Glasfaser in der VG Puderbach: Bürger fühlen sich schlecht informiert: Hausanschluss nicht kostenlos
Von Regina Morkramer
Der Glasfaserausbau in der Region ist in vollem Gange. Wer sich unsicher ist, ob er tatsächlich das Highspeed-Internet braucht, lässt sich im Zuge der Arbeiten gerne zunächst einmal kostenlos den Anschluss ans Haus legen; Gedanken über einen Vertrag kann man sich später noch machen. Doch nicht überall ist das so möglich.
Puderbach/Steimel. Der Glasfaser-Hausanschluss ist im Kreis Neuwied auch ohne Vertrag kostenlos - das ist die Information, die wohl die Mehrheit der Bevölkerung in den vergangenen Monaten mit Erleichterung zur Kenntnis genommen hat. Denn so kann die Entscheidung über den tatsächlichen Glasfaservertrag erst einmal aufgeschoben werden. Die Möglichkeit für das schnelle Internet mit 100 Megabit pro Sekunde ist über den realisierten Hausanschluss (vergleichbar mit dem Wasser- oder Gasanschluss) dann aber gegeben, auch unabhängig vom späteren Vertragspartner. Viele Glasfaseranbieter haben im Rahmen des von Bund und Land geförderten Ausbaus in den vergangenen Monaten ihren potenziellen Kunden dieses Angebot gemacht. Die Entscheidung, ob man überhaupt Highspeed-Internet möchte und auch, bei welchem Anbieter man letztendlich seinen Endkundenvertrag abschließen möchte, kann man so ohne zeitlichen Druck und unter Abwägung aller Eventualitäten in Ruhe treffen.
Deutsche Glasfaser statt Muenet in der Verbandsgemeinde Puderbach
Auch im Kreis Neuwied konnte man leichtgläubig davon ausgehen, dass man sich den Hausanschluss für die Glasfaserleitung zunächst kostenlos legen lassen kann, ohne gleich einen Glasfaservertrag abzuschließen. Denn dieses Vorgehen gilt auch etwa für das Telekommunikationsunternehmen Muenet. Und Muenet versorgt den Großteil der Verbandsgemeinden im Landkreis Neuwied mit Glasfaser - aber eben nicht alle. Denn, wie die Kreisverwaltung Neuwied bereits im Februar 2024 mitteilte, "nehmen die Ortsgemeinden der Verbandsgemeinden Puderbach und Rengsdorf-Waldbreitbach deshalb nicht am aktuellen Förderprogramm teil, weil es dort seit längerem entsprechende Eigenausbau-Erklärungen privater Telekommunikations-Unternehmen gibt."
Die Verbandsgemeinde Puderbach erklärt dazu auf Nachfrage, dass die VG vom Landkreis angefragt worden war, "inwieweit ein Interesse am geförderten Ausbau besteht und ob der zu leistende Eigenanteil durch die VG Puderbach erbracht wird. Hier stand im Raum, dass die VG jeden Hausanschluss mit 1.000 Euro bezuschussen müsse, was eine erhebliche Summe kommunaler Mittel gebunden hätte. Daraufhin haben wir das Interesse nach Glasfaseranschlüssen in der VG abgefragt unter der Bedingung, dass der Eigenanteil von 1.000 Euro für den Hausanschluss selbst zu erbringen sei. Die Rückläufe waren erwartet zurückhaltend, woraufhin die VG Puderbach auch nicht in die Förderung aufgenommen werden konnte." Mehr oder weniger zeitgleich hatte dann die Deutsche Glasfaser Interesse an einem eigenwirtschaftlichen Ausbau der Glasfaserinfrastruktur in zehn Ortsgemeinden der VG Puderbach geäußert, bei dem keine öffentlichen Mittel gebunden werden.
Während Muenet also im Rahmen des Graue-Flecken-Förderprogramms den Glasfaser-Ausbau in vielen Gemeinden des Landkreises Neuwied vornimmt und dabei auch kostenlose Hausanschlüsse anbietet, ist in der Verbandsgemeinde Puderbach, die nicht am Graue-Flecken-Förderprogramm von Bund und Land teilnimmt, das Unternehmen Deutsche Glasfaser am Zug. Die wiederum legt den Anschluss ans Haus im Rahmen des privatwirtschaftlichen Eigenausbaus nur, wenn gleichzeitig auch ein Endkundentrag für den Bezug von Glasfaser abgeschlossen wird.
