Haus zu verkaufen? Dann sollten die folgenden Dinge mitunter erneuert oder optimiert werden
RATGEBER | Gerade in den vielen ländlichen Teilen des Kreises ist die Eigenheimbesitzerquote recht hoch. Wer jedoch zumindest mittelfristig plant, die eigenen vier Wände zu veräußern, sollte sich überlegen, das für Käufer und seinen Geldbeutel gleichermaßen noch attraktiver zu machen.
Optimierung vor dem Verkauf ist pures Investment
Mancher mag sich an dieser Stelle fragen, warum er in ein Haus, das er vielleicht schon kommendes Jahr auf den Markt bringen wird, überhaupt noch etwas investieren sollte. Erst recht Dinge, die zusammengenommen mitunter mehr als ein gut ausgestatteter Mittelklasse-Neuwagen kosten können.
Die Antwort ist im Prinzip simpel, lässt sich aber besser verstehen, wenn man sie etwas aufteilt:
• Die Immobilienpreise sind seit der Pandemie deutlich gesunken. Zwar haben sie sich zuletzt in der Gesamtbetrachtung etwas stabilisiert, in ländlichen Regionen hingegen sinken sie weiterhin. Unser Kreis, dazu insbesondere Altenkirchen und Westerwald, sowie die sich nach Norden und Westen anschließenden Landkreise, haben viele dieser recht ländlichen Regionen.
• In ein Haus zu investieren, kann praktisch immer seine Marktchancen verbessern. Schlicht, weil es dann attraktiver wird. Gerade wenn unbeeinflussbare Faktoren der Lage eher negativ aufgestellt sind, kann das sogar ein gewichtiges Kriterium werden.
• Zumindest dann, wenn die Optimierungen sinnvoll verrechnet bzw. eingepreist werden, können sie zusätzlich noch einen besseren Verkaufspreis erzielen.
Da viele Privatpersonen kaum Erfahrung mit dem Hausverkauf haben, wird oft der Autoverkauf als Beispiel angeführt: Wer einen Wagen veräußern will, lässt ihn oftmals ebenfalls aufbereiten, die HU-Plakette erneuern, eine Inspektion durchführen, vielleicht sogar neue Bremsen und Reifen montieren. Alles, damit der Wagen besser dasteht, mehr Menschen anzieht – und mehr Geld einbringt.
1:1 so funktioniert es bei einem Eigenheim. Bloß: Was von den vielen möglichen Dingen, die sich optimieren ließen, kann wirklich etwas bewegen? Vor allem dann, wenn es nicht um so extrem tiefgreifende Maßnahmen gehen soll wie etwa die Installation einer Fassadendämmung, einer komplett neuen Heizungsanlage oder einer Dacheindeckung?
1. Neue und ggf. mehr Steckdosen und Schalter
Die äußerlich sichtbaren Elemente häuslicher Steckdosen und Lichtschalter sind oftmals durch ihr Design oder den Zahn der Zeit in die Jahre gekommen. Sie alle zu demontieren und zu reinigen, wäre zwar möglich, ist aber nicht effektiv. Besser wäre es, „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Das heißt, all diese Elemente vom Elektriker gegen moderne Stücke austauschen zu lassen. Das müssen keine kostspieligen Design-Exemplare sein. Es genügt bereits, dass sie neu sind – dafür genügt durchaus Baumarktware.
Bei der Gelegenheit lohnt es sich ebenfalls, mit dem Profi zu besprechen, ob sich vielleicht mehr Steckdosen integrieren ließen – eventuell schon, indem an typischen neuralgischen Stellen (Fernseherbereich, Nachttische, Küchenzeile usw.) Mehrfach- statt Einzelsteckdosen verbaut werden. Immerhin sind die Mindestvorgaben bei Neuinstallationen in den vergangenen Jahren beträchtlich gewachsen.
2. Neue Küchenzeile
Insbesondere seit Corona und der anschließenden Inflation haben sehr viele Menschen Essen außerhaus eingeschränkt. Gleichsam wurde die Küche wieder zu einem relevanten Wohn- statt reinem Arbeitsraum – wie sie es bis vor einigen Jahrzehnten generell war.
Das alles sind gute Gründe, um wenigstens die Einbauküche einem Update zu unterziehen, wenn es nicht gleich der ganze Raum sein soll. Damit das eine möglichst langfristige Wirkung hat (wodurch der Käufer für längere Zeit keine neue Küche benötigt), empfiehlt es sich jedoch dringend, ganz dicht an den wichtigsten aktuellen Trends zu bleiben. Etwa die hochbeliebten Metallic-Töne oder Steinmaterialien.
3. Aufgefrischte Zimmerwände
Hinter der Couch abgescheuerte Tapete, rings um die Lichtschalter hartnäckige Schmutzränder tastender Hände auf dem Putz, mitunter Farben oder Muster, die höchstens noch Nostalgiker begeistern können. Typischerweise geht man davon aus, Wände und Decken etwa alle fünf bis sieben Jahre zu erneuern – egal ob mit Farbe oder Tapeten.
Insbesondere, sofern die jüngste Auffrischung länger als zwei Jahre zurückliegt, kann es daher viel bringen, die Räume diesbezüglich komplett zu erneuern, sprich Wände und gegebenenfalls Decken, falls diese ebenfalls tapeziert oder gestrichen sind.
Dabei jedoch bitte auf möglichst neutrale Farben und Muster achten. Nur sie sprechen eine breite Interessentenschar an. Mehr noch. Selbst, wenn sie nicht jedem hundertprozentig „schmecken“, so kann ein neutraler Look manchen überzeugen, weil er zumindest keinen unmittelbaren Handlungsbedarf hat.
