1972 als „Umweltschutzverein Wahlstedt" gegründete Verein war eine der frühen deutschen Umweltorganisationen. Unter dem Eindruck der Debatte um das sogenannte "Waldsterben" in den 1980er-Jahren entstand 1983 zunächst die vom Verein getragene Aktion "Rettet den Wald" und 1991 wurde das Kuratorium Baum des Jahres als Fachbeirat des Vereins ins Leben gerufen. Im oben genannten Kuratorium des Vereins tummeln sich Interessensvertreter der Forstindustrie, aber auch Naturschutzorganisationen und Behörden, neben dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND), die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG), der Robin Wood e. V., das Thünen-Institut für Forstgenetik (TI) und das Julius Kühn-Institut (JKI) - Institut für Waldschutz. Schirmherr der Veranstaltung und oberster Baumfreund ist Cem Özdemir von den GRÜNEN, der aktuelle Bundes-Landwirtschaftsminister.

Umstritten ist die Amerikanische Roteiche, weil sie als Lebensraum für Insekten nur eingeschränkt zu nutzen ist, gemessen an den einheimischen Stiel- und Traubeneichen. Der besonders hohe Gerbstoffanteil der ledrigen Blätter schadet dem Bodenbiotop und mindert die Biodiversität. Die Roteiche wächst schnell und bringt raschen Ertrag, gerade weil keine Insekten daran leben. Das macht sie der Forstwirtschaft sympathisch. Die Wahl fiel auf das in Nordamerika verbreitete Gehölz, weil ihm eine "Sonderaufgabe" zugeschrieben wird: Man könne mit der Roteiche schöne Brandschutzstreifen in die brandgefährdeten Wälder, zum Beispiel in die brandenburgischen Kiefern-Monokulturen pflanzen.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Der bekannte Förster und Autor Peter Wohlleben verkündete auf Instagram (27. Oktober):
"Für unsere heimischen Wälder ist die Roteiche allerdings eine Katastrophe. Ihr Laub ist für viele Bodenlebewesen sehr giftig. Zudem breitet sie sich in durch Forstwirtschaft stark aufgelichteten Wäldern invasiv aus. Es ist also keine gute Idee, diese Baumart hier bei uns zu pflanzen."

Achim Baumgartner (BUND NRW Naturschutzstiftung/BUNDzentrum Rhein-Sieg) stellt fest:
"Der Anbau der Roteiche kann daher keinesfalls unterstützt und keineswegs empfohlen werden, denn es gilt nicht nur einseitig eine Holzproduktion zu sichern, sondern auch die biologische Vielfalt im Wald und im Forst. [...] Während die heimische Stiel-Eiche (Quercus robur) 570 Arten der Vergleichsgruppen an Tieren und Pilzen auf sich vereinen konnte, kommt die Rot-Eiche gerade einmal auf 84, [....] Der Einsatz der Rot-Eiche steht damit im direkten Widerspruch zum Erhalt und zur Wiederherstellung lebendiger, stabiler Waldgesellschaften."

Landesforsten Rheinland-Pfalz hat in seiner Grundsatzanweisung "Waldverjüngung im Klimawandel", welche für den Staatswald von RLP bindend ist und als Empfehlung an private und kommunale Waldbesitzer herausgegeben wurde, treffend das Ziel einer nachhaltigen Forstwirtschaft beschrieben: "Oberstes Ziel muss deshalb die Erhaltung und Stärkung der Resilienz der Wälder sein, das heißt ihrer Fähigkeit, auf belastende Einflüsse so zu reagieren, dass sie dauerhaft fortbestehen und den von ihnen erwarteten gesellschaftlichen Nutzen leisten können."



Um dieses Ziel zu erreichen, versuchen die Förster in der Waldverjüngung mehrere Bausteine umzusetzen: Risiken streuen, das heißt im Klimawandel auf eine Mischung von Baumarten setzen, Risiken begrenzen durch die Orientierung am Standort, kleinflächige Einmischungsformen und weniger empfindliche Baumarten, die Anschlussfähigkeit an die Ausgangslage wahren, das heißt von den ökosystemaren Elementen unserer bisherigen natürlichen Waldgesellschaften ausgehen aus den Erfahrungen der Vergangenheit die richtigen Schlüsse ziehen und, bezogen auf das hier behandelte Thema, die Einbringung erkennbar standortswidriger Baumarten vermeiden.

Bei der aktiven Neuanpflanzung von Bäumen berücksichtigen die Forstämter daher die Baumartenpyramide, die vorsieht, dass mindestens 25 Prozent der eingebrachten Baumarten auf die beiden unteren Stufen (seltene heimische (Misch-)Baumarten und standortgemäße heimische (Haupt-)Baumarten) entfallen sollen. Es sollen also Baumarten der natürlichen Waldgesellschaften - die in Rheinland-Pfalz regelmäßig von Buchen, Hainbuchen und Eichen geprägt sind - mit ihren Mischbaumarten das wesentliche Rückgrat einer neuen Waldgeneration bilden.

Ergänzend hierzu sollen auch viele weitere Baumarten mit kleinen Mischungsanteilen am Aufbau kommender Waldgenerationen beteiligt werden. Hierzu zählt auch die Baumart der Roteiche. In den vergangenen Jahren wurden in geringem Umfang Roteichen in kleinen Gruppen (in der Fachsprache "Klumpen") gepflanzt.

Johannes Wagner vom Forstamt Hachenburg stellt als Fazit fest, "dass wir im Forstamt Hachenburg der Baumart Roteiche im Klimawandel auch Ihren Platz zugestehen. Dieser Platz wird aber nach guter fachlicher Überlegung in kleinen Gruppen (Klumpen) in einem Mischwald keine Überhand nehmen, sondern auf den passenden Standorten bei geringen Prozentanteilen verbleiben. Wir hoffen durch unsere Idee eines möglichst vielfältigen Waldaufbaus bestmöglich auf die Veränderungen im Klimawandel zu reagieren und Totalausfälle ganzer Waldökosysteme so zu verhindern. Gerade dies ist im Sinne einer nachhaltigen Forstwirtschaft, welche dem Naturschutz Rechnung trägt, die Aufgabe der Forstleute unserer heutigen Generation.

Auch der heimische Förster Frank Krause, dem Forstamt Dierdorf zugehörig, sieht aus Sicht des Forstes Vorteile, denn die Roteiche hat ein gutes Wachstum und ist klimaresistent. Er hat bislang schon Roteichen als Ergänzung zu den diversen heimischen Eichen gepflanzt. Ganze Flächen werde er nicht mit der Roteiche aufforsten, sondern immer nur als Ergänzung auf den Standorten sehen.

Da Bäume langsam wachsen, wird man erst nach etlichen Jahren die tatsächlichen Auswirkungen der Roteichen auf unsere Wälder belegen können. Bis dahin werden sich die gegensätzlichen Positionen unvereinbar gegenüberstehen. htv



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