Tatort Hillscheid mit Jörg Schmitt-Kilian und dem mörderischen Trio
Von Helmi Tischler-Venter
Einen sehr vergnüglichen "kriminellen" Abend über Tatorte und andere Lieblingsplätze gestalteten Kriminalhauptkommissar a. D. Jörg Schmitt-Kilian und seine Band "Mörderisches Trio" am Freitagabend, 8. November in der gemütlichen "Ahl Schul" in Hillscheid. Die Veranstaltung war mit Recht ausverkauft, die Lesung mit unterstützenden Tondokumenten in Kombination mit virtuoser Musik und Gesang begeisterten.
Hillscheid. Die Vorsitzende des Kulturcafes, Jaqueline Merfels begrüßte Publikum und Künstler und wies auf die Portrait-Ausstellung von Heinz Kuppler hin. Ihr Kollege Markus Fischer stellte den "Kriminalhauptkommissar im Unruhestand" vor, der bereits während seiner aktiven Zeit im Polizeidienst mit dem Schreiben begann. Zahlreiche Bücher und Themenhefte, Krimis, Ratgeber, Jugendromane und Reisebegleiter sind entstanden. Der Spiegel-Bestseller "Vom Junkie zum Ironman" wurde mit Uwe Ochsenknecht, Max Riemelt und Leslie Malton verfilmt. Der Drogen-Thriller "Jenny" wurde vom SWR verfilmt. Der Jugendroman "Shit" wurde vom Jugendtheater Koblenz aufgeführt und wird als pädagogische Aufklärung gegen Drogenkonsum, auch das zwischenzeitlich legale Cannabis, genutzt.
Bis zur Corona-Pandemie war Schmitt-Kilian Gitarrist in zwei Bands. Für die Krimi-Lesungen bildet er mit dem Musiker Dirk Steinert und der stimmgewaltigen Sängerin Anne Courbier von Jazztag das "Mörderische Trio". Ihre Musik ist kongenial auf die Textpassagen ausgerichtet. Die Geburtsstunde für dieses Trio war im Kulturcafé Hillscheid bei einer Lesung von Susanne Arnold.
Der sympathische Autor, der den Kurier-Lesern bereits aus vielen Beiträgen bekannt ist, stellte seine Krimi-Serie vor und erzählte dabei freimütig von den Gedanken und Emotionen, die die Polizisten bei den grausamen Fällen bewegen. "Die dramatischen Bilder verschwinden nicht, am schlimmsten sind sie bei Kindern." Mord verjährt nicht, daher wird ein 2017 literarisch verarbeiteter Sexualmord unterhalb der Festung Ehrenbreitstein nach einer neuen DNA-Spur jetzt als "Cold Case" von der Kripo Koblenz bearbeitet.
Schmitt-Kilian las aus jedem Buch der Serie eine kurze Passage mit Erläuterung der Hintergründe. Der erste Band ist der Regional-Krimi "Spurenleger". Regional, weil der Autor den Tatort, der 2007 in Heilbronn gefunden wurde, ans Deutsche Eck verlegt. Die junge Polizistin Sabine Laube wird in ihrem Dienstwagen erschossen, ihr Kollege schwer verletzt. Der Prolog ist aus der Perspektive des Mannes, der kein Mörder werden wollte, verfasst.
Zwei eingeblendete Funksprüche lassen die emotionale Anspannung des diensthabenden Polizisten am Funk deutlich werden.
Der zweite Band "Leichenspuren" spielt - nach einer wahren Begebenheit - in der Provence. Szenen am Jahrestag des Todes von Sabine Laube: Kommissar Tom Schneider, der auf dem Hausboot "Albatros" wohnt, will zur Tatort-Gedenkstätte gehen. Vor der Fähre sitzt auf der Bank ein Fremder, seine Gedanken werden vom Band eingespielt: "Ja, ich bin es, der Mörder ohne Gesicht…. Sie kennen weder meinen Namen, noch meine Herkunft. Sie wissen nicht einmal, wie ich aussehe…" Der Fremde geht zusammen mit dem Kommissar auf die Fähre, mit der Absicht, diesen zu erschießen.
Der dritte Band "Verblendet" entstand nach Interviews mit einer türkischstämmigen Kollegin, die in das Zeugenschutzprogramm gehörte und daher an keinen Talkshows teilnahm. Im Syndikat deutscher Krimi-Autoren, dem Schmitt-Kilian angehört, entstand die Idee, das Thema "Ehrenmord" mit einer wahren Geschichte zu verknüpfen und einen Terroristen einzubauen, der das Deutsche Eck in die Luft jagen will.
Eine Hörspiel-Szene lässt den Mörder das Original-Tagebuch der türkischen Polizistin lesen, in dem sie ihren Suizid-Versuch darlegt. "Den morgigen Tag wirst du nicht erleben", denkt der Mann, der die Seite des Tagebuchs gelesen hat. Bedrohlich fauchend sang anschließend Anne Courbier das Stalker-Lied "I’ll be watching you".
Auch wenn die Fälle in den Kriminalromanen auf Leser konstruiert und irreal wirken, so versicherte der erfahrene Hauptkommissar, dass Gespräche mit Kollegen ihm bewiesen, dass die Realität die Fiktion übertrifft.
Vom vierten Band "Entführt", dem ersten Augst-Krimi, der Menschenhandel spannend thematisiert, las Schmitt-Kilian den Prolog. Zwei Frauen verschwinden beim Joggen und ein Kommissar wird tot in seinem Privatwagen gefunden. In der letzten Szene des Buchs wacht eine entführte Frau im Krankenbett auf und hört: "Du wirst nie mehr die Frau sein, die du mal warst."
"Let it be" intonierte das Mörderische Trio und gab ein selbstgetextetes Abschiedslied zum Besten: "Es herrscht die Angst in dieser Stunde… Zwei Frauen spurlos verschwunden… Gute Nacht, Freunde…. Was ich noch zu sagen hätte: Versperrt die Tür mit dicken Ketten!..."
Mit schwungvoller Musik und netten Gesprächen ging der unterhaltsame Abend im Kulturcafé noch weiter. Weitere Informationen über Jörg Schmitt-Kilian findet man auf dessen Homepage. htv
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