Tipp: Wird tapeziert, dann sollte die Erweiterung der Steckdosen zuvor geschehen. In dem Fall können die Spuren problemlos von den Tapetenbahnen überdeckt werden, selbst wenn der Putz nicht perfekt ist.
4. Dach- und Fassadenreinigung
Der erste Eindruck zählt fast immer. Das gilt sogar bei etwas so Kostspieligem wie einem Haus – da vielleicht noch ein gutes Stück mehr. Eines muss dabei klar sein: Sowohl bei Anzeigen im Internet als auch einer Live-Besichtigung wird jeder Interessent zuerst eine Außenansicht des Hauses sehen. Was sie zeigt, kann die Stimmung bereits grundsätzlich beeinflussen.
Nun wäre es bei einer seit Jahrzehnten nicht mehr gestrichenen, vielleicht sogar unterschiedlich ausgebleichten Fassade sicherlich nicht falsch, sie gänzlich neu streichen zu lassen. Vielfach kann es jedoch bereits genügen, sie und die Dacheindeckung vom Profi gründlich säubern zu lassen. Einfach, damit das alles buchstäblich „erstrahlt“ und somit einen guten, „sauberen“ ersten Eindruck macht.
5. Wallbox
Nichts macht E-Mobilität günstiger und komfortabler als die Möglichkeit, das Fahrzeug zu Hause mit Photovoltaikstrom zu laden. Wohl wäre es für sehr viele Gebäude übertrieben und hinsichtlich der Rentabilität fragwürdig, ihnen zum Verkauf eine große PV-Anlage zu spendieren – von einem Stromspeicher einmal ganz abgesehen.
Was jedoch eine in der Garage oder Einfahrt vorhandene Wallbox anbelangt, sieht es bereits wieder ganz anders aus. Zwar gibt es derzeit keine Fördermittel dafür, weder vom Bund noch vom Land Rheinland-Pfalz oder vom Kreis Neuwied. Allerdings kostet eine Mittelklasse-Wallbox mit 11kW Ladeleistung samt Installation auch keine Unsummen, sondern bei einem Einfamilienhaus höchstens etwa 2.000, 2.500 Euro.
Denn im Endeffekt handelt es sich nur um eine elektronisch geregelte Steckdose, für die ab Sicherungsschrank ein neuer 400-Volt-Anschluss gezogen werden muss. Das kann bei geschicktem Vorgehen sogar Aufputz geschehen.
6. Carport
Eine Garage war schon immer gut für den Verkaufspreis. Was jedoch noch besser ist, ist mindestens ein weiterer überdachter Stellplatz. Das Haus verfügt zusätzlich zur Garage noch über einen Hof, der als Stellplatz für Autos oder wenigstens Zweiräder taugt? Dann kann ein günstiger Carport bzw. ein ähnliches Dach darüber die Attraktivität deutlich erhöhen – und darf die Anzeige völlig zurecht prestigeträchtig von mehreren überdachten Stellplätzen sprechen.
7. Aufpolierte Terrassen- oder Balkonüberdachung
Selbst vielen gepflegten Überdachungen im Außenbereich sieht man ihr Alter schnell an; besonders, wenn sie transparent sind. Denn Regenwasser wäscht längst nicht alles ab. Bei diesem Tipp dürfte es sich um den günstigsten des Kapitels handeln – solange kein Gerüst zum Erreichen erforderlich ist.
Denn benötigt wird nur Zeit, ein spezielles biologisch abbaubares Camping-Spülmittel und ein Schrubber samt Wasserschlauch. Da die wenigsten Terrassenbedachungen ernsthaft zerkratzt sind, können sie durch
1. Abspülen mit klarem Wasser,
2. ggf. mehrmaliges Einschäumen und Schrubben sowie
3. anschließendes Klarspülen
fast wie frisch installiert wirken.
Tipp: Für solche transparenten Materialien existieren zudem spezielle Versiegelungsanstriche. Sie können den krönenden Abschluss darstellen und das Dach viel länger haltbar machen.
8. Rindenmulch auf unschönen Beet-Bereichen
Gartenpflege kann harte Arbeit werden, wenn das Grundstück nur groß genug ist. Und wer sich mit einem Verkauf trägt, wird zurecht nicht mehr viel Aufwand für seine Gemüse- und Zierpflanzenbeete betreiben. Wer dann jedoch befürchtet, es könnten die typischen „Dreck-Ecken“ entstehen, in denen das Unkraut sprießt, der kann sich, wenn der Verkauf akut wird, recht günstig behelfen:
1. Unkraut via Rasentrimmer kürzen.
2. Bereich mit alter Zeitung auslegen.
3. Darauf Rindenmulch deckend ausbreiten.
Sofort entsteht ein sauberer Look. Durch die (allmählich verrottende) Zeitung verkümmert das Unkraut aufgrund des Lichtmangels, sodass so rasch nichts mehr nachwächst – und der Rindenmulch-Duft wird vielleicht sogar manchen Interessenten betören.
9. Glasfaserleitung ins Haus legen lassen
An vielen Orten im Kreis wird die Glasfaserversorgung derzeit ausgebaut. Allerdings werden die Leitungen dabei grundsätzlich nur entlang der Straße verlegt. Wer einen eigenen Anschluss möchte, muss ihn selbst beantragen.
Zumindest dann, wenn es für die Adresse zeitlich bis zum Verkauf passt, kann es für die Verkaufschancen sehr gut sein, in der Annonce schreiben zu können „Glasfaser-FTTH-Anschluss“ – also wenigstens bis in den Keller hinein.
Man selbst wird vom schnellen Internet vielleicht nichts mehr haben. Für sehr viele Verkäufer kann es jedoch einen massiven Unterschied bedeuten, insbesondere im ländlichen Raum ein dennoch ans Glasfasernetz angeschlossenes Haus zu finden. (prm)