"Queen" und Joe Cocker im Westerwald? SWR1 machte es möglich: "Hits und Storys" in Montabaur
Von Wolfgang Rabsch
In der Stadthalle Montabaur fand ein Konzert statt, das die Zuhörer auf eine nostalgische Reise durch die Musikgeschichte mitnahm. Die von SWR1 produzierte Reihe "Hits und Storys" sorgte für ausverkaufte Reihen und begeisterte Besucher.
Montabaur. Die Stadthalle in Montabaur ist bekannt für ihre besonderen Veranstaltungen, die regelmäßig ein großes Publikum anziehen. Zu den Highlights dürfte mit Sicherheit, die von SWR1 produzierte Konzertreihe "Hits und Storys" mit der Band "Pop History" gehören. Sobald die Termine bekanntgegeben werden, startet auch schon der Andrang auf die Karten, die weggehen wie warme Semmeln. Das war auch in Montabaur der Fall, denn die Stadthalle war bis auf den allerletzten Platz ausverkauft. Die Besucher strömten im wahrsten Sinne des Wortes, aus allen Himmelsrichtungen nach Montabaur, wovon sich der WW-Kurier selbst überzeugen konnte. Ruhrpott Dialekt, "Kowwelenzer Schängel-Sproch", Eifel Dialekt, vermischt mit Wäller Platt, erzeugten bereits vor Beginn der Show, ein lustiges Stimmengewirr, in Verbindung mit freudiger Erregung auf das kommende Konzert. Das erfolgreiche Konzept "Hits und Storys" wurde 2016 vom SWR1 gegründet und kann sich von Jahr zu Jahr über wachsende Beliebtheit freuen. Die Musikszene befindet sich in einem steten Wandel, so findet jede Stilrichtung seine Fans. Die SWR1-Show spricht in erster Linie die Fans an, die das Entstehen der goldenen 60er und 70er Jahre in ihrer Jugend selbst miterlebt haben. So wehte durch die Stadthalle Montabaur ein Hauch von Nostalgie, was man auch den meisten Besuchern ansehen konnte, überwiegend dominierte das sogenannte "Graue Gold", oder auch liebevoll "Silberschädel" genannt.
Wer erwartet hatte, die Show würde ruhig und beschaulich über die Bühne gehen, der sah sich arg getäuscht. Der Band "Pop History" gelang es ansatzlos, vom ersten Song ("Centerfold" von der J. Geils Band) an, das Publikum voll zu vereinnahmen. Bereits nach dieser Eröffnung brandete Jubel auf, wie er häufig erst am Ende eines Konzerts zu hören ist.
Hits und Storys, die begeisterten
Es ist aber nicht nur die Musik, die begeistert, auch Bernd Rosinus, Musikchef von SWR1, ergänzt vortrefflich die Show, in dem er vor jedem Song Geschichten und Anekdoten zum Besten gibt, die sich um die Hits und Stars ranken. Es ist unmöglich, von 16 vorgetragenen Welthits, jede Hintergrundgeschichte zu beschreiben. Darum an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl, die trotzdem für die Fans der Musik wichtige Erkenntnisse bringen.
Da ist zum Beispiel die Geschichte von den "4 Non Blondes", die vierköpfige Frauenband, die mit "What's up" einen Monsterhit landete. Bevor ihre Weltkarriere begann, saßen die vier Musikerinnen in einem Park in San Diego zusammen und aßen Pizza. Sie hatten auch damals noch keinen großen Wert auf moderne Kleidung gelegt und sahen dementsprechend eher verlottert aus. Wie viele anderer Menschen auch ließen sie in den Pizzakartons die Ränder und Reste der Pizzen liegen. In diesem Moment kam eine vierköpfige Familie vorbei, die Eltern hellblond, ebenso ihr Sohn. Der Sohn wollte sich aus einem Karton ein Stück Pizza nehmen, da begann die Mutter zu schimpfen: "Lass das, das ist schmutzig. So was fressen Tiere oder … solche Leute, wie die da", dabei warf sie den Musikerinnen einen verächtlichen Blick zu. Da die vier Musikerinnen allesamt nicht blondes Haar trugen, waren sie sich einig, dass sie sich in Zukunft "4 Non Blondes" nennen werden, was frei übersetzt so viel heißt wie "Die Vier Nichtblonden".
Auch die Geschichte von Shania Twain, die zu einer der erfolgreichsten Stars der Popszene mutierte, war beeindruckend. Nachdem sie ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall verloren hatte, versuchte sie zunächst in der Country-Szene Fuß zu fassen, eher mit geringem Erfolg. Wie das Leben so spielt, lernte sie den Musikproduzenten Robert John "Mutt" Lange kennen, der ihre Weltkarriere maßgeblich förderte. Sie verliebten sich und schlossen auch den Bund fürs Leben. Doch die Ehe hielt nicht so lange, als Shania feststellte, dass ihr Mann sich vegan ernährt und keine Drogen und keinen Alkohol konsumiert. Unter dem brüllenden Gelächter des Publikums erklärte Rosinus "Mutt Lange kommt halt nicht aus dem Westerwald". Heißt im Klartext, hätte Shania Twain einen Wäller Naturburschen geehelicht, wäre sie heute noch glücklich verheiratet, wäre aber nicht zigfache Millionären geworden.
Standing Ovations, Jubel und Zugaben
Diese beiden Geschichten beweisen, wie unterhaltsam der Abend verlief, sehr zum Vergnügen des bestens gelaunten Publikums, das nicht mit Beifall und Jubel sparte. Bei den stürmisch geforderten Zugaben erfolgte eine Hommage an "Queen" und deren legendären Sänger Freddie Mercury mit "The Show must go on" und "Another one bites the dust". Eine Paraderolle für Gastsänger Sascha Kleinophorst, der stimmlich und gestenreich in die Rolle von Freddie schlüpfte. Es gab niemanden in der Stadthalle, den ist noch auf den Sitzen hielt und es ist nicht übertrieben, von einer ausschweifenden Partystimmung zu sprechen.
Die Band "Pop History", um ihren Bandleader Peter Kühn, besteht aus exzellenten Musikern und Sängern, die allerhöchsten Ansprüchen genügen. Angetrieben vom Publikum, spielte sie sich die Band wie in einem Rausch und brachte die Stadthalle im Sinne des Wortes, zum Kochen. Man muss dabei gewesen sein, um zu erahnen, dass diese Schilderung nicht übertrieben ist.
Interessant und unterhaltsam waren die Gespräche, die der WW-Kurier, während der Pause und nach dem Konzert, mit verschiedenen Besuchern führen konnte. Da war ein Paar aus dem Ruhrpott, die ihr Ruhedomizil in Hausen, Kreis Neuwied, gesucht und gefunden hatten. Oder das Paar aus der hinteren Eifel, in der Nähe von Wittlich, das regelmäßig "Hits und Storys" besucht, aber auch die ältere Dame, die Rosinus fragte, wann die neuen Termine für das Jahr 2026 bekanntgegeben werden, damit sie sich rechtzeitig ihre Tickets sichern könne.
Die Band "Pop History "spielte in der folgenden Besetzung: Martin Holl (Keys), Tim Kosack (Drums), Marc Jullien (Bass), Peter Kühn (Gitarre, Gesang), Helen Forster (Gesang), Matthias Schärf (Gitarre) und als Gastsänger Sascha Kleinophorst. (Wolfgang Rabsch)
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