Kandidaten zur Bundestagswahl 2025: Nalan Özcan (BSW)
Am Sonntag, 23. Februar, stehen die Bundestagswahlen 2025 an. Doch wer sind die Direktkandidaten, denen wir unsere Stimme geben sollen, was sind ihre Vorstellungen und Ziele nicht nur für Deutschland, sondern auch für unsere Region? Die Kuriere haben nachgefragt und allen die gleichen Fragen geschickt. Hier die Antworten von Nalan Özcan (BSW).
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Unverfälscht und echt sollen die Antworten der Kandidaten zur Bundestagswahl sein. Deshalb sind alle Antworten original zitiert, ohne Bewertung, ohne Kommentar, ohne Kürzung oder Anmerkung. Die Aussagen der Politiker spiegeln nicht die Meinung der Kuriere wider, sondern ausschließlich die des Kandidaten. Hier sind die Antworten von Nalan Özcan (BSW).
Wofür haben Sie sich bisher politisch engagiert – und wieso?
Was muss sich in Deutschland dringend verändern?
In unserem Land gibt es zahlreiche Herausforderungen, die dringend angegangen werden müssen, darunter die Gesundheitsversorgung, Mietpreise, Renten, Wirtschaft und Migration. Gesundheitseinrichtungen sollten sich auf die Gesundheit der Menschen konzentrieren, nicht auf Gewinnmaximierung. Die Privatisierung des Gesundheitswesens hat dazu geführt, dass Kassenbeiträge steigen, Leistungen eingeschränkt werden und gesetzliche Versicherte lange auf Arzttermine warten müssen. Besonders in unserer Region spüren wir die Folgen der Insolvenz der DRK-Krankenhäuser, die die medizinische Versorgung gefährdet. Geburtenstationen sind oft nur mit langen Fahrten erreichbar und Kinderärzte nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Trotz dieser Mängel haben wir das zweitteuerste Gesundheitssystem der Welt.
Die Mietpreisbremse funktioniert nicht, da überhöhte Mietforderungen nicht einmal bestraft werden. Steigende Mieten machen es Normalverdienern zunehmend unmöglich, eine Wohnung zu finden, Wohngeld füttert Vermieter mit Steuergeld. Die rot-grüne Bundesregierung unter Schröder hat es versäumt, die Privatisierung öffentlicher Wohnungen zu stoppen, was zu einer Mietpreisexplosion geführt hat. Seit Jahren fallen mehr Wohnungen aus der Sozialbindung heraus, als neue gebaut werden. Daher benötigen wir ein umfassendes Neubauprogramm für bezahlbaren Wohnraum, idealerweise durch kommunale oder genossenschaftliche Wohnungsbaugesellschaften.
In Bezug auf die Rente zeigt der Blick nach Österreich, dass Durchschnittsrenten dort 800 Euro höher sind als bei uns. In Deutschland leben 3,5 Millionen Rentner von weniger als 1.380 Euro im Monat, was zu einer wachsenden Altersarmut führt. Wer einen Platz in einem Senioren- oder Pflegeheim sucht, merkt schnell, dass ein würdevolles Leben im Alter kaum noch zu bezahlen ist.
SPD, CDU, Grüne und FDP machen eine Politik gegen kleine und mittlere Unternehmen, Handwerker und Selbstständige, fördern stattdessen große, international agierende Unternehmen. Hier muss sich dringend etwas ändern, um Geld in schnelles Internet, gute Verkehrsanbindungen, Bildung und Unternehmensgründungen investieren zu können.
Was wollen Sie konkret im Wahlkreis verändern? Wie wollen Sie vorgehen?
Fast schon traditionell werden die Kreise Altenkirchen und Neuwied vernachlässigt: vorläufiger Höhepunkt war die Insolvenz der DRK-Krankenhäuser, die die medizinische Versorgung der Region infrage stellt. Wer eine Ausbildung macht, muss bis nach NRW zur Berufsschule, wer studieren möchte, mindestens nach Koblenz. Unsere Straßen werden immer löchriger, Busse fahren vielerorts nur zu Schulzeiten. In all diesen Bereichen möchte ich mit einer starken Fraktion des Bündnisses Sahra Wagenknecht für Verbesserungen streiten. Verbrenneraus und Heizungsgesetz lehne ich in der derzeitigen Form genauso ab wie die weiter steigende CO₂-Bepreisung: Wer keine Alternativen zum Auto oder der Öl- und Gasheizung hat, darf nicht einfach nur abkassiert werden. Und schließlich: ich möchte Bürgerforen, um die Anliegen der Bevölkerung in Entscheidungen einzubeziehen. Die Polizeipräsenz will ich verbessern, um das Sicherheitsgefühl zu stärken.
Was sollte sich ändern, damit die Gesundheitsversorgung im Wahlkreis stabil und zuverlässig bleibt?