Mehr Informationen von offizieller Seite gewünscht
Und für manchen Einwohner der VG Puderbach liegt hier das Problem. Denn dies sei immer nur am Rande kommuniziert worden, wenn überhaupt, beschwert sich ein 64-Jähriger aus Steimel im Gespräch mit dem NR-Kurier: "Deswegen bin ich davon ausgegangen, dass der kostenlose Hausanschluss im gesamten Kreis Neuwied möglich sei. Die Kreisverwaltung hatte ja mehrfach darauf hingewiesen."
Dass der Hinweis des Landrats zum kostenlosen Hausanschluss ausschließlich für das geförderte Ausbaugebiet des Unternehmens Muenet gelte, beziehungsweise dass die VG Puderbach nicht dazu zähle, habe er so nicht wahrgenommen. Er habe sich gewundert, dass in Steimel plötzlich Vertreter der Deutschen Glasfaser "regelrecht penetrant" den Einwohnern Glasfaserverträge "andrehen" wollten, so der 64-Jährige weiter. Er hätte sich dahingehend mehr Informationen vonseiten der Kreis- oder Verbandsgemeindeverwaltung gewünscht. Als "unverschämt" beschreibt er das Vorgehen der Mitarbeiter der Deutschen Glasfaser. "Immer wieder kamen die, egal, was man ihnen gesagt hat. Am Ende fühlt man sich, als wollten die einen über den Tisch ziehen." Sein älterer Nachbar zum Beispiel habe schließlich einen Endvertrag über Glasfaser-Internet abgeschlossen, obwohl er dieses weder wolle noch brauche.
Kein kostenloser Hausanschluss ohne Vertrag von der Deutschen Glasfaser
Kostenlose Hausanschlüsse bietet die Deutsche Glasfaser nicht an, das bestätigte dem Steimeler auf Nachfrage auch die Kreisverwaltung in Neuwied. Gleichzeitig weist sie aber auch darauf hin, dass sie als Landkreis keinerlei Berührungspunkte mit diesem Unternehmen habe. Auch von der Deutschen Glasfaser selbst heißt es auf Nachfrage, "die Leitungen werden nur bis zum Haus verlegt, wenn man einen Glasfaser-Vertrag abschließt". Vorwürfe gegen die Mitarbeiter weist das Unternehmen von sich. "Wir legen großen Wert auf eine kompetente und respektvolle Beratung unserer Kunden. Aus diesem Grund muss jeder Vertriebsmitarbeitende einen umfänglichen Schulungsprozess durchlaufen, an dessen Ende eine Abschlussprüfung steht. Erst nach Bestehen dieser Prüfung darf der Mitarbeitende im Namen von Deutsche Glasfaser die Vertriebstätigkeit aufnehmen. Auch danach sind regelmäßige Nachschulungen verpflichtend", heißt es in einer Stellungnahme. Man sei durchaus bereit, den konkreten Vorwürfen nachzugehen. Auch dass es den kostenfreien Hausanschluss nur in Verbindung mit dem Abschluss eines Tarifvertrags gibt, werde in den jeweiligen Bertaungsgesprächen "ausführlich besprochen". Die Deutsche Glasfaser weist zudem darauf hin, dass "in allen Ortsgemeinden Infoveranstaltungen statt(fanden)". Zudem habe es in der VG Puderbach zwei Beratertage gegeben und auch im Servicebüro vor Ort können sich Interessierte informieren.
Auch die Verbandsgemeinde Puderbach sieht keine Versäumnisse im Hinblick auf die Information der Bürger. Auf Nachfrage erklärt die Verwaltung, die Deutsche Glasfaser habe Infotermine in Dorfgemeinschaftshäusern und online angeboten und ein Ladenlokal in Puderbach angemietet. Man gehe zudem davon aus, dass bei den Infoterminen auch Vertreter der Ortsgemeinden zugegen waren. Auch den Onlinetermin haben Vertreter der öffentlichen Hand begleitet und gesehen, fügt die Verbandsgemeinde hinzu.
Sie betont zudem, dass die Deutsche Glasfaser in Flyern und auf der Homepage dargestellt habe, wie die Preisstruktur sei und dass man in der Zeit des Netzausbaus den Hausanschluss kostenfrei erhält, statt 750 Euro Anschlussgebühr zu zahlen - dafür aber einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser über 24 Monate abschließt. (rm)
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