Pressemitteilung vom 26.11.2024
Jahrhunderte Westerwälder Gasthauskultur in Hachenburg vereint
Früher gab es sie in jedem Dorf, manchmal gleich mehrfach: die Gaststätte. Schon immer waren die Westerwälder Gasthäuser identitätsstiftend, oft Veranstaltungsort und sozialer Treffpunkt in einem. Und hinter jeder gut laufenden Gaststätte stand ein Wirt, der das Lokal mit Herzblut und Leidenschaft führte.
Hachenburg. Doch was machen diese Menschen im Ruhestand, wenn irgendwann einmal das letzte Bier gezapft ist? Das wollte die Westerwald-Brauerei jetzt ganz genau wissen und hatte am Montag, 18. November, alle ehemaligen Gastronomen, die früher stets Hachenburger Biere ausgeschenkt haben, zu sich eingeladen. Einerseits, um sich über Anekdoten und alte Zeiten auszutauschen. Aber auch, um zu zeigen: Wir vergessen euch nicht. Diesen Leitgedanken erläuterte Brauereichef Jens Geimer direkt im Rahmen seiner Begrüßungsrede.
Dialog und Austausch über den Ruhestand hinaus
"Viele Jahre, Jahrzehnte und da und dort sogar über Generationen hinweg haben wir zusammengearbeitet, zusammen gefeiert, sind zusammen fröhlich gewesen. Und nicht selten hat sich das Berufliche auch mit dem Privaten vermischt. Diese partnerschaftliche Zusammenarbeit, diesen Dialog möchten wir weiterführen. Deswegen haben wir euch eingeladen und sind froh, dass so viele von euch gekommen sind", gab Geimer den ehemaligen Gastronomen mit auf den Weg. Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, das war der Westerwald-Brauerei schon immer ein Anliegen. Dass diese Denkweise von den Gastronomen und ehemaligen Geschäftspartnern gespiegelt wird, zeigte das große Interesse am Hachenburger-Treff für ehemalige Gastronomen. Mehrere Hundert Jahre Westerwälder Gastro-Geschichte hatten sich in Summe auf der Brauerei versammelt.
Hachenburger Biere seit dem Brauerei-Gründungsjahr 1861 im Ausschank
Darunter Wirtshausfamilien, die über Jahrhunderte hinweg mit Hachenburger zusammengearbeitet haben. So freute sich die Westerwald-Brauerei beispielsweise sehr, die Schwestern Kunz begrüßen zu können. Ihre Vorfahren zählten mit der gleichnamigen Gaststätte, einem von zwei Gasthäusern in Gehlert, seit 1861 zu den ersten Kunden von Brauereigründer Heinrich Schneider. Ebenfalls stellvertretend für die Zusammenarbeit über Generationen hinweg standen Roger Schäfer & Karl-Josef Mies. Sie sind die Enkel von Heinrich Mies, Betreiber der gleichnamigen Gaststätte in Alpenrod von 1938 bis 1980. Hier durften sich die Enkel als junge Burschen schon etwas dazuverdienen.
Keine 40-Stunden-Woche: Gute Gastro braucht Herzblut
Gastronomie als Familien-Business, davon konnte auch Renate Hilpisch berichten, die einst den Hubertushof in Nauroth mit Mann und Söhnen betrieben hatte. "Ich selbst habe dort 55 Jahre gewirkt", berichtete sie sichtlich stolz und erntete dafür großen Beifall. Leni Hüsch konnte hier sogar noch einen draufsetzen, denn sie hatte ihre Gaststätte in Lochum sogar 56 Jahre betrieben. "Euer aller sind Erfolgsgeschichten, die mit viel Mut, Schweiß, Herzblut und Aufopferungsbereitschaft geschrieben wurden. Heute hat sich in der Feier- und Festkultur viel verändert. Das merken auch wir als Brauerei. Gerade deshalb sehe ich es als enorm wichtig an, euer Wirken hier noch einmal zu würdigen. Denn ihr habt über Jahre und Jahrzehnte Hachenburger Gastlichkeit in euren Ortschaften verbreitet", fand Brauereichef Jens Geimer Worte des Respekts und der Dankbarkeit und mahnte: "Was die Gaststätte verkörpert und was dahinter steckt, merken viele erst, wenn sie weg ist."
Beispiele dafür fanden sich beim Hachenburger-Treff für ehemalige Gastronomen einige. So erzählte Peter Hilger lebhaft von seinem Restaurant in Limbach, das er mit seiner Frau seit 1979 sehr erfolgreich betrieben hatte. Im Mai dieses Jahres war dann Schluss, "mangels Nachfolge", wie Hilger sichtlich resigniert eingestand und von der Runde mit viel verständnisvollem Kopfnicken bedacht wurde. "Ein Einschnitt für das Dorf" sei es gewesen, heißt es auf der Homepage der Gemeinde Limbach. Ein Gefühl, das Rosemarie Müller bestimmt nur zu gut kennt. Über 35 Jahre hatte sie im legendären Schnitzelhaus in Hachenburg ihre Gäste begrüßt. Mittlerweile ist das Schnitzelhaus einer Parkfläche gewichen. "Ich kann nur jeden ermutigen, Gastronomie als Selbstständiger zu wagen. Oder zumindest wieder öfter in die heimische Gastronomie zu gehen", lautete Geimers Appell auf diese sehr persönlichen Geschichten.
Einmal im Leben im E-Truck sitzen, dann den Führerschein abgegeben
Nicht nur Gastronomen waren dem Ruf der Familienbrauerei in 5. Generation gefolgt. Auch Bernd Eisel, Getränkehändler im Ruhestand, war nach Hachenburg gekommen. Fast 50 Jahre hatte der Westerburger unter anderem Hachenburger Bier ausgefahren: "Ich habe viele Gastronomen hier wiedererkannt und freue mich sehr, dass die Brauerei das möglich macht. Ich hoffe zudem, mich gleich noch in den Hachenburger E-Truck setzen zu können." Den Wunsch erfüllte das Team der Westerwald-Brauerei gern, Eisel dankte es mit einer Überraschung: "Jetzt habe ich alles gesehen. Morgen läuft mein LKW-Führerschein ab und ich werde ihn abgeben. Mit 75 Jahren brauche ich ihn jetzt nicht mehr." Diese und viele weitere Geschichten schafften eine familiär-kurzweilige Stimmung beim Hachenburger-Treff für ehemalige Gastronomen und die Westerwald-Brauerei ist sich bereits jetzt sicher, diese und ähnliche Konzepte in Zukunft wiederholen zu wollen. PM
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