Theater AG spielt „Der Besuch der alten Dame“
Eine Tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt auf die Bühne gebracht und viel Zustimmung geerntet.
Dierdorf. Für ihre diesjährige Aufführung hatte sich die Theater-AG des Martin-Butzer-Gymnasiums in Dierdorf kein leichtes Stück vorgenommen. Unter der Regie von Wolf-Achim Hassel und Silvo Wolak hatten sich 30 Schülerinnen und Schüler aus den Klassen acht bis dreizehn zusammengefunden. Für das Bühnenbild und Plakate konnte Kunsterzieher Ulrich Christian mit seinen Kursen gewonnen werden.
In der ersten Szene, dem Bahnhof von Güllen, an dem kaum noch Züge halten, erkennt man direkt die liebevolle Hingabe zum Detail. Die Zuschauer hatten das Gefühl, der Zug fährt mitten durch die Bühne. So realistisch kamen die Geräusche rüber.
Die Milliardärin Claire Zachanassian (Jaqueline Kiefer) besucht die verarmte Kleinstadt Güllen, in der sie einst ihre Kindheit und Jugend als Klara („Kläri“) Wäscher verbracht hat. Während die Einwohner auf finanzielle Zuwendungen hoffen, will Claire vor allem Rache für ein altes Unrecht: Als sie im Alter von 17 Jahren von dem 19-jährigen Güllener Alfred Ill (Marcel Kaul) ein Kind erwartete, leugnete dieser die Vaterschaft und gewann mit Hilfe bestochener Zeugen den von Klara gegen ihn angestrengten Prozess. Entehrt, wehrlos und arm musste Klara Wäscher ihre Heimat verlassen, verlor ihr Kind, wurde zur Prostituierten, gelangte jedoch später durch die Heirat an ein riesiges Vermögen.
Mitgebracht hat Klara nicht nur jede Menge Koffer, die fleißig im Hintergrund über die Bühne geschleppt wurden, sondern auch einen Sarg. Für sie ist die Verwendung klar und sie hat nur ein Ziel, auf das sie hinarbeitet.
Die inzwischen hoch angesehene „alte Dame“ hat insgeheim alle Güllener Fabriken und Grundstücke aufgekauft, um die Stadt allmählich zu ruinieren. Nun, 45 Jahre nach ihrer Vertreibung, unterbreitet sie den auf diese Weise für Korruption und finanzielle Strohhalme besonders empfänglich gewordenen Güllenern ein ebenso verlockendes wie unmoralisches Angebot und verspricht: „Eine Milliarde Euro für Güllen, wenn jemand Alfred Ill tötet. Gerechtigkeit für eine Milliarde.“ Diese Forderung lehnen die Bewohner zunächst zwar entrüstet ab, beginnen jedoch seltsamerweise gleichzeitig, über ihre Verhältnisse zu leben. Sie heucheln Solidarität, erklären „ihren Ill“ scheinheilig zum „beliebtesten Bürger der Stadt“ und spielen die allgemeine Gefahr herunter.
Nur die Lehrerin des Ortes (Carina Bolz), die sich als „Humanistin“ zu Gewissensbissen verpflichtet fühlt, wagt es, die Wahrheit auszusprechen - allerdings nur, wenn sie hoffnungslos betrunken ist und daher nicht mehr ernst genommen wird. So nimmt das Schicksal seinen Lauf. Wolfgang Tischler
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