Das Grundproblem ist die Gewinnorientierung: Gesundheitseinrichtungen sollen keine Gewinne, sondern Gesundheit produzieren. Die Privatisierung des Gesundheitswesens hat das Gegenteil bewirkt, Kassenbeiträge steigen, Leistungen werden eingeschränkt, gesetzlich Versicherte warten monatelang auf Arzt- und vor allem Facharzttermine. In unserer Region bricht mit der Insolvenz der DRK-Krankenhäuser viel weg, Geburtsstationen sind nur noch mit langen Autofahrten erreichbar, Kinderärzte nehmen keine Patienten mehr auf. Und trotz aller Mängel leisten wir uns das zweitteuerste Gesundheitssystem der Welt. Deshalb fordert das BSW bei der Gesundheit eine Bürgerversicherung: Alle zahlen ein, private Zusatzversicherungen bleiben möglich. Aber es muss aufhören, dass die gesetzlich Versicherten alleine für die Gesundheitsversorgung all derer aufkommen, die keine Beiträge zahlen – während Gutverdiener nicht zur Kasse gebeten werden. Regional brauchen wir Anreize, um junge Ärzte anzulocken, beispielsweise mit Anstellungsverträgen statt selbständiger Praxis. Kommunale Gesundheitszentren, Telemedizin und digitale Angebote können ergänzen, digitale Sprechstunden und Beratungen sollten gefördert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Fachärzten und Krankenhäusern muss gestärkt, die Notfallversorgung im Rettungsdienst engmaschiger werden.
Deshalb sind Sie in die Partei eingetreten, für die Sie als Kandidatin antreten:
Seit der Gründung des BSW im vergangenen Jahr habe ich wieder Hoffnung, dass wir vieles zum Guten wenden können. Ich möchte mich einbringen und für die Menschen in unserer Region Vernunft und Gerechtigkeit eine Stimme geben.
Worüber können Sie lachen?
Politisch gibt es leider nichts zu lachen.
Was löst bei Ihnen Frust aus oder macht Sie sogar wütend?
Warum kümmern wir uns nicht darum, dass junge Menschen endlich gute Bildungschancen bekommen – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern? Warum bauen wir keine bezahlbaren Wohnungen? Es ärgert mich, wenn politische Entscheidungen getroffen werden, ohne die Bürger auch nur zu fragen. Und ich platze, wenn ich die Landesregierung über gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land schwadronieren höre – und gleichzeitig sehe, wie unsere Region vernachlässigt wird. Ich setze mich dafür ein, dass diese Themen endlich ernsthaft angepackt werden.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne mal lesen?
Waffenstillstand und Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine, sowie Waffenruhe im Gazastreifen.
Am 23. Februar: Das BSW zieht in den Bundestag ein.
Was betrachten Sie als Ihre größte Fehleinschätzung bezogen auf Ihre eigene politische Arbeit und/oder Partei?
Dass CDU, SPD, FDP und Grüne irgendwann einsehen würden, dass mit Donald Trump ein US-Präsident ins Amt kommt, der sich weder für Europa noch für jahrzehntealte politische Übereinkünfte interessiert – und dass deswegen ein völlig neuer Politikansatz nötig ist.
Deshalb sollten die Wähler mir Ihre Stimme geben:
Ich bin tief in der Region verwurzelt und weiß, was die Menschen bei uns bewegt. Ich setze mich leidenschaftlich für die Verbesserung der Infrastruktur, die Unterstützung der lokalen Wirtschaft und die Stärkung der Gemeinschaft ein. Mein offenes Ohr für die Anliegen der Bürger sowie mein Engagement für Transparenz und Mitbestimmung machen mich zu einer vertrauenswürdigen Stimme im Bundestag. Gemeinsam können wir unseren Wahlkreis voranbringen!
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Kurzer Steckbrief
Wohnort: Roth
Geburtsdatum: 29. November 1991
Familienstand: verheiratet
Beruflicher Lebenslauf/ Ausbildung: Automobilkauffrau, Zugverkehrssteuerer, Wirtschaftsfachwirtin
Politischer Werdegang: 2024 Parteieintritt Bündnis Sahra Wagenknecht, 2025 Direktkandidatin für den Wahlkreis 196 Neuwied/Altenkirchen
Gesellschaftliches Engagement und Vereinsaktivitäten:
Hobbys: mit meinen Hunden wandern, Freunde und Familie treffen, reisen und kochen
Drei Lieblingsorte im Wahlkreis: Wandern im Westerwald und entlang des Rheins.
Vorbilder: Meine Mutter und Sahra Wagenknecht
Kontaktdaten zur Veröffentlichung: nalanoezcan.bsw.rlp
Eine kurze Übersicht aller Direktkandidaten für den Wahlkreis 196 und den Bundestagswahlen finden Sie hier. (Red)
Mehr dazu:
Bundestagswahl 2025
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