Buchtipp: Westerwald-Krimi "Mord vor dem Morgengebet" von Ulrich Thielmann
Von Helmi Tischler-Venter
An der historischen Nister-Brücke bei der Abtei Marienstatt findet eine Joggerin in der Nister eine männliche Leiche mit eingeschlagenem Gesicht. Kriminalhauptkommissar Jakob Lorenz-Schultheiß und Kriminaloberkommissarin Elena Dietrich müssen ihren freien Sonntag opfern für die Ermittlungsarbeit. Der Tote ist drei Wochen zuvor aus der Haft entlassen worden und hatte jede Menge Feinde.
Dierdorf/Ransbach-Baumbach. Das stärkste Motiv hat seine Frau, die die Scheidung nach jahrelangen Misshandlungen und Demütigungen eingereicht hat. Sie hat ein Alibi, denn sie betreut in einem ehemaligen Forsthaus einen pflegebedürftigen alten Mann. Zwei ehemalige Arbeitgeber trennten sich im Streit von dem Verstorbenen, einer wurde sogar krankenhausreif geschlagen. Die Spur führt in das Sportflieger-Milieu. Auch hier hatten viele Leute Hass auf den Getöteten. Flugkapitän Konrad Hagendorf sollte mit allen Mitteln vernichtet werden. Nun ist Hagendorf mit unbekanntem Ziel abgeflogen und unerreichbar. Die Aussagen des Piloten Falk Steinhausen wirken unglaubwürdig. Oder haben Mitglieder der Interessengemeinschaft pro Flugplatz Sonnwald ihren Feind beseitigt?
Das Mordopfer hatte Kontakte in der Drogenszene, in der er als fahrender Kurier und Dealer agierte. Ein Drogenfahnder weiß, dass der Tote vor seiner Verhaftung sich dem Boss der Maifelder Gang als "fliegender Kurier" anbot. Im Strafvollzug geriet er heftig mit einem anderen Gefangenen aneinander. Hatte er tödlichen Ärger mit der kriminellen Konkurrenz?
Womöglich spielt auch noch die von der lokalen Presse ausgeschlachtete Nazi-Vergangenheit seines Großvaters eine Rolle. Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer.
Die mühsame kleinschrittige Ermittlungsarbeit der Polizei legt Ulrich Thielmann in aller Ausführlichkeit dar, und der begeisterte Segelflug-Pilot erklärt die verschiedenen Flugzeugtypen, Flugvorschriften und Lizenzen in allen Einzelheiten. Auf technisch weniger interessierte Leserschaft wirkt der Roman dadurch langatmig. Die zutreffenden Beschreibungen der heimatlichen Sehenswürdigkeiten ziehen den Krimi zusätzlich in die Länge, das geht zu Lasten der Spannung. Der Epilog mit allumfassendem Happy End ist überflüssig und nimmt dem Autor leider die Chance einer Fortsetzung, denn die Handlung ist durchaus spannend und überraschend konzipiert.
Der Kriminalroman ist beim Verlag BoD - Books on Demand erschienen, ISBN 978-3-7693.1092-4. htv
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