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Nachricht vom 14.02.2025    

Verbandsgemeinde Puderbach stellte Hochwasser- und Sturzfluten-Vorsorgekonzept vor

Von Ulrike Puderbach

Zu einem Informationsabend zur Vorstellung des Hochwasser- und Sturzfluten-Konzepts hatte die Verbandsgemeinde alle Anwohner und Interessierten am 13. Februar um 18 Uhr ins Dorfgemeinschaftshaus nach Puderbach eingeladen. Kernthema war die Vorsorge und mögliche Maßnahmen zur Vermeidung von Hochwasser und Sturzfluten.

Verbandsgemeindebürgermeister Volker Mendel begrüßte die zahlreich erschienen Anwohner. (Foto: Ulrike Puderbach)

Puderbach. Verbandsgemeindebürgermeister Volker Mendel begrüßte alle und bedankte sich für das rege Interesse der Bürger. Seit 2021 war das an diesem Abend vorgestellte Konzept in Zusammenarbeit mit den Ingenieurbüros Ulf Heinemann aus Altenkirchen und Eckart Hölzemann aus Oberlahr entstanden. Im Jahr 2023 fanden die zahlreichen Ortsbegehungen statt, in 2024 fand die Aufarbeitung in verschiedenen Gremien statt, aus denen das am 13. Februar vorgestellte Konzept entstand. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Beachtung der angespannten Finanzlage der Ortsgemeinden.

Eckart Hölzemann stellte danach das erarbeitete Konzept vor. Er betonte zu Beginn, dass das Konzept in enger Kooperation mit den Energie- und Kommunikationsträgern, der Forst- und Landwirtschaft, der Bauleitplanung und dem örtlichen Katastrophenschutz erstellt wurde. Einer der Kernpunkte ist der Aufbau von Rückhaltesystemen. In mehr als 40 Ortsterminen mit 546 Teilnehmern wurden die Gefahrenstellen eruiert.

Pflicht der Bürger zur privaten Vorsorge
Hölzemann wies zu Beginn seines Vortrages darauf hin, dass gemäß §5 Wasserhaushaltsgesetz jeder Bürger selbständig dafür verantwortlich ist, sein Haus mit Hilfe von Schutztafeln, Aufkantungen und angepassten Höhen vor Wasserschäden zu schützen. Weiterhin warnte er davor, jegliche Art von kritischer Infrastruktur in feuchten Kellern zu lagern.

Kommunale Vorsorge
Den Bereich der kommunalen Vorsorge umfasst die Sicherstellung der Notabflusswege und Wasserführung (welche wiederum nur in kommunaler und privater Kooperation umsetzbar ist), die Gewässerunterhaltung und das Totholzmanagement (welches das Freiräumen von Engstellen durch die Gemeinden umfasst), die Anpassung des Abflussregimes und die Berücksichtigung der Abflusskonzentrationen. Hier sieht Hölzemann das größte Konfliktpotential, den es gibt keine andere Lösung, als den Gewässern den Raum zu geben, den sie benötigen. Als mögliche Maßnahmen für die Verbesserung der Situation schlug Hölzemann die Schaffung von Kleinstrückhalten in den Talauen vor, um dem Wasser den Raum zu geben, der ihm in der Vergangenheit durch die zu enge Bauweise und die Versiegelung der Flächen genommen wurde.

Hochwasser versus Sturzfluten
Den Unterschied zwischen Hochwasser und Sturzflut definierte Hölzemann wie folgt: Bei einem Hochwasser handelt es sich um ein langsam ansteigendes Ereignis, bei dem der Wasserstand über mehrere Tage deutlich höher als normal ist. Bei einer Sturzflut dagegen handelt es sich um schnell auflaufendes Wasser mit kurzen Vorwarnzeiten und im Extremfall großen Wassertiefen.

Der von Hölzemann vorgestellte statistische Wert HQ100 zu HQextrem, der leider an keiner Stelle irgendwie erläutert wurde, wurde für die Region mit 1,17 errechnet. Als Vergleich führte er den an der Ahr errechneten Wert von 1,3 an, der 2021 plötzlich 4 betrug. (HQ ist die wissenschaftlich/mathematische Abkürzung aus "Hoch" und Abflusszahl Q, und bezeichnet den Zustand des Gewässers, bei dem der Wasserstand deutlich über dem Pegelstand des Mittelwassers liegt - Anm. d. Red.) Somit ist nach seiner Aussage eine Optimierung des Gewässerverlaufs dringend notwendig und die Notabflusswege müssen unbedingt frei gehalten werden. Völlig unbeachtet und unerwähnt blieben in diesem Zusammenhang leider die im Klimawandel liegenden Ursachen und der Gedanke, auch diese eventuell zu bekämpfen.



Im Folgenden zeigte Hölzemann an verschiedenen Karten die gefährdeten Bereiche der einzelnen Ortschaften (Beispiele aus Woldert, Raubach und Daufenbach) und betonte, dass es nichts bringt, die einzelnen Gemeinden zu betrachten, sondern ein Gesamtkonzept zu haben. Er ermahnte die Bürger weiterhin, die Bebauung ihrer Grundstücke mit Gartenhäusern, Holzstapeln und Kompost nicht bis ans Wasser auszudehnen. Für Starkregenereignisse mit einem SRI (Starkregenindex) von 7, der einem Regenfall von circa 40 Millimetern in einer Stunde entspricht. Hölzemann wies auf die Webseite wasserportal.rlp-umwelt.de hin, auf der die Bürger die Sturzflutgefahrenkarten einsehen können.

Frühwarnsysteme
Gemeinsam mit den Nachbarkreisen sollen Frühwarnsystem entstehen und verbindliche Strukturen geschaffen werden. Die Feuerwehren sollen testweise sogenannte Kleinspegel (Kosten pro Stück circa 2.000 Euro) installieren, um deren Wirksamkeit und Nutzen zu testen.

Teures Fazit
Am Ende des Abends stand ein Konzept, das reichlich Baustellen in den Dörfern, aber keine wirklich konkreten Lösungen (abgesehen vom Freischnitt der Bachläufe) aufzeigte. Die vorgeschlagen Maßnahmen teilen sich in kurzfristige (Kosten: 2,3 Millionen Euro), mittelfristige (Kosten: 6,5 Millionen Euro) und langfristige Maßnahmen (Kosten: 10,3 Millionen Euro) auf, für die eine mögliche Förderung des Landes aus Mainz von bis zu 60 Prozent möglich ist. In diesem Fall würde die Verbandsgemeinde die restlichen 40 Prozent übernehmen, wird die Landesförderung jedoch nicht gewährt, zieht sich auch die Verbandsgemeinde aus der Kostenübernahme zurück. Für die Erstellung des Konzepts schlagen 235.000 Euro (vor Endabrechnung) zu Buche. Von diesem Betrag werden 90 Prozent durch das Land bezuschusst.

Wie geht es weiter?
Zum Abschluss der Veranstaltung erklärte Bauamtsleiter Markus Sommer, wie die weitere Vorgehensweise zeitlich geplant ist. Zu den inzwischen niedergeschriebenen Konzepten werden Stellungnahmen eingeholt, die noch ins laufende Verfahren einfließen. Bis zum Sommer sollen dann alle Konzepte abschließend auf der Homepage der Verbandsgemeinde online zu sehen sein. (Ulrike Puderbach)





Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke  
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