Vergnügliche "Popoetry" mit Politesse von Sven Garrecht in Waldbreitbach
Von Helmi Tischler-Venter
In 26 Jahren Theater-Arbeit mit rund 300 Künstlern haben die Organisatoren des Hotels zur Post etliche Talente entdeckt. Der neuste Glücksgriff stand am Sonntagabend, 3. November auf der Bühne im Rittersaal: Liedermacher und Kabarettist Sven Garrecht, der mehr Probleme mit einer knarzenden Bühnenfliese als mit der Reimfindung auf den sperrigen Namen "Waldbreitbach" hatte.
Waldbreitbach. Wortgewaltig, hintergründig, frech, frisch und humorvoll sind die Reime und Lieder des jungen Seligenstädters. Sein "Mitsing-Teil" mit Reimen auf den Ort motivierte das Publikum gleich zu Anfang, den ausgelobten Murmel-Preis zu ergattern. Allerdings saßen die weniger attraktiven Gäste auf der sehbedingten "schäl Sick" des Künstlers. Mit philosophischer Unwiderlegbarkeit bat dieser, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind, denn "wenn früher alles besser war, wird dieser Abend der beste ihres restlichen Lebens sein."
Befinden und Befindlichkeiten publizierte er locker-flockig am Klavier in Liedern wie "Alles klar", "Euer Denkmal", "Mein Schweinehund" und "Schönste Jugenderinnerung". Mit den Erwartungen an das Männerbild spielte er in "Tut mir leid, mein Schatz". Seine Umwelt beobachtete er genau und hielt die Typen gesanglich fest in "Kleinstadt-Tiger" und "Weinkönigin".
Garrecht verriet seine Vorliebe für Spargel, die Herbstzeit und den Sommer, wenn es in der Wiese laut zirpt und die Fetten grillen. Der bekennende Katholik sang "Diese Staubschicht" von der Kirche weg und widmete sein Heldenlied "Nur mit Haltung retten wir die Welt" der Jugend von heute.
Gendern und Sprachglätten demonstrierte Garrecht anhand des Liedes "Der Mond ist aufgegangen". "Das wird teuer!" stellte der Sänger in einem "Liebeslied der Königsklasse" fest, denn seine Schwärmerei für eine Politesse zog eine Strafzettelflut nach sich.
In Limericks kondensierte der Wortkünstler deutsche Märchen und die Attraktivität der Stadt Neuwied. Als verdiente Zugabe schenkte er dem Publikum eine sarkastische Bearbeitung von Beethovens "Für Elise" zum Abschluss eines vergnüglichen Abends.
Das Abendlied von Matthias Claudius steht am 16. November bei Martin Seidler auf dem Programm an einem "Gans" besonderen Abend im Hotel zur Post. htv
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