Werbung

Pressemitteilung vom 07.02.2025    

Fünf Jahre nach Corona: So hat die Pandemie Rheinland-Pfalz verändert

Die Corona-Pandemie hat tiefgreifende Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Besonders betroffen waren Kinder und einsame Menschen in Altenheimen, die unter den Schutzmaßnahmen litten. Ein Mainzer Soziologe beleuchtet die langfristigen Folgen, die auch fünf Jahre später noch spürbar sind.

Symbolbild (Quelle: Pixabay)

Mainz/Region. Die Kanalisation in London wurde nach der Cholera-Epidemie errichtet, der Spucknapf verschwand aus Herrenfriseursalons nach der Tuberkulose - und mit Aids wurde safer Sex ein Thema. Doch was hat sich in den fünf Jahren seit den ersten Corona-Fällen verändert? "Es gibt ein gestiegenes Risikobewusstsein", sagt der Mainzer Soziologe Stefan Hirschauer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt mehr Desinfektionsspender in der Öffentlichkeit und man nutzt sie auch, und Masken bei Infektionen sind nichts Exotisches mehr." Der Umgang mit unserem Körper sei als "kostbares Objekt scharf ins Bewusstsein gerückt".

Der Handschlag zur Begrüßung ist nicht mehr selbstverständlich, so Hirschauer: "Ob der Handschlag die Pandemie überlebt hat, können wir noch nicht beantworten." Er habe auf jeden Fall an Selbstverständlichkeit verloren. "Es gibt wahrscheinlich auch weniger Umarmungen von Fremden." Grußrituale seien wichtig für Beziehungen, und ihr Wegfall könne diese schädigen. Während der Pandemie verhinderten Masken und Abstandsregeln Wangenküsse und Umarmungen. "Wie viele Schäden unsere Beziehungen genommen haben, ist politisch nicht auf dem Schirm gewesen."

Die Verdichtung des privaten Lebens auf engem Raum war eine große Herausforderung. "Es gab sehr gute soziologische Gründe dafür, dass sich Menschen während der Pandemie gesundheitspolitisch schlecht benommen haben - ob es um die Begleitung von Sterbenden, um Begräbnisse, um Kindergeburtstage oder Jugendtreffs ging", erklärt Hirschauer. "Die unglaubliche Verdichtung des privaten Lebens war schlimm. Homeoffice ist noch ein Luxus gewesen, aber die Verdammung von Kleinfamilien in Wohnräumen war es nicht." Es sei unter anderem problematisch, einem Fünfjährigen beim Kindergeburtstag zu sagen, dass nur seine beste Freundin kommen dürfe.



In der Pandemie standen Gesundheit und Wirtschaft im Fokus, andere Aspekte wurden vernachlässigt. "Insofern haben bestimmte Bevölkerungsteile stärker draufgezahlt als andere." Die Unsicherheit über die Gefährlichkeit des Virus war bestimmend. Corona sei behandelt worden wie Ebola - "diesen Grad von Tödlichkeit hatte das Virus aber bei weitem nicht".

Aggressionslevel gestiegen
Das Aggressionsniveau in der öffentlichen Meinungsbildung sei während der Pandemie gestiegen. Grund dafür seien nicht nur die sozialen Medien. "Die Meinungsbildung während der Pandemie ist auch deshalb so aus dem Ruder gelaufen und von der Politik nicht mehr zu kontrollieren gewesen, weil die Personen stärker auf sich selbst zurückgeworfen worden sind", sagt Hirschauer. Dies habe zu einer Verschrobenheit in der Informations- und Meinungsbildung geführt.

Es habe eine Entmischung in der Gesellschaft stattgefunden. Öffentliche Veranstaltungen, wo Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammentreffen, fielen weg. An solchen Orten, wie auch am Arbeitsplatz, werde man mit anderen Meinungen konfrontiert. "Das ist in der Pandemie runtergefahren worden, es hat einen Fragmentierungseffekt gegeben."
(dpa/bearbeitet durch Red)


Mehr dazu:   Coronavirus  
Feedback: Hinweise an die Redaktion

Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Rheinland-Pfalz


Regnerisches Osterwetter in Rheinland-Pfalz erwartet

Das Osterwochenende in Rheinland-Pfalz steht unter dem Einfluss wechselhafter Wetterbedingungen. Der ...

Datenschutz in Rheinland-Pfalz vor Herausforderungen: "Uns bläst der Wind ins Gesicht"

Der oberste Datenschützer von Rheinland-Pfalz, Dieter Kugelmann, sieht schwierige Zeiten für den Datenschutz ...

Bischöfe in Rheinland-Pfalz mahnen zur Versöhnung an Karfreitag

Die christlichen Kirchen in Rheinland-Pfalz haben am Karfreitag mit eindringlichen Botschaften zur Versöhnung ...

Schweitzer fordert Neuanfang für die SPD nach Wahlschlappe

Nach dem enttäuschenden Abschneiden der SPD bei der Bundestagswahl sieht Ministerpräsident Alexander ...

Schweitzer treibt Bürokratieabbau in Rheinland-Pfalz voran

In Rheinland-Pfalz steht der Bürokratieabbau weiterhin im Fokus der Landesregierung. Ministerpräsident ...

Automatisierte Datenanalyse bei der Polizei: Diskussion in Rheinland-Pfalz

Die Nutzung von Plattformen zur automatisierten Datenanalyse durch die Polizei sorgt für Debatten. Während ...

Weitere Artikel


Wolken und kühle Temperaturen in Rheinland-Pfalz zum Wochenendstart

Zum Ende der Woche erwartet die Menschen in Rheinland-Pfalz eine wolkenreiche Wetterlage mit niedrigen ...

Polizei warnt vor Betrugsmasche bei Fahrzeugankäufen

In Koblenz häufen sich derzeit Fälle von Betrug im Zusammenhang mit Fahrzeugankäufen. Autohäuser und ...

Tierquälerei im Kreis Neuwied: Amtsgericht Linz verurteilt Schäfer zu Geldstrafe

Ein Schäfer aus Hennef, der in einem Schafstall in Bühlingen bei Asbach Tiere gequält und illegal geschlachtet ...

Pflegekosten in Rheinland-Pfalz steigen weiter an

Die finanzielle Belastung für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen in Rheinland-Pfalz nimmt weiter zu. ...

Aktualisiert: Fehlalarm forderte starke Polizeikräfte an Koblenzer Schule

Am Freitag, 7. Februar, kam es an der Carl-Benz-Schule in Koblenz zu einem größeren Polizeieinsatz. Zahlreiche ...

Stadt, Land, Fluss: Neuwied plant touristische Zukunft mit neuem Konzept

Nach einem Jahr intensiver Planung stellt die Stadt Neuwied ein umfassendes Tourismus- und Marketingkonzept ...

Werbung