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Pressemitteilung vom 19.03.2025    

"Weil Hass nur zerstört": Holocaust-Überlebende Henriette Kretz teilt ihre Geschichte mit Neuwieder Schülern

Henriette Kretz, eine Überlebende des Holocaust, teilt ihre bewegende Lebensgeschichte mit Oberstufenschülern in Neuwied. Ihre Erlebnisse als Kind im Zweiten Weltkrieg sind erschütternd und eindringlich.

Henriette Kretz beeindruckte die chüler des Rhein-Wied- und des Werner-Heisenberg-Gymnasiums mit der Erzählung ihrer Kindheitsgeschichte. (Fotos: Fotos: Stadt Neuwied/Ulf Steffenfauseweh)

Neuwied. Als Henriette Kretz neun Jahre alt ist, werden ihre Eltern erschossen. Auf der Flucht vor den Nazis, die sie und ihre Familie in ein Vernichtungslager bringen wollten, entkommt das junge Mädchen allein. Acht Jahrzehnte später erzählt sie Oberstufenschülern beider Neuwieder Gymnasien von ihrer Kindheit. Die Schüler lauschen gebannt ihrer Geschichte, die mit einer unbeschwerten Kindheit beginnt und sich nach dem Überfall der Deutschen verändert. Die Familie flieht zunächst ins sowjetisch besetzte Lemberg (Lwiw), wird jedoch 1941 von den Nazis eingeholt und ins jüdische Ghetto umgesiedelt. Mehrmals gelingt es ihrem Vater, die Familie durch Hilfe von Bekannten oder Bestechung zu retten, bis sie schließlich auf einen Todestreck gezwungen werden sollen.

Henriette erinnert sich an ihre verzweifelte Lage nach der Flucht: "Ich verstand, dass ich jetzt Waise und ganz allein war." Dank Celina, einer katholischen Ordensschwester, findet sie Unterschlupf in einem Waisenhaus und überlebt den Krieg. Heute, als Mitglied des polnischen Vereins "Kinder des Holocaust", spricht sie mit Jugendlichen über die Vergangenheit. "Hass hat nie etwas gebaut. Hass hat nur zerstört. Ich will verstehen", erklärt sie und betont die Bedeutung von Demokratie und Offenheit. Sie macht deutlich, "dass man Grenzen nicht schließen kann, weil Menschen immer fliehen werden, wenn sie nicht gut und frei leben können". Und sie unterstreicht: "Unsere Erde gehört niemandem. Sie ist für alle. Für Tiere, Pflanzen und Menschen. Wenn wir das verstehen, haben wir eine gute Chance, zu überleben".



Als die Schüler nach ihren Worten applaudieren, lächelt sie nur und meint verschmitzt: "Klatschen Sie nicht. Ich bin keine Lady Gaga. Das ist keine Vorstellung, das ist ein Gespräch." Und deshalb beantwortet sie gern die Fragen der Schüler, etwa, ob sie nach diesen Erfahrungen noch an Gott glauben kann oder in der aktuellen politischen Entwicklung Parallelen zur damaligen Zeit sieht. Als RWG-Direktor Helmut Zender in seiner kurzen Abmoderation am Ende feststellt, "dass es keiner weiteren Worte mehr bedarf", widerspricht niemand. Und so bleibt es Bürgermeister Peter Jung nur noch, Henriette Kretz zu bitten, sich in das Buch der Stadt einzutragen. Eine Ehre, die sie Neuwied gern erweist.

"Ihr müsst diese Erfahrungen weitertragen"
80 Jahre nach Ende der Nazi-Terrorherrschaft sind Menschen, die den Holocaust selbst erleben mussten und ihre eigene Geschichte erzählen können, selten geworden. Deshalb haben Neuwieds Bürgermeister Peter Jung, Kreis-Beigeordneter Philipp Rasbach sowie die beiden Schulleiter Helmut Zender (RWG) und Frank Michael Strauss (WHG) die Gelegenheit ergriffen, als die Leiterin der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte, Valérie Jülich-Albeck, anbot, Kontakt zu Henriette Kretz und dem Maximilian-Kolbe-Werk herzustellen. "Die nächste Generation wird eine solche Gelegenheit nicht mehr bekommen. Ihr müsst diese Erfahrungen daher weitertragen. Hass, Hetze und Ausgrenzung dürfen in unserer Gesellschaft nie wieder Platz haben", rief sie am Ende den rund 150 versammelten Oberstufenschülern zu. (PM/Red)